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INSEKTEN/229: Schmetterling des Jahres 2014 - Der Wolfsmilchschwärmer (Der Rabe Ralf)


DER RABE RALF
Nr. 179 - April / Mai 2014
Die Berliner Umweltzeitung

Schmetterling des Jahres 2014
Der Wolfsmilchschwärmer

von Jörg Parsiegla



Seit 2003 kürt die BUND NRW Naturschutzstiftung in Abstimmung mit der Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen den Schmetterling des Jahres. In diesem Jahr ist es der Wolfsmilchschwärmer oder, mit lateinischem Namen, Hyles euphorbiae. Das Kuratorium will damit auf den starken Rückgang des Falters aufmerksam machen, der in den 1960er Jahren hierzulande noch sehr viel häufiger vorkam. Grund dafür ist der zunehmende Verlust seines Lebensraumes: nährstoffarme, trockene und warme Standorte, auf denen die Zypressen-Wolfsmilch, Nahrungspflanze der Wolfsmilchschwärmer-Raupen, wächst. Das können Trockenrasen, Kiesgruben, Binnendünen oder sonnige Hänge sein, außerdem Feld- und Wegränder. Während der Wolfsmilchschwärmer in ganz Deutschland als gefährdet gilt, ist er in anderen Teilen Europas und überall dort, wo Landwirtschaft, Industrie und Verkehr weniger intensiv oder dicht angesiedelt sind, weitaus verbreiteter.

Der Schmetterling aus der Familie der Schwärmer erreicht eine Flügelspannweite von bis zu 85 Millimetern und besitzt eine ziemlich variable Färbung. Während die Vorderflügel hell gelbbraun oder hell rosafarben grundiert und mit dunkelbraunen bis olivgrünen Flecken und einer keilförmigen Binde zum unteren Rand abgesetzt sind, werden die Hinterflügel von einem zentralen roten, bis rosafarbenen Bereich, der breit schwarz gerandet ist, dominiert. Rücken und Hinterleib haben die gleiche Färbung wie die Flecken der Vorderflügel.

Wie schon der Name verrät, wird der (Nacht-)Schwärmer bereits kurz nach Sonnenuntergang aktiv. Tagsüber saugen sie Nektar an verschiedenen Blüten, kommen aber nur sehr selten ans Licht. Etwa bis Mitternacht wiederholen sich drei bis vier kurze Flugphasen. Die anschließende Paarung dauert dafür umso länger: bis zu drei Stunden.

Die giftige Zypressen-Wolfsmilch dient dem Schmetterling auch als Ablageort für die ungewöhnlich hartschaligen Eier. So schlüpfen die anfangs nur vier Millimeter langen Raupen, die gegen das Pflanzengift immun sind, gleich am Futterort. Mit einer leuchtend rot-schwarzen Schutzfärbung weisen ausgewachsene, jetzt bis zu 75 Millimeter lange Raupen ihre Fressfeinde auf den giftigen Darminhalt hin. Ihr rotes hinteres Horn mit seiner schwarzen Spitze ähnelt zudem einem Stachel.

In normalen Jahren fliegt der Wolfsmilchschwärmer in einer Generation von Mitte Mai bis Juli. In warmen Jahren kann eine - meist unvollständige - zweite Generation von August bis Mitte September ausfliegen. Die Raupen findet man von Juli bis September.

Übrigens, kein Aprilscherz: In der Schweiz fressen die Raupen des Wolfsmilchschwärmers häufig auch Vogelknöterich. Mangels Zypressen-Wolfsmilch oder weil (ungiftiges) Gemüse besser schmeckt? Eidgenössische Wolfsmilchschwärmer gar als kleine Gourmets?



Weitere Informationen:
www.bund-nrw-naturschutzstiftung.de

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Quelle:
DER RABE RALF - 25. Jahrgang, Nr. 179 - April/Mai 2014, Seite 15
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 8, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Mai 2014