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INSEKTEN/230: Von Teufelsnadeln und Augenstechern (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 19. August 2014

Von Teufelsnadeln und Augenstechern



(Bremen, den 19/08/14) Wechselhaftes Wetter und viele Mücken haben auch positive Seiten - viele Großlibellen beherrschen jetzt den Luftraum Norddeutschlands. Den NABU in Bremen erreichen viele ängstliche Anfragen, ob die großen Luftakrobaten stechen könnten. Doch auch wenn der Volksmund "Augenstecher" oder "Teufelsnadeln" aus ihnen mache, seien alle Libellen vollkommen ungefährlich und als Insektenjäger sogar äußerst nützlich, beruhigt NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann.

Eine Libelle in Nahaufnahme von vorn, zwischen zwei Fingern gehalten © NABU Bremen

Blaugrüne Mosaikjungfer
© NABU Bremen

Besonders die verbreitete blaugrüne Mosaikjungfer mit bis zu elf Zentimetern Spannweite fällt Spaziergängern und Gartenbesitzern jetzt auf. "Während die Männchen hauptsächlich in der Nähe von Gewässern jagen und dort ihr Revier verteidigen, trifft man die Weibchen auch in tümpellosen Parks und Gärten", erklärt Hofmann. Ihr häufiges Vorkommen erklärt der NABU mit den milden Wintern und weniger mit der Mückenflut, wenngleich die nervenden Blutsauger ihre liebste Beute seien.

"Die blaugrüne Mosaikjungfer braucht vom Ei bis zur fertigen Libelle zwei bis drei Jahre Entwicklungszeit unter Wasser", so Sönke Hofmann. Allerdings könne durch warme Witterung die Entwicklung auch beschleunigt werden. "Die Larven leben in fischarmen Gewässern äußerst räuberisch und verschmähen weder Kaulquappen noch Artgenossen. Dort fressen sie natürlich auch besonders viele Mückenlarven."

Zwei unterschiedlich gefärbte Libellen, die Köpfe zueinander gewendet, auf einem Grashalm - © NABU Bremen

Prachtlibellen
© NABU Bremen

Ausgewachsene Libellen benutzen ihre Beine als Fangkorb, der wie eine Reuse funktioniert. Damit werden fliegende Mücken und Käfer eingesammelt und im rasanten Flug bei bis zu 50 Stundenkilometern verzehrt. Die Beute spüren Libellen mit ihren typisch großen Facettenaugen auf, die aus bis zu 30.000 Einzelaugen bestehen. Haben die Weibchen genügend gefressen, kehren sie zur Eiablage an die Teiche zurück und bilden zur Begattung mit den Männchen ein Paarungsrad.

Libelle auf Stein, von oben fotografiert, die vier Flügel sind vom Körper abgespreizt - © NABU Bremen

Blutrote Heidelibelle
© NABU Bremen

Obwohl man diesen schillernden Kunstfliegern jetzt häufig begegne, seien von den 59 in Niedersachsen und Bremen heimischen Libellenarten über zwei Drittel bereits verschwunden, vom Aussterben bedroht oder gefährdet, betont der NABU. Die Ursachen für den alarmierenden Bestandsrückgang der Libellen sind seit langem bekannt. Alle Libellenarten sind zumindest als Larve auf Gewässer angewiesen. Sind Bäche und Flüsse verschmutzt, Moore und Sümpfe trockengelegt oder Teiche verfüllt, haben sie keine Lebensmöglichkeiten mehr. Am härtesten betroffen sind die Spezialisten. Sie können sich an verändernde Lebensbedingungen nicht anpassen, weil sie auf einen einzigen Lebensraumtyp angewiesen sind. Sie werden durchweg in den Roten Listen als verschwunden oder vom Aussterben bedroht geführt.

Vier Libellen mit an den Körper gelegten Flügeln an einem Pflanzenstil - © NABU Bremen

Azurjungfern
© NABU Bremen

Wer Libellen im eigenen Garten helfen möchte, sollte sich einen naturnahen Gartenteich und auf keinen Fall Fische zulegen. Die Libellen revanchieren sich dann, indem sie die Mücken doppelt in Schach halten - als Larven und später als Insekt. Fische fressen die Libellenlarven und weitere Nützlinge und verstärken damit sogar die Mückenplage.

"Die kleinen Blutsauger sind so anspruchslos, dass sie sich in jedem Wassereimer oder Regentonne massenhaft entwickeln. Wenn der Gartenteich dann nur Fische und keine Raubinsekten beherbergt, wird es unangenehm", weiß Sönke Hofmann zu berichten und fügt aus eigener Erfahrung hinzu: "Seit meine Eltern einen libellenreichen Gartentümpel haben, haben Sie weitaus weniger Last mit Mücken."


Derzeit läuft der Naturteich-Wettbewerb des NABU. Noch bis Ende September können Gartenteichbesitzer sich mit zwei Fotos und Antworten zu einem kurzen Fragebogen bewerben. Zu gewinnen gibt es Einkaufsgutscheine vom Gartencenter Wassenaar, Bücher und Teich-Startersets von Gartentechnik Bremen. Die Unterlagen zum Wettbewerb stehen auf www.NABU-Bremen.de oder können unter 04 21 /45 82 83 64 angefordert werden.

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Quelle:
Pressemitteilung, 19.08.2014
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen
Tel. 04 21 / 45 82 83 64
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. August 2014