Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → ARTENSCHUTZ


INSEKTEN/303: Schachbrett en miniature - Schachbrettfalter ist Schmetterling des Jahres (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 208 - Februar / März 2019
Die Berliner Umweltzeitung

Schachbrett en miniature
Der Schachbrettfalter ist Schmetterling des Jahres 2019

von Jörg Parsiegla


Ende November letzten Jahres wurde der Schachbrettfalter zum Schmetterling des Jahres 2019 gekürt. Zuständig für die Wahl sind seit 2003 die Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen und die BUND NRW Naturschutzstiftung. Die Naturschützer möchten mit der Auszeichnung auf die Bedrohung der Schmetterlingsart durch die intensive Landwirtschaft aufmerksam machen. Denn entscheidend für das Vorkommen dieses Falters sind nährstoffarme, blütenreiche Wiesenbereiche, die bis Ende Juli nicht gemäht werden. Nur hier lassen die Weibchen ihre Eier einzeln zu Boden fallen, teilweise während des Fluges. Durch Düngung und frühe Mahd sind solche Wiesen in vielen Teilen Deutschlands selten geworden.

Von Nordspanien bis zum Bosporus

Melanargia galathea, so der wissenschaftliche Name des Tieres, kommt in weiten Teilen Europas und im nördlichen Afrika vor. Im Norden reicht das Verbreitungsgebiet bis in den Süden Englands. In Südosteuropa scheint die Meerenge des Bosporus ein Verbreitungshemmnis zu sein. In Deutschland ist die Art derzeit noch nicht gefährdet, aber rückläufig.

Die Art lebt in grasbewachsenen Gegenden, beispielsweise auf Wiesen und Lichtungen, sowie an Straßenrändern und Böschungen. Bevorzugt werden Standorte mit kalkigem Boden, auch Kalkmagerrasen an sonnigen Hängen sind gefragt.

Dank seines einzigartigen Flügelmusters ist der Schachbrettfalter auch für Laien recht gut von anderen Arten zu unterscheiden. Die Flügel sind auf der Oberseite intensiv schwarzbraun und weiß gefärbt und wirken daher wie ein Schachbrett. Die schwarze "Aderung" der Flügel unterstreicht diesen Eindruck noch. Die Flügelunterseite ist zwar ebenso gefleckt, aber weniger kontrastreich. Sie wird von runden "Augenflecken" gesäumt. Die Art bildet regionale Eigenformen aus. Mit einer Spannweite von 40 bis 50 Millimetern gehört das Schachbrett zu den mittelgroßen Tagfaltern.

Vorliebe für Violettes

Schachbrettfalter bekommt man hierzulande von Ende Juni bis August zu Gesicht, die Raupen krabbeln in der neuen Generation ab September und nach der Überwinterung bis in den Juni.

Die anfangs rosa gefärbten Raupen verbringen die kalte Jahreszeit in der lockeren Wiesenstreu am Erdboden, ohne vorher Nahrung aufzunehmen. Erst im März des neuen Jahres beginnen sie an verschiedenen Gräsern zu fressen. Ältere Raupen sind dicht behaart und entweder graubraun oder grün gefärbt. Zunächst sind die bis zu 30 Millimeter langen Raupen tagaktiv, später fressen sie nur noch nachts.

Ab Mai verpuppen sich die Tiere in einem unscheinbaren Gespinst aufrecht an einem Grashalm. Die Puppe des Schachbrettfalters ist weißlich bis ockerbraun gefärbt und besitzt zwei charakteristische, fast schwarze Augenpunkte. Nach wenigen Wochen schlüpfen ab Mitte Juni die voll entwickelten Schmetterlinge und ernähren sich dann hauptsächlich vom Nektar violetter Blüten wie Flockenblume, Kratzdistel oder Skabiose.

Zum Schutz des auch Damenbrett genannten Falters ruft die BUND NRW Naturschutzstiftung dazu auf, Wiesen mosaikartig zu mähen und Randstreifen von Bahndämmen, Feldwegen oder Gräben stehen zu lassen. Im Siedlungsbereich können Gartenbesitzer nährstoffarme und trockenwarme Wiesen für den Falter anlegen. Da Schachbrettfalter schon auf kleinen Flächen in größerer Anzahl leben können, nährstoffarme und trockenwarme Wiesen für den Falter anlegen. Da Schachbrettfalter schon auf kleinen Flächen in größerer Anzahl leben können, helfen bereits solche kleinen Inseln, die Art zu erhalten.


Weitere Informationen:
www.bund-nrw-naturschutzstiftung.de

*

Quelle:
DER RABE RALF
30. Jahrgang, Nr. 208, Seite 13
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 8, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47/-0, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de
 
Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: jährlich, 25 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. April 2019

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang