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JAGD/161: Bleimunition verbieten - Gefahr für Mensch und Tier (NABU BB)


NABU Landesverband Brandenburg - Pressedienst Naturschutz aktuell, 16. April 2009

Bleivergiftetes Wildfleisch: Gefahr für Menschen - zur heutigen Vorstellung von Forschungsergebnissen ...

Enorme Grenzwertüberschreitungen / NABU fordert endlich Verbot von Bleimunition


Ein umfangreiches Forschungsprojekt, das ursprünglich dem Schutz von Seeadlern vor Bleivergiftung dienten hat ergeben, dass das Wildbret von mit Bleimunition geschossenem Wild praktisch von der Nasenspitze bis zur Schwanzspitze mit Blei durchsetzt ist. Dieser sogenannte Bleinebel ist höchst giftig. Blei sammelt sich im menschlichen Körper an und schädigt das Nervensystem. Insbesondere bei Kindern verursacht Blei erhebliche Entwicklungsstörungen, verringertes Wachstum und geistige Beeinträchtigungen. Bisher dachte man, dass mit dem Herausschneiden des Schusskanals das Problem zu lösen sei. Stichproben in Supermärkten ergaben bei Wildschweinfleisch eine 10.000fachen Überschreitung des Bleigrenzwerts für Schweinefleisch.

Im vergangenen Winter wurden 12 Seeadler in die Tierklinik in Düpel eingeliefert. Davon waren 10 Seeadler bleivergiftet. Auch die in Brandenburg geltenden Regelungen zur Entsorgung und Vergraben von Wildüberresten haben sich für den Seeadler nicht ausgewirkt.

Daher fordert der NABU ein sofortiges Verbot jeglicher Bleimunition zum Schutz der menschlichen Gesundheit und des Seeadlers sowie anderer betroffener Vogelarten.

Das Umweltministerium Brandenburg (MLUV), das sowohl für Verbraucherschutz, Naturschutz und Jagd zuständig ist, sollte sofort ein Bleiverbot für Brandenburg erlassen sowie sich national und auf EU-Ebene für bleifreies Wildbret engagieren.

Jagd und Munitionsindustrie verhindern bislang in Deutschland eine bleifreie Jagd und damit bleifreie Nahrungsmittel Spätestens nach den jetzt vorgelegten Forschungsergebnissen geht Verbraucher- und Naturschutz vor Lobbyinteressen einzelner Gruppen. In vielen anderen Ländern ist Bleimunition seit Jahren verboten


Hintergrund:

Vorstellung der Ergebnisse des Forschungsprojektes auf heutiger Tagung:

Jeder vierte Seeadler stirbt an einer Bleivergiftung. Dieses Blei wird mit der Nahrung, beispielsweise angeschossene Wildtiere und Aufbrüche, aufgenommen. Auf der federführend vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) im Forschungsverbund Berlin e.V. organisierten Tagung am 16. April 2009 in Berlin wurden die Ergebnisse der 3-jährigen Forschung zur Bedeutung der Bleivergiftungen auf die Seeadlerpopulation, zur Lebensraumgröße des Seeadlers sowie zum Fressverhalten dargestellt. Auch die Ergebnisse der Befragung der Jäger zu dem Problem und die Erkenntnisse aus der Konfliktanalyse wurden erläutert. Weiterhin wurde gezeigt, ob sich die alternative, bleifreie Munition für die Jagd eignet. Ergänzt wurde die Tagung durch internationale Gäste, die über das Problem der Bleivergiftungen bei Greifvögeln und die Lösung in Japan und den USA berichten.

Statistik:

Im letzten Winter wurden zunehmend vergiftete Seeadler aus allen Bundesländern mit Seeadlervorkommen in die Berliner Tierklinik gebracht. Seit September 2008 sind allein zwölf Tiere eingeliefert worden, bei zehn Vögeln wurde eindeutig eine Bleivergiftung festgestellt. Nach Beobachtungen der Veterinäre ist das ein trauriger Rekord - nie sind in einer Wintersaison so viele an Bleivergiftung leidende Greifvögel zur Behandlung in die Berliner Tierklinik gebracht worden. Bundesweit gibt es noch rund 500 Seeadlerpaare.

Zum Weiterlesen:
http://berlin.nabu.de/nabuaktiv/fachgruppen/greifvogelschutz/10534.html
http://www.seeadlerforschung.de


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Quelle:
Pressedienst, 16.04.2008
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Brandenburg
Lindenstraße 34, 14467 Potsdam
Tel: 0331/20 155 70, Fax: 0331/20 155 77
E-Mail: info@NABU-Brandenburg.de
Internet: www.brandenburg.nabu.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. April 2009