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RECHT/039: Bis zu 2 Jahre Haft drohen auf Färöer-Inseln für Versuch, Wale zu schützen (Sea Shepherd)


Sea Shepherd Global - Donnerstag, 23. Juli 2015

Einem deutschen und einem US-amerikanischen Staatsbürger drohen bis zu 2 Jahren Haft auf den Färöer-Inseln, wenn sie für schuldig befunden werden, Wale geschützt zu haben


Susan Larsen aus San Francisco in den USA und Tom Strerath aus Bremen in Deutschland drohen bis zu 2 Jahren Haft, wenn sie für schuldig befunden werden, das färöische Grindwalfanggesetz gebrochen zu haben.

Die Freiwilligen von Sea Shepherd wurden am Montagmorgen nördlich von Klaksvik im Nordosten der Inselkette festgenommen, nachdem es den mutmaßlichen Versuch eines Grindadráp - der berüchtigten Treibjagd von Walen auf den Färöer-Inseln - gegeben hatte.

Die färöischen Behörden haben bereits darauf hingewiesen, dass die Sea Shepherd-Freiwilligen unter Bezug auf Abschnitt 9 des Gesetzes angeklagt werden. Obwohl ihr offizieller Rechtsvertreter um weitere Informationen gebeten hat, gab die Polizei keine weiteren Details zu den genauen Anklagepunkten der beiden heraus.

Ein Gerichtstermin wurde für den heutigen Donnerstag, 23. Juli, um 09:30 Uhr Ortszeit in Tórshavn festgelegt.

Larsen, die zum Zeitpunkt der Verhaftung das Schlauchbot "Farley" fuhr und Strerath, der das Boot navigierte, halten sich beide im Rahmen von Sea Shepherds Grindwal-Schutzkampagne 2015 - "Operation Sleppid Grindini" auf den Färöern auf.

Die Leiterin des Landteams von "Operation Sleppid Grindini", Rosie Kunnecke, vermutet, dass die Unfähigkeit der Polizei, weitere Details bezüglich der Anklagepunkte von Larsen und Strerath zu bestätigen, darauf hindeutet, dass es einen Mangel an Beweisen für ein Fehlverhalten der beiden gibt.

"Die färöischen Behörden legen es offensichtlich darauf an, bei ihren verschärften Gesetzen nun die Muskeln spielen zu lassen. Jedoch haben sie bisher keinerlei Beweise hervorgebracht, die irgendeine Schuld von Susan und Tom belegen könnten", sagte Kunnecke.

Die Verhaftung erfolgte gegen 09:00 Uhr Ortszeit am Montagmorgen. Das Sea Shepherd-Schiff "Sam Simon" und die "Farley" haben eine Flottille von etwa 15 lokalen Booten, die sich nach Norden zum Tötungsstrand von Klaksvik bewegte, beobachtet. Das dänische Marineschiff "Triton" hielt sich ebenfalls in der Gegend auf.

Obwohl die Sea Shepherd-Schiffe keine Grindwale in dem Gebiet sehen konnten, war die erhöhte Aktivität auf dem Wasser ein generelles Anzeichen für eine Grindwal-Treibjagd.

Kurz nachdem die Flottille aufhörte, sich Richtung Norden zu bewegen, stoppten auch die "Sam Simon" und die "Farley". Die "Farley" war etwa eine Seemeile Backbord von der "Sam Simon" entfernt.

Die färöische Polizei enterte das Schlauchboot und verhaftete die beiden Freiwilligen.

Während der Verhaftungen schob sich die "Triton" zwischen die "Sam Simon" und die "Farley", sodass die Crew der "Sam Simon" das Schlauchboot nicht mehr sehen konnte. Dann beschlagnahmte das dänische Marineschiff die "Farley" und übergab es in Verwahrung der färöischen Polizei, wo es immer noch festgehalten wird.

Larsen äußerte sich bezüglich des Zwischenfalls folgendermaßen: "Obwohl ich wegen unserer Verhaftung und der Beschlagnahmung der 'Farley' frustriert bin, hoffe ich, dass dieser Zwischenfall die Aufmerksamkeit nun darauf lenken wird, was den Grindwalen und anderen Walarten hier auf den Färöern widerfährt. Ich war bestürzt, dass unsere Verhaftung mit Hilfe der dänischen Marine erfolgte. Das ist ein klares Zeichen dafür, dass Dänemark, eine Anti-Walfang-Nation, sich nicht nur beim Abschlachten von Walen mitschuldig macht, sondern auch noch sehr daran interessiert ist, dass die Grindadráps erfolgreich durchgeführt werden."

Seit Hunderten von Jahren haben die Bewohner der dänischen Färöer-Inseln Gruppen von wandernden Grindwalen oder anderen Kleinwalen in die flachen Gewässer um die Inseln getrieben, um sie dort abzuschlachten. Das Grindadráp ist die größte Abschlachtung von Meeressäugern in Europa, und wird weithin als grausam und unnötig verurteilt.

Strerath erklärte: "Während der Rest Europas die Grindwale beschützt, werden sie auf den Färöern, mit der Hilfe von Dänemark, weiterhin abgeschlachtet. Ich bin froh, dass unsere Verhaftung die Aufmerksamkeit nun auf das Grindadráp gelenkt hat und hoffe, dass meine Erfahrung hier anderen EU-Bürgern helfen wird, sich selbst gegen diese barbarische Tradition zu stellen, welche direkt vor unserer Haustür stattfindet."

Captain Adam Meyerson von der "Sam Simon" lobte, wie Strerath und Larsen mit der schwierigen Situation umgehen. "Susan und Tom blieben während ihrer Verhaftung gefasst und konzentriert. Ich bin stolz auf sie, weil sie angesichts von Schikane und Bedrohung der färöischen Polizei stark geblieben sind, obwohl sie für das lächerliche Verbrechen angeklagt werden, Meeressäuger beschützt zu haben", sagte er.

Sea Shepherd stellt sich seit den frühen 1980er Jahren in einer führenden Rolle gegen das Grindadráp.

"Operation Sleppid Grindini" ist Sea Shepherds sechste Kampagne zum Schutz der Grindwale in dieser Region.


Sea Shepherd Global

Sea Shepherd, gegründet 1977, ist eine internationale, gemeinnützige Naturschutzorganisation, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Zerstörung von Lebensräumen und das Abschlachten von Wildtieren in den Weltmeeren zu beenden, um Ökosysteme und Arten zu schützen und zu erhalten.

Sea Shepherd wendet innovative Taktiken der Direkten Aktion an, um zu ermitteln, zu dokumentieren und wenn nötig einzugreifen, um illegale Aktivitäten auf hoher See aufzudecken und ihnen entgegenzutreten. Durch den Schutz der Artenvielfalt unserer fein ausbalancierten marinen Ökosysteme trägt Sea Shepherd dazu bei, dass sie für zukünftige Generationen erhalten bleiben.

Weitere Informationen unter:
www.sea-shepherd.de

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Quelle:
Pressemitteilung, 23.07.2015
Sea Shepherd Global
Alexander Boersstraat 52, Amsterdam, 1071KZ
Niederlande
Internet: www.seashepherdglobal.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juli 2015

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