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AKTION/279: Infotour macht auf radioaktive Verseuchung der Ostsee aufmerksam (Nuclear Heritage)


Nuclear Heritage - Medieninformation - Mittwoch, 30. Juni 2010

Anti-Atom-Infotour weist auf Gefahren der Atomkraft hin

Stoppt die radioaktive Verseuchung der Ostsee - Stoppt Atomkraft!


Am Dienstag wurde die "Stoppt Atomkraft! Ostsee-Infotour 2010" mit einer Pressekonferenz im finnischen Parlament präsentiert. Während die Atomindustrie und Regierungen gefährliche Atomprojekte rund um die Ostsee durchzusetzen versuchen, findet eine zweimonatige Infotour von KritikerInnen und AktivistInnen über eine Strecke von 6.000 Kilometern mit Stationen in 15 Orten statt, um den atomaren Alptraum zu stoppen. Zusammen mit lokalen Bewegungen werden sie Aktionen machen, in Kontakt mit anderen AktivistInnen treten und über die radioaktive Verschmutzung der Ostsee informieren.

Ostsee. Die Ostsee ist das radioaktivste Meer der Welt - dies ist das Ergebnis der Auswertung von Daten der "Helsinki-Kommission", einem Gremium von WissenschaftlerInnen der Regierungen rund um die Ostsee. Besorgte AktivistInnen und Organisationen touren diesen Sommer rund um das Meer, um an den Orten atomarer Gefahren für Menschen, Umwelt und zukünftige Generationen zu erscheinen.

Sie werden Druck auf die EntscheidungsträgerInnen in Finnland ausüben, die am 1. Juli über zusätzliche Atomkraftwerke (AKW) abstimmen wollen. Sie werden in Schweden einen Monat vor den nächsten Parlamentswahlen auf die riskanten Pläne hinweisen neue und noch gefährlichere Atomkraftwerke zu bauen. Sie werden die lokalen Gruppen in Greifswald unterstützen, die den Widerstand gegen die bald erwarteten Transporte von hochradioaktivem Atommüll zum Zwischenlager in Lubmin bei Greifswald nahe der Ostsee organisieren. Sie werden zusammen mit polnischen AktivistInnen am Standort des angekündigten ersten Atomkraftwerk Polens protestieren. Sie werden russische AktivistInnen treffen und gemeinsam über die Auswirkungen der neuen Reaktoren des AKW Leningrad in St. Petersburg aufklären. Sie werden die Anti-Atom-Bewegung in Belarus, die massiver Repression ausgesetzt ist, in ihrem Kampf gegen Atomkraft unterstützen. Und schliesslich kommt die Infotour Mitte August zurück nach Finnland, um der Atomindustrie und der Regierung des Landes der sogenannten "Renaissance der Atomenergie" zu zeigen, dass sie die Anti-Atom-Proteste nicht los werden und dass die internationale Anti-Atom-Bewegung die Aktivitäten der Menschen in Finnland gegen die atomare Uebernahme ihrer Region unterstützen wird.

Die Tour begann in Finnland, wo das finnische Parlament am morgigen Donnerstag, den 1. Juli über den Vorschlag der Regierung weitere zwei Atomreaktoren zu bauen, entscheiden wird. "Die finnische Regierung will eine zusätzliche Anlage in Olkiluoto in der Region Eurajoki und ein AKW für 'Fennovoima', ein deutsches Joint Venture mit mehreren finnischen Unternehmen, so dass zusätzlich zu Olkiluoto und Loviisa ein dritter Atomstandort in Finnland entstehen würde", erklärt Anti-Atom-AktivistIn Falk Beyer. "Niemand ausser der Atomindustrie braucht diese Atomkraftwerke in Finnland. Es ist unglaublich wie die finnischen Behörden mit den Atomkonzernen gemeinsame Sache zu machen scheinen."

In Lubmin nahe Greifswald befindet sich das ZLN, Zwischenlager Nord, in dem hochradioaktiver Atommüll abgelagert wird. Noch im Herbst dieses Jahres werden Castortransporte dieser hochradioaktiven Abfälle erwartet - daher wird die Ostsee-Infotour einen Zwischenstopp in Greifswald einlegen, um den lokalen Widerstand gegen diese atomaren Transporte zu untertstützen.

Die internationalen AktivistInnen werden sich auch mit Anti-Atom-AktivistInnen aus dem Bundesgebiet treffen, um Erfahrungen auszutauschen und zu helfen über die Risiken der Atomkraft und speziell über die Gefahren in Verbindung mit diesen Atomtransporten aufzuklären.

Die Ostsee-Infotour leistet einen wichtigen Beitrag zu einer informierte Oeffentlichkeit, da sie sich gegen die pro-Atomkraft-Propaganda einiger mächtiger Unternehmen einsetzt, die Lügen verbreiten, wenn sie behaupten Atomkraft wäre sauber, sicher und notwendig für den Klimaschutz. In Wirklichkeit trifft das Gegenteil zu: Atomstrom verursacht sogar mehr CO2-Emissionen als moderne fossile Gaskraftwerke, da die Urangewinnung und -aufbereitung so energieaufwändig ist. Katastrophale Unfälle wie in Tschernobyl oder Harrisburg sind jeden Tag möglich - die zahlreichen Unfälle und Zwischenfälle, die jedes Jahr geschehen, demonstrieren dieses Risiko eindrucksvoll. Ausserdem produziert Atomkraft gewaltige Mengen auf Ewigkeiten gefährlichen radioaktiven Mülls, für dessen sichere Entsorgung keine Hoffnung besteht. Und selbst wenn es zu keinen Unfällen kommt, verursacht die Dauerstrahlung der Atomkraftwerke nachweislich deutlich erhöhte Krebsraten rund um diese Anlagen.

Heutzutage wird die Ostsee als das am meisten radioaktiv belastete Meer in der Welt betrachtet. Hauptverschmutzer sind der Tschernobyl-Unfall, die oberirdischen Atombombentests der Vergangenheit, die Freisetzungen der Atomanlagen in Sellafield (UK) und die Atomkraftwerke rund um die Ostsee. Radioaktive Partikel, die erst einmal den Weg in dieses Binnenmeer gefunden haben, konzentrieren sich hier, ohne sich noch wesentlich zu verdünnen, da es kaum Wasseraustausch mit dem Ozean gibt. Zusätzliche Gefahren für die Ostsee stellen die Atomtransporte von Uran, Müll und Brennelementen quer durch das Meer dar. Die angekündigten Endlager unterhalb der Ostsee in Finnland und Schweden sowie die neuen Reaktorvorhaben in Russland, Belarus, Polen, Schweden und Finnland als auch die Uranabbau-Pläne in den beiden letztgenannten Ländern würden die radioaktive Belastung der ganzen Region erhöhen.

Die Infotour lädt alle Interessierten ein, an den Veranstaltungen und Aktivitäten rund um die Ostsee teilzunehmen. Informationen zu Terminen, Themen und Veranstaltungsorten bietet die Webseite http://baltic-tour.nuclear-heritage.net .


Das "Nuclear Heritage Network" ist ein internationales Netzwerk von Anti-Atom-AktivistInnen. Dieser informelle Zusammenschluss unterstützt weltweite Anti-Atom-Arbeit. Das Nuclear Heritage Network ist kein Label, hat keine Einheitsmeinung und keine StellvertreterInnen. Alle AktivistInnen sprechen für sich selbst oder für die Gruppen, die sie repräsentieren.


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Quelle:
Medieninformation, 30.06.2010
Nuclear Heritage Network
Am Bärental 6, 04720 Ebersbach
E-Mail: contact[at]nuclear-heritage.net
Internet: http://nuclear-heritage.net


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juli 2010