Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → FAKTEN

ATOM/269: Gorleben Rundschau - Juni 2009 - Ausgabe 5 ((BI Lüchow-Dannenberg)


Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.

GORLEBEN RUNDSCHAU

Ausgabe 5, Juni 2009 - 27.06.2009


Inhalt:
2. Wendland Free Flow Open Air-Festival
Schwarzbau Gorleben
BI ON TOUR
Stimmungsbild - Treck nach Berlin
Mayak - Die verseuchte Stadt
Offener Brief an Sigmar Gabriel
Mal richtig abschalten
Uranabbau in Afrika - nuklearer Kolonialismus
Lassen Sie einen Trecker nach Berlin fahren!
Programm Sommercamp im Wendland
AKW Krümmel soll wieder ans Netz - Proteste angekündigt
Atomforum wird 50 - Kein Grund zum Feiern!
Impressum


*


Schwarzbau Gorleben

Die Erkundungslüge ist aufgeflogen

In Gorleben wird längst ein Endlager für hochradioaktive Abfälle errichtet. Dieses Eingeständnis geht aus einem internen Bericht des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) hervor, berichtete die Frankfurter Rundschau am 28. Mai. Das hatten wir zwar schon immer angenommen, doch endlich wurde einmal ein Behördenschleier gelüftet: diese Meldung verbreitete sich wie ein Lauffeuer.

In dem Non-Paper, das zwischenzeitlich auch der Bürgerinitiative vorliegt, werden einseitig auf Gorleben und Salzgestein als Endlagermedium ausgerichtete Aussagen einer Broschüre des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) vom Herbst 2008 zurechtgerückt. Das BfS wehrt sich in scharfer Form gegen den Eingriff des Wirtschaftsministeriums in die Zuständigkeit des Umweltministeriums und plädiert für ein vergleichendes Suchverfahren für die Errichtung eines Endlagers hochradioaktiver Abfälle. Eine Aussage über die Eignung des Salzstocks Gorleben könne es frühestens in 15 Jahren geben und nicht, wie das BMWi suggeriere, schon in 5 Jahren, betont das BfS. Das Bundesamt rückt in dem Non-Paper darüberhinaus den Eindruck zurecht, dass es zu Gorleben ein transparentes Auswahlverfahren gegeben habe und stellt klar, dass keine Eignungsaussage im Rahmen eines atomrechtlichen Planfeststellungsverfahrens vorliegt.

Das brisante Eingeständnis, dass in Gorleben nicht nur erkundet, sondern auch schon der Ausbau des Endlagers begonnen wurde, steht im Zusammenhang mit dem Streit um die Kosten, die für die Energieversorgungsunternehmen entstehen, würden sie für eine vergleichende Erkundung anderer Standorte zur Kasse gebeten. Dann folgt der Knaller, denn in dem Papier heißt es wörtlich: "In Gorleben lagen die bisherigen Erkundungskosten außerordentlich hoch, was jedoch darin begründet liegt, dass hier parallel zur Erkundung bereits der Ausbau zum Endlager begonnen wurde."

Erste offizielle Reaktion: das BfS leugnete die Existenz des Non-Papers (nomen est omen?), räumte aber in seiner Stellungnahme tatsächlich ein, dass die Anlagen in Gorleben im Hinblick auf ihre spätere Nutzbarkeit bzw. Ausbaufähigkeit für das geplante Endlager ausgelegt wurden. Dies betreffe insbesondere die beiden Schächte, die Größe der Salzhalde sowie die Größe der Außenanlage und der Gebäude. Damit war die Erkundungslüge aufgeflogen. Bisher hielten sich Behörden und die jeweiligen Regierungsparteien strikt an die Sprachregelung, in Gorleben würde nur erkundet. Endlich kam ans Licht, dass nach Abschluss der Tiefbohrungen Mitte der 80er Jahre der Bau des Endlagers begonnen wurde, und zwar unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Errichtung eines Endlagers ohne Eignungsaussage und ohne Planfeststellungsbeschluss verbiegt das Recht. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel steht unter Erklärungs- und Handlungsdruck. 700-800 Mio. Euro sind bereits in den Ausbau des Endlagers Gorlebens geflossen.

Wolfram König, dem Präsidenten des BfS, rutschte in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau vom 2. Juni noch mehr heraus. Die geschätzten Kosten für eine Erkundung weiterer Standorte würden lediglich bei 400-500 Mio. Euro liegen. Die Bürgerinitiative bat daraufhin das Amt um eine präzise Kostenaufstellung. In seinem Antwortschreiben wiederholte das BfS, die Mehrkosten würden durch den Ausbau der beiden Schächte, die Größe der Salzhalde sowie die Größe der Außenanlage und der Gebäude verursacht. Die gewünschte Kostenaufstellung lieferte die obersten Strahlenschützer hingegen nicht.

Also recherchieren und rechnen wir selbst: Die Ausgaben in Gorleben beliefen sich bislang auf 1,51 Mrd. Euro. Die Kosten für den Offenhaltungsbetrieb bezifferte die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion (Drucksache 16/12957 vom 11. Mai 2009) mit 239,8 Mio. Euro bis Ende 2008. Daraus folgt, mindestens die Hälfte der Ausgaben, nämlich 700-800 Mio. Euro sind bereits in den Ausbau des Endlagers Gorlebens geflossen.

Im Gespräch mit der Braunschweiger Zeitung vom 5. Juni räumte König unterdessen ein, wie in Gorleben unter dem Deckmantel der Erkundung getrickst wurde: "Gorleben ist größer gebaut worden, als es für die Erkundung nötig gewesen wäre. Das war seit langem bekannt. Das Ganze lief ohne formale Öffentlichkeitsbeteiligung, ohne Umweltverträglichkeitsprüfung und allein nach Bergrecht ab."

Stück für Stück wird nun nach jahrzehntelangem Leugnen offiziell eingestanden, was Kritiker des Projekts schon immer moniert haben. Die gleiche Trickserei wie in der Asse II findet auch in Gorleben Anwendung. Um die Öffentlichkeit auszuschließen und das Klagerecht zu unterlaufen, wird das Bergrecht und nicht das Atomrecht angewandt, so werden Fakten geschaffen. Wenn das BfS und der Bundesumweltminister wirklich aus der Asse lernen wollten, was sie ständig behaupten, dann könnten sie ihre Lernfähigkeit gleich in Gorleben unter Beweis stellen und das Projekt endgültig stoppen.

Leugnen, kleinreden und stückweise die Erkundungslüge zugeben

Leugnen, kleinreden und stückweise die Erkundungslüge zugeben - diese Reaktionen des Bundesumweltministeriums (BMU) bzw. des Bundesamtes in der Gorleben-Debatte waren vorhersagbar. Ohne rot zu werden, üben sich BMU und BfS neuerdings in einer Vorwärtsverteidigung und verkaufen unisono den Gorleben-Schwindel als "olle Kamellen".

Es wird den politisch Verantwortlichen aber nicht mehr gelingen, über den Skandal hinwegzureden, dass in Gorleben unter der Etikette "Erkundung" bereits erste Bauschritte zur Errichtung eines Endlagers stattgefunden haben. Die Täuschung der Öffentlichkeit hat Tradition: schon 1980 plante der damalige Leiter der Abteilung Sicherstellung und Endlagerung bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, Prof. Werner Heintz, den Ausbau der Schachtanlage, wollte aber in Absprache mit dem Baukonsortium dieses Vorgehen vertuschen. Pech für den PTB- Heintz: das Gespräch wurde lauthals im Bordrestaurant eines Intercity geführt und es gab lange Ohren am Nachbartisch.

Die Erkundungslüge ist der Glaubwürdigkeits-GAU der Politik. Wer heute noch die Fortsetzung der Erkundung in Gorleben fordert, setzt sich dem Gespött aus.

Aus Protest gegen das späte Eingeständnis, dass in Gorleben der Bau des Endlagers begonnen hat, besetzten mehrere Hundert Demonstranten den Schwarzbau. Wir lassen nicht mehr locker. Das ist der Auftakt für den großen Treck der Bauern nach Berlin und die Anti-Atom-Demo in der Hauptstadt am 5. September, zu dem ein breites Bündnis von Umweltverbänden und Initiativen aufruft.

Wolfgang Ehmke

Zaungäste, Bild: randbild.de
Erkundung , Bild: I+W Lowin
Kein X für ein U... Bild: I+W Lowin
Die Mauer muss weg , Bild: I+W Lowin


BI ON TOUR

MAL RICHTIG ABSCHALTEN!

Wir fahren vom 5. Juli bis 3. August mit dem Reisebus auf Infotour durch die gesamte Republik, mit Stippvisiten in 5 Nachbarländer!
Die Atomlobby will den Atomausstieg kippen.
Wir wollen die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen.
Wir informieren und mobilisieren dabei für den Anti-Atom-Treck nach Berlin (29.8.-5.9) und die bundesweite Demo am 5. September in Berlin: "Mal richtig abschalten!"

Macht mit, fahrt mit, informiert eure Freunde im Rest der Republik, winkt am Straßenrand, seid dabei, wenn wir unsere befreundeten Initiativen besuchen und auch, wenn wir der Atomlobby aufs Dach steigen: Wir planen Ausstellungen, Infos und Pressekonferenzen, ein Kulturprogramm und - unser "Endlagersuchgerät" zu präsentieren ! Patenschaften für die Busplätze sind erwünscht. Teilstrecken -zum Sponsern und zum Mitfahren- sind natürlich auch möglich.

Am Sonntag, den 05.07. geht es um 11:00 am "Erkundungs(?)bergwerk" mit einer öffentlichen Premiere los. Schickt uns mit guten Wünschen, Proviant, Gastgeschenken und Tankgutscheinen - falls ihr selbst nicht mitfahren könnt - auf die Reise, denn Gorleben ist überall. Über unser Büro werden Mitfahrgelegenheiten für ZusteigerInnen während der Fahrt organisiert.

Auch könnt Ihr unser Tourleben und die Aktionen per Internet auf unserer BI-Seite mitverfolgen:
www.bi-luechow-dannenberg.de/bi-on-tour/
Info und Anmeldung: Bustour-Telefon: 05841-961 502
oder G. Harder: 05864-1201, Tourtelefon: 0170-476-1201
bustour@bi-luechow-dannenberg.de

TOURDATEN
Sonntag, 5. Juli - Morsleben, Helmstedt. Atommüllendlager mit ähnlichen Problemen wie die Asse
Montag, 6. Juli - Erfurt Marktplatz mit Endlagersuchgerät
Dienstag, 7. Juli - Wismut, ehemaliges Uranabbaugebiet
Mittwoch, 8. Juli - Grafenrheinfeld, in Betrieb befindliches Atomkraftwerk, start der Robin Wood Flosstour in Schweinfurt
Donnerstag, 9. Juli - Nürnberg / Erlangen 10 Uhr Lorenzkirche Endlagersuchgerät, Abendveranstaltung
Freitag, 10. Juli - Wackersdorf/Schwandorf, verhinderte WAA
Samstag, 11. Juli - München Endlagersuchgerät im öffentlichen Einsatz, 16 Uhr Sommerfest in Schwabingen
Sonntag, 12. Juli - Passau, Temelin (CZ) in Betrieb befindliches Atomkraftwerk
Montag, 13. Juli - Linz (Österreich) Besuch in Zwentendorf, dem nie in Betrieb gegangenen Atomkraftwerk
Dienstag, 14. Juli - Salzburg (Österreich)
Mittwoch, 15. Juli - Ohu / Isar, in Betrieb befindliches Atomkraftwerk
Donnerstag, 16. Juli - Gundremmingen, in Betrieb befindliches Atomkraftwerk
Freitag, 17. Juli - Benken (Schweiz), geplantes Atommüllendlager
Samstag, 18. Juli - Freiburg und Schönau, Ökostrom-Vorzeigestadt
Sonntag, 19. Juli - Whyl / Fessenheim (Frankreich), ein verhindertes und ein in Betrieb befindliches Atomkraftwerk
Montag, 20. Juli - Neckarwestheim, in Betrieb befindliches Atomkraftwerk
Dienstag, 21. Juli - Karlsruhe / Philippsburg, eine abgeschaltete WAA, ein noch laufendes AKW, im nächsten Jahr zu erwartende Castor-Transporte -
Mittwoch, 22. JuliBiblis / Kelsterbach, in Betrieb befindliches Atomkraftwerk, Waldbesetzung Kelsterbach gegen Flughafenausbau
Donnerstag, 23. Juli - Hanau, Kahl, Staudinger, ehemals großer Standort der Atomindustrie: u.a. Brennelementefertigung, heute Atommülllager, geplantes Kohlekraftwerk
Freitag, 24. Juli - Büchel, Atomwaffenstützpunkt
Samstag, 25. Juli - Köln Großes Treffen zur Verhinderung von Atomtransporten
Sonntag, 26. Juli - Jülich Forschungszentrum mit Reaktoren und Atommülllager
Montag, 27. Juli - Krefeld-Uerdingen, geplantes Kohlekraftwerk
Dienstag, 28. Juli - Ahaus, Brennelementezwischenlager
Mittwoch, 29. Juli - Münster Bezirksregierung, Hamm-Uentrop (THTR)
Donnerstag, 30. Juli - Gronau und Almelo (NL) Urananreicherungsanlagen
Freitag, 31. Juli Pause
Samstag, 01. August - Lingen, Esensham, Oldenburg, Atomkraftwerk, Brennelementefabrik, Atomkraftwerk

Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow - Dannenberg e.V.


Stimmungsbild - Treck nach Berlin

Am 6. Juni 2009 trafen sich etwa 60 Menschen in Hannover, um Genaueres über den Treck und die Demo zu erfahren und sich auszutauschen. Der "Trägerkreis", der sich aus acht bundesweiten Organisationen zusammensetzt, hatte zum bundesweiten Vorbereitungstreffen geladen. In vielen Städten bemühen sich bereits jetzt, 80 Tage vor dem großen Ereignis, Gruppen und Einzelpersonen um die Mobilisierung. Erste Busse sind angekündigt, es wird mehrere Sonderzüge geben, einer ist schon dingfest, Lüneburg-Uelzen-Schnega-Salzwedel-Stendal- Berlin heißt die Route. Er wird 8 Waggons haben, 1000 Menschen finden darin Platz. Die Nachfrage nach Patenschaften für die Trecker der Bäuerlichen Notgemeinschaft läuft zunehmend an. Organisationen und Vereine melden sich, um ihren "Themenwagen" zu reservieren, mit dem sie sich dann auf der Demo darstellen.

Es gibt bereits zwei Varianten von Buttons, geplant sind Sonderdrucke an T- Shirts, Ortsschilder für alle Standorte, die jemals mit Atom zu tun hatten, evtl. ist der Druck auch für alle Orte geplant, die ihren Protest sichtbar machen wollen. Die BI wird auf ihrer Bustour durch die Republik einige dieser Schilder verteilen, mit der Aufforderung, sie am 5.9. nach Berlin zu bringen.

Gesucht werden PraktikantInnen, die tatkräftig die anfallenden Arbeiten im Trägerkreisbüro in Lüchow unterstützen. Kost und Logis sind frei, ein Zeugnis gibt es obendrein. Robin Wood begibt sich wieder auf Floßtour, diesmal geht es vom 8. Juli an auf die Donau und den Main, auch eine Mobilisierungstour für Treck und Demo. Am 1.Juli feiert sich das Atomforum in Berlin, 50 Jahre besteht der Lobbyverein der Atomindustrie, wir finden "Kein Grund zum feiern" und kündigen für 17 Uhr an, dass wir uns dem Pro- Atomkurs energisch in den Weg stellen werden.

Vorgestellt wurde auch eine bundesweite Aktionswoche, die Anfang Juli stattfinden wird: In ganz Deutschland soll unter dem Motto 'Mal richtig abschalten' zwischen dem 05. und 12. Juli vor Konzernzentralen der Atomstromverkäufer, Reaktoren oder Atomanlagen protestiert werden. Gestrickt und gebastelt wird derzeit noch an einem Kulturprogramm für die Demo in Berlin, hoffentlich können wir eine Superband gewinnen, die uns einheizt und einen netten Begleitrahmen bietet.

Der Treck übt eine große Faszination aus, es kommen viele Anfragen, und auch Ankündigungen, daran teilzunehmen. Geplant ist, täglich die Erlebnisse und Ereignisse ins Netz zu stellen. Die Filmcrew vom Kulturverein Platenlaase ist an Bord und zeigt allabendlich Filme. Die Volxküche Hannover begleitet den Treck und sorgt für leckeres Essen. Eine Berliner Band spielt bei jedem Nachtquartier zum Tanz auf. Die Treckroute ist inzwischen konkreter geworden und auf der Treck- Webseite zu betrachten.

Es ist ein großes Unterfangen, das wir da geplant haben und es macht riesigen Spaß, mit fitten, netten KollegInnen aus den anderen Organisationen zusammenzuarbeiten. Die Resonanz ist bisher gut, aber es ist wichtig, dass die Mobilisierung nun an Fahrt aufnimmt. Wir wollen VIELE werden, überlegt euch, was ihr dafür tun könnt. Urlaub beantragen, mit Nachbarn, FreundInnen und ehemaligen aktiven AtomkraftgegnerInnen reden, die Kunde verbreiten in Nah und Fern.

Widerstand braucht Phantasie und Finanzen. Es gibt noch eine Finanzierungslücke, die sich aus den voraussichtlich notwendigen Ausgaben und dem momentanen Kontostand des Trägerkreis- kontos ablesen läßt. Bitte spendet, damit die Mobilisierung weiter so rund fortgesetzt werden kann, wie es zur Zeit der Fall ist. Filmvorführungen (z.B. des Treckfilmes "Die Herren machen es selber, dass ihnen der arme Mann feyndt wird" ), Soliparties, Unterschriftensammlungen für den Aufruf mit kleiner Spende versehn, all das könnt ihr tun.

Überhaupt kommt es darauf an, dass sich Jede und Jeder angesprochen fühlt. Die Mehrheit der Bevölkerung ist gegen Atomkraft, dass soll am 5.9. unübersehbar auf die Straße getragen werden. Es ist keineswegs so, dass "die da" einen Treck und eine Demo machen, das kriegen wir nur alle gemeinsam hin, dass es eine kraftvolle Darstellung unseres Anliegens "Mal richtig abschalten" einer außerparlamenmtarischen Bewegung wird.

Wir sehen uns - spätestens in Berlin!

Kerstin Rudek


Mayak - Die verseuchte Stadt

Anfang Juni besuchte uns die russische Umweltaktivistin Nadeshda Kutepova aus der Region Mayak, sie ist Anwältin und gehört der Nicht- Regierungs- Organisation "Planet of Hopes" an. Sie berichtete uns von ihrer Arbeit in Mayak, einer "geschlossenen Stadt", von denen es in Russland 9 weitere gibt. Mayak stand immer unter der Regie des russischen Geheimdienstes, weil hier russische Nuklearwaffen hergestellt wurden.

Am 29. September 1957 explodierte an der Südostseite des Urals in der russischen Kleinstadt Kyschtym ein riesiger Betontank mit hochradioaktiver Flüssigkeit. Unbemerkt vom Rest der Welt ereignete sich eine der größten, wenn nicht die größte Atomkatastrophe der Geschichte. Bis heute gilt die Region bei Tscheljabinsk als einer der verseuchtesten Flecken der Erde.

Radioaktives Material mit einer Gesamtdosis von 20 Millionen Curie wurden freigesetzt, von der Verseuchung sind 270 000 Menschen in 217 Städten und Gemeinden betroffen.

Über 10 000 Menschen haben alles verloren, was sie hatten: persönliche Dinge, Haus und Vieh. Und die Tragödie setzt sich bis in die heutige Zeit fort. Noch immer werden verstrahlte Landstriche bewohnt, die Folge sind Krankheit und Tod.

Die Opfer werden nicht anerkannt, bekommen keine staatliche Unterstützung. Der Atomkomplex Mayak betreibt bis heute eine Wiederaufarbeitungsanlage, eine Konditionierungsanlage mit Zwischenlager sowie eine Pilotanlage zur Herstellung von MOX- Brennelementen. Der Fluss Techa und der Karachay See gehören zu den am schlimmsten verstrahlten Orten des Planeten. Die 8 fache Gesamtdosis an Radioaktivität wie die des Tschernobylunfalles wurde hier bisher verklappt.

Über 2000 schwangere Frauen waren an den Aufräumarbeiten in Mayak beteiligt- die Atomindustrie hat ihnen die enorme Gefahr, die von der radioaktiven Strahlung für ihre werdenden Kinder ausgeht, verschwiegen. Unzählige Kinder trugen Missbildungen und Krebserkrankungen davon. Die Atomindustrie hat bis heute keine Entschädigungen gezahlt.

Begleitet wurde Nadeshda Kutepova von einer Journalistin, die recherchiert hat, dass deutsche Gelder zur physischen Außensicherung der sogenannten "Chemiefabrik" Mayak geflossen sind. Nicht bestätigt sind bisherige Nachforschungen, ob auch mit deutschen Geldern die Außensicherung des Flusses Techa betrieben werden soll. Jahrelang wurden radioaktive Abwässer in den Fluss geleitet. Die Behörden würden mit einer Abriegelung des Flusses die Verstrahlung eingestehen. Nadeshda Kutepova wünscht sich und ihren MitstreiterInnen eine deutlich größere öffentliche Anteilnahme an den dortigen Geschehen. Nur dann kann ihr Kämpfen um Gerechtigkeit für die Opfer erfolgreich sein und nur dann ist ein Ende der atomaren Machenschaften in Mayak realistisch, wenn die Betreiber für die Folgen der radioaktiven Verseuchung zur Rechenschaft gezogen werden, und vor Allem, wenn sie dafür bezahlen müssen.

Kerstin Rudek
Nadeshda Kutepova aus Mayak, Bild: randbild.de


Offener Brief an Sigmar Gabriel

Gabriel k(n)eift!

Der Tag der offenen Tür und des geschlossenen Dialoges beim BfS in Salzgitter am 6.6.09

Glück auf, Sigmar Gabriel!

Das war ja mal wieder eine schöne Eröffnungsrede vor fast eigenem Publikum. Fleißig und intelligent seien sie, die Mitarbeiter des BfS (artiger Beifall). Dann zur Sache: Politisch ausgesucht sei Gorleben, wegen Zonenrandlage und nicht nach geologisch-wissenschaftlichen Kriterien (..mutig..). Die ASSE sei natürlich ein Skandal, wofür sie nun aber als neu ernannter Aufräumer zuständig seien ( Glückwunsch ). Ohnehin seien alle bisherigen unglücklichen Entscheidungen bezüglich Atom(müll)problematik politischer Natur gewesen. Das werde sich mit Ihnen ändern - hin zu sachlich-fachlich ( prima ). Und man lege Wert auf Dialog und Transparenz, weil das in der Vergangenheit das schwerwiegendste Versäumnis war. Die Schweiz mache es ja vor. Und kritische Wissenschaftler bräuchte man auch - und die Bürgerinitiativen ( super ).

Wir von der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg waren ja extra aus dem Wendland angereist und freundlich von Ihrem Präsidenten Wolfram König öffentlich begrüßt worden. Auch war uns in Aussicht gestellt worden, Ihnen auf dem Podium submisses kurze Fragen stellen zu dürfen. Dazu kam es leider nicht. Ihre sonst zur Schau gestellte Jovialität, die Souveränität und Professionalität suggerieren soll, brach schon zusammen, als sie Plakatentroller hinter dem Podium anzischten: "Wenn Sie nicht ... , dann lasse ich Sie entfernen!" In bekannter Manier haben Sie dann ungestört Ihre Sonntagsrede gehalten. Ausgelassen haben Sie exakt die Fragen, die zu stellen wir ja angereist waren.

1. Wie hoch war der Anteil der Ausbaukosten zum nicht genehmigten Endlager an den bekannten 1,5 Euro (1.500.000.000). Hätte man eine ausschließliche Erkundung in Gorleben für 200 Millionen Euro (200.000.000) hingekriegt?

2. Wer ist dafür verantwortlich, dass der Ausbau zum Endlager solange geleugnet werden konnte?

3. Wann kann die Öffentlichkeit endlich alle Akten einsehen? Und warum verstecken sich die Betreiber weiterhin hinter der Nebelwand des Bergrechts?

4. Schon jetzt kann jede/r, die/der es wissen will, sehen, dass der Salzstock in Gorleben für eine Langzeitsicherheit von geforderten 1.000.000 Jahre nicht geeignet ist (Gorlebener Rinne, Laugennester und -zuflüsse, durch den Ausbau und die Erkundung veränderten berghydraulischen Wasserwegsamkeiten, keine Forschungsergebnisse in Bezug auf chemisch/physikalische Reaktionen von Salz in Kontakt mit hochradioaktiven, wärmeentwickelnden Atommüll usw. usf.) Gorleben sei aber nicht die ASSE behaupten Sie ungefragt, und Gabriel ist nicht Sander, sage ich, um auf der gleichen logischen Ebene zu bleiben.

Sie haben öffentlich propagiert, dass Gorleben zum Endlager bestimmt werden solle, wenn sich kein anderer Standort aufdränge. Welcher - Teufel -reitet Sie denn hier? Wahltaktische Überlegungen? Schlitzohrenkalkül - weil neue Kriterien Gorleben sowieso scheitern lassen werden?

Ich glaube zu wissen, warum Sie coram publico diese Fragen nicht zulassen wollten: Die Antworten könnten Sie ihren politischen Kopf kosten.

Als Ihr Bürgernähe propagierender, untergebener Präsident, auch als Ergebnis Ihrer Rede, zulassen wollte, Sie durch unseren Pressesprecher und mich als Vorsitzenden der BI Lüchow-Dannenberg, vor dem Publikum befragen lassen zu dürfen, haben Sie ihn und uns nach Gutsherrenart abgekanzelt: "Wenn Sie hier was wollen, müssen Sie mit m i r reden!" (soll heißen ("Ich bin hier der Herr im Hause") und haben uns kurz beschieden, dass wir nach Ihrem Rundgang durchs große Haus Fragen stellen dürfen - ohne Öffentlichkeit und Journalisten? In der Besenkammer? Und ohne Orts- und Zeitangabe? Also Hinterherdackeln wie Ihre Untergebenen?

Dialogbereitschaft war vorhin, jetzt gibt's erst einmal Häppchen. Und in Ihrem Abgang mit Gefolge wurde die ganze ministerielle Durchhierarchie schlagartig sichtbar.

Unseren eher schüchternen Versuch, am Ende Ihrer Rede Ihnen Fragen zu stellen, als Störung hinzustellen und der Presse gegenüber unser Anliegen als "Klamauk" zu diffamieren, zeigt mit welchen Wassern Sie gewaschen sind.

Gutsituiert und miserabel zugleich fühlt sich offenbar Ihr aufgeklärtes, falsches Bewusstsein von keiner Kritik mehr betroffen, da seine Falschheit bereits reflexiv gefedert ist. Siehe dazu: Peter Sloterdijk: Kritik der zynischen Vernunft. Soviel zu Ihrer Bemerkung, Sie ließen bei sich selber denken. Wer hat, der hat -sagt der Volksmund angesichts der Ergebnisse der Europawahl.

Herr Minister, wir danken für das Gespräch. Und auch für den Begleitschutz von Zivilfahndern.

Mit freundlichen Grüßen und ohne Häme

Gerhard Harder, Vorsitzender der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.

P.S.: Sollten Ihnen noch Antworten auf Fragen, die nicht gestellt werden konnten, einfallen, tät's uns freuen

Übrigens: die Parteispitzenden der Grünen und der Linken laden uns zum Dialog. Denn am 05. September wird in Berlin gegen die Nutzung der Atomenergie und für den Ausbau der Regenerativen demonstriert. Aber schön parteienneutral!

Motto: Mal richtig abschalten. Sehen Sie sich an, wer sich da zusammentut: www.anti-atom-treck.de

Im Vorfeld fahren wir vier Wochen lang mit dem Reisebus durch Deutschland, um die unfrohe Botschaft der gescheiterten Suche nach einem Endlager zu verkünden.

Schaun Sie doch mal rein unter: www.bi-luechow-dannenberg.de


Mal richtig abschalten

Protestwoche gegen Atomenergie

Zwischen dem 05. und 12. Juli planen Anti-Atomgruppen in ganz Deutschland eine bundesweite Aktionswoche gegen Atomenergie.

Der Tenor lautet "Mal richtig abschalten" und richtet sich gegen die pro-atom Propaganda im Bundestagswahlkampf und die Vorhaben der Atomkonzerne, die Betriebszeit alter und störanfälliger Reaktoren zu verlängern und im Ausland neue Meiler zu errichten. Die zentrale Forderung ist die Abschaltung der Atomkraftwerke und der massive Ausbau der Erneuerbaren Energien.

Alle Unternehmen, Einrichtungen oder Organisationen, die mit der Atomenergie in Zusammenhang stehen, sollen Ziel der Proteste sein: Ob Atomkraftwerke, Konzernzentralen der AKW-Betreiber oder Atomstromverkäufer, Versorgungsbetriebe des Nuklearkreislaufes oder zuständige Behörden. In 18 Städten sind bereits Aktionen angekündigt. Mit Blick auf die große Anti-Atom-Demonstration in Berlin am 05.09. und den Trecker-Treck aus Gorleben ab 29.08. lautet ein Motto der Aktionswoche "Mal richtig umschalten". Eine Lösung aus der atomaren Misere ist der Wechsel vom Atomstrom zu einem Ökostromanbieter, ein erster Schritt für alle Verbraucher, den deutschen Atomausstieg zu zementieren. Der Umstieg auf sauberen Strom ohne Atommüll ist kinderleicht - Hilfestellung liefert: www.atomausstieg-selber-machen.de.

Wir wollen zudem für die Bustour der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg werben, die am Sonntag den 05.07. am Atommüllendlager Morsleben beginnt: Einen Monat lang fährt ein Anti-Atom-Bus durch Deutschland und die angrenzenden Länder und wirbt für den Ausstieg aus der Atomenergie.Jan Becker

Weitere Informationen: www.contratom.de/aktionswoche


Uranabbau in Afrika - nuklearer Kolonialismus

Afrika ist begehrt - zumindest wenn es um Uranabbau geht. In den letzten Jahren ist der Uran-Preis in die Höhe geschossen. Ein Segen für Afrika? Nein, sagen fünf Umweltaktivisten aus Namibia, Niger, Tansania und Malawi. Sie berichteten auf ihrer Info-Tour vom Anfang der nuklearen Brennstoffkette, von dreckigen Geschäften, von den verheerenden ökologischen Folgen und gesundheitlichen Problemen des Uranabbaus, von Gegenwehr und Repression. Das neu gegründete Uranium Network hat die Uran-Experten aus Namibia nach Deutschland eingeladen. Stationen der Rundreise waren München, Berlin, der Kirchentag in Bremen und auch das Wendland.

Die Atomindustrie stellt ihren Meilern eine vorbildliche Umweltbilanz aus. Ausgeblendet wird - neben dem Reaktorrisiko - die ungelöste Atommüllproblematik, das sogenannte "Dead-End", ein geläufiges Thema in Deutschland, denn Asse, Morsleben, der Schacht Konrad und Gorleben stehen für die Atomkraftgegner symbolhaft für diese Thematik. Selten aber wird der Fokus auf die erste Station der Atomkraftnutzung gerichtet, den Uranabbau.

Die fünf afrikanischen Umweltaktivisten erteilten dementsprechend Nachhilfeunterricht: Das grundsätzliche Problem vereint alle afrikanischen Regionen, in denen Uranerz abgebaut wird. Uran muss aus dem zermahlenen Gestein gelöst und zu "Yellow Cake" verarbeitet werden, die Trennung erfolgt durch den Einsatz von Schwefel- und anderen Säuren. Zurück bleibt der Abraum, dieser enthält giftige Schwermetalle und weiterhin radioaktives Material, das verweht und inhaliert wird oder ins Trinkwasser gerät. In Rössing, einem Tagebau in Namibia, müssen für eine Tonne Uran über 4000 Tonnen Gestein gemahlen und aufgelöst werden, ein wahrhaft aufwändiges und dreckiges Geschäft.

Der Uranabbau sorgt nicht nur dafür, dass Atomstrom klimaschädlicher ist als die Atom-Industrie oftmals weismachen will, er bringt auch Gefahren für Menschen und Umwelt mit sich.

Almoustapha Alhacen aus dem Niger berichtet von radioaktiv belastetem Wasser, das den zulässigen Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation um das 110fache überstiegen habe. Er arbeitet für den französischen Atomkonzern Areva und hat eine Initiative gegründet, die sich kritisch mit den Gefahren für die Arbeitenden auseinandersetzt. Zuvor sind einige seiner Kollegen gestorben - vermutlich an den Folgen der Strahlenbelastung. Doch sein Engagement war nicht überall gern gesehen. Selbst seine Kollegen hatten mehr Angst vor dem Verlust ihrer Jobs als vor negativen gesundheitlichen Auswirkungen ihrer Arbeit. Inzwischen ist seine Arbeit anerkannt und er attackiert scharf die Situation in der Uran-Branche: "Wenn jemand stirbt, dann ist das normalerweise Aids, was deklariert wird." So würden Berufskrankheiten zu Aids-Fällen gemacht.

In Arlit mit seinen 90.000 Einwohnern herrscht "Goldgräberstimmung". Obwohl es eine Stadt ohne einen Meter Asphaltstraße ist, zieht Arlit, die nigerische Uranabbaustadt, die Armen und Arbeitssuchenden an. Messungen des französischen Strahlenschutzlabors CRIIRAD ergaben 2003, dass fast alle Unterkünfte in den Slums die Geigerzähler laut werden ließen. Das CRIIRAD-Team fand heraus, dass die Areva "jahrelang verstrahltes Altmetall abgeben hatte, das dann auf den Märkten angeboten und für den Bau von Hütten verwendet wurde. Ein Rohr, das offensichtlich aus der Erzaufbereitungsanlage stammte, wies eine Belastung von 200 000 Becquerel pro Kilogramm auf". Das berichtet die Zeitschrift "natur+kosmos" in ihrer Juni-Ausgabe 2009.

Die Republik Niger ist fatalerweise vom Uranexport abhängig, der Export macht 30 % seines Staatshaushalts aus. "Erst im März besuchte Frankreichs Präsident Sarkozy, dessen Staat 85 Prozent von Areva besitzt, mit der Areva-Vorsitzenden Anne Lauvergeon in alter Kolonialmanier den Niger, um eine verstärkte Uranförderung zu beschließen: Die neue Mine Imouraren soll eine Jahresproduktion von 5000 Tonnen Yellow Cake für Frankreichs 58 Reaktoren garantieren. Damit wäre sie die zweitgrößte Uranmine der Welt." (natur+ kosmos) Ein Aufstand der Tuareg in Arlit wurde im Jahr 2007 blutig niedergeschlagen. Die Wüstennomaden leiden vor allem an dem sozialen Gefälle und daran, dass der Uranabbau die notwendigen Wasservorräte aufbraucht.

Für die Uran-Industrie ist Afrika der ideale Standort, erklärt Bertchen Kohrs von der Umweltorganisation Earthlife Namibia. Uranminen würden rechtlich behandelt wie alle anderen Rohstoff-Minen, es gebe billige Arbeitskraft, die Arbeiter seien oft uninformiert, hinzu kommen niedrige Steuern und ein Strahlenschutz, der lediglich Papierwert habe, sekundierte Hilma Shindoudola. In Namibia hat diese Ausgangssituation bereits Früchte getragen: Die ehemalige Kolonie des deutschen Reichs ist der viertgrößte Uran-Exporteur weltweit, berichtet Kohrs. 16,5 Prozent der Exporte Namibias entfallen auf den radioaktiven Stoff. Die Zahl der Minen explodiere gerade von 2 auf 13. Und die Firmen, die sich in Afrika engagieren, kämen aus Australien, Frankreich und China, die Referenten sprachen deshalb von einem "nuklearen Kolonialismus". Neueste Station ist der ostafrikanische Staat Malawi. Dort will eine australische Firma eine neue Uranmine erschließen. Damit würde zu Südafrika, Namibia und Niger ein vierter afrikanischer Uranlieferstaat hinzukommen.

Im Internet wirbt die australische Firma Paladin Africa um Aktionäre: "Angesichts der Prognose, dass der Uranmarkt mittel- und langfristig stark bleiben wird, bietet das Kayelekera-Projekt exzellente Möglichkeiten sowohl für Malawi als auch für die Aktionäre von Paladin." Um die Bevölkerung ein- und umzustimmen, hatte Paladin Africa der malawischen Regierung ein Trinkwasserprojekt für den Distrikt Karonga im Wert von mehreren Millionen Dollar versprochen. "Außerdem wurden auch den betroffenen Gemeinden Finanzierungen für kleine Projekte in Aussicht gestellt. Danach hatte die Mehrzahl ihren anfänglichen Widerstand gegen die Uranabbau aufgegeben. Sie hatten befürchtet dass das Abwasser der Mine die Zuflüsse des Malawisees radioaktiv verseuchen würde." (Monath, S.173)

Die Botschaft der Gäste an ihr Publikum war am Ende eindeutig: "Verstärkt euren Kampf zum Atomausstieg, das verhindert den Boom und den Wettlauf um neue Tagebaue". Alternativen lägen auf der Hand, gerade Afrika könne ein Vorreiter in Sachen Solarenergie sein. Doch ein Problem werde bleiben, es gibt nämlich keinerlei Schließungskonzept für die Uranminen.

Wolfgang Ehmke


Literatur:
natur + kosmos: Mörderischer Uran-Abbau. Wie unsere "saubere" Atomenergie das Leben der Ureinwohner zerstört. Juni 2009

Hildegard Buder-Monath/Jens Monath: Malawi- Rohstoffe oder Warum selbst Reichtum in Afrika ein Fluch sein kann. In: Mein Herz schlägt in Afrika. Eine Reise mit Henning Mankell. Paul Zsolny-Verlag. ZDF 2008


Lassen Sie einen Trecker nach Berlin fahren!

Der Weg nach Berlin ist weit, und wir möchten einen Fond für die erheblichen Kosten einrichten, die der Anti-Atom-Treck für die Besitzer der Traktoren verursachen wird.
Dafür bitten wir Sie um einen kleinen Anschub: Die Trecker-Patenschaft.
Sie übernehmen einen Teil der Spritkosten und können "Ihren" persönlichen Trecker dafür mit einer Fahne, Ihrem Namen oder Firmenlogo ausstatten.
Näheres: www.bauerliche-notgemeinschaft.de


2. Wendland Free Flow Open Air-Festival

10. und 11. Juli, Alte Ziegelei, Mützingen

Unter dem Motto "Gorleben soll leben" bringen auch in diesem Jahr Bands aus dem Fusion-Spektrum in musikalischer Sprache ihre Solidarität mit der Protestbewegung zum Ausdruck. Zusammen mit "Embryo"-Mastermind und Weltmusikpreisträger Christian Burchard, der inzwischen auf 40jährige Bühnenerfahrung zurückblicken kann, wird das ungewöhnliche Festival wieder von Atomkraftgegnern organisiert. Free Flow steht für die Lust an Grenzerkundungen der weiten Spektren zwischen Fusionen aus Weltmusik, Jazz, Rock und Improvisation. Das Verlangen und die Offenheit nebeneinander Existierendes gleichberechtigt zu verbinden, sind der kreative Quell, um sich auf die Abenteuer unbekannter Klangreisen zu begeben. Musik ist so wohl der erste und früheste positive Ausdruck einer Globalisierung. Denn dank Weltenbummlern und Einwanderern, die andernorts unbekannte Traditionen, Klänge und neue Ideen im Gepäck hatten, konnte sich an neuen Orten erst Neues entwickeln. Auch durch die familiäre Atmosphäre des letztjährigen Festivals motiviert, laden Veranstalter und Bands zu einer neuerlichen ungewöhnlichen Klangreise ein.

Die weiteste Anreise haben diesmal "Alquimia del Sol" aus Barcelona, die einen fantasievollen multimedialen Rahmen bieten und die slowenische Band Carangi, die mit experimentell-spirituellem Folkrock erscheinen, als spielten sie in einer Zeitmaschine, oder Ritualmusik eines unbekannten Kontinents. Statt auf Surfbrettern und Flugdrachen schweben "Fliegen und Surfen" aus Saarbrücken auf spannungsgeladenen emotionalen Soundlandschaften mit pulsierenden Klangflächen, oder mit einem Augenzwinkern über kantige Riffgebirge. "Der Berg Groovt" aus Frankfurt laden zu einer entspannten, psychedelisch groovigen Klettertour mit guter Aussicht ein. Das Kasseler Improvisationskollektiv "Strom" bietet, untermalt von erstaunlichen Instrumenten und Gesängen, einen Abenteuer-Trip fürs Ohr. Die Pfälzer Klangweltenforscher "Ascension" loten mit impressionistischen Soundcollagen im Geist der Vergangenheit und mit der Technologie der Gegenwart unerforschte Klangwelten aus. "Omray" wollen mit experimentellem Rock und Jazzrock das Hier und Jetzt aufnehmen und einen Klang geben. "Weltraum" aus Soest sind sieben Spacetronauten, die sich mit zeitlosen psychedelischen Improvisationen durch die Unendlichkeit des Musikosmos bewegen.

Wie beim letztjährigen Festival tummeln sich auch wieder Festivallegenden der 70er Jahre in Mützingen. Die Nürnberger "Europayer" mit ex Amon Düül II Drummer Dieter Serfas mischen Ethno-Groovs mit Jazz und Rock. Lothar Stahl, der mit der ehemaligen Politrock-Band "Checkpoint Charly" das Bürgertum erschreckte, bietet mit seiner Formation "Stahlband" eine Reise durch Weltmusik und Jazzrock. Jürgen Benz, ehemals "Munju" und ArtZen Wehmeyer, Mitgründer von "Missus Beastly", nehmen mit ihren bislang "unerhörten" neuen Musikprojekten teil. Und natürlich laden Christian Burchard und "Embryo" wieder zu einer multikulturellen Reise auf ihrem musikalischen fliegenden Teppich ein.

Auch wie im letzten Jahr: Wer eigene unverstärkte Instrumente mitbringt, kann zwischendurch als besonderes Erlebnis in Contact-Jams mit den Bands mitspielen. Einlass ist Freitag 10.7. ab 15 Uhr, wer will, kann sein Zelt aufschlagen. Beginn der "langen Nacht" ab 17 Uhr, Samstag geht es ab 15 Uhr bis in die Puppen weiter. Tagesticket 15,-, Gesamtticket 25,- Infos: www.castor.de. Zur Einstimmung kann die Soli-CD "Embryo - Live im Wendland" mit umfangreichem Info-Booklet zu Gorleben für 10,- über das BI-Büro bestellt werden.

Francis Althoff


Programm Sommercamp im Wendland

16. bis 26. Juli in Gedelitz

Asse-Vortrag beim Sommercamp: Sa. 25.7. und So. 26.7. um jeweils 20 Uhr hält Dipl.-Ing. Udo Dettmann von den dortigen Gruppen einen zweiteiligen Vortrag über Asse II. Im ersten Teil gehen es von der Entstehung des Grubengebäudes 1906 und sein Salzgewinnungsbetrieb, den Wechsel von diesem Positiv-Bergbau zum Negativ-Bergbau mit der Entscheidung zur Errichtung eines Atommülllagers bis zu den daraus resultierenden Problemen. Denn der Laugenzufluss war vorhersehbar, Asse II war nie trocken, Löserfälle gehören zu Salzbergwerken - nur der Atommüll nimmt hier eine exponierte Rolle ein. Im zweiten Teil wird die Entwicklung in den letzten 5 Jahren dargelegt. Nicht, dass sich mit dem Atommüll im Bergwerk nennenswerte Änderungen ergaben - unsere Erkenntnisse über die Zustände wurden wesentlich detaillierter. Es wird im Vortrag geschildert, wie dieses zustande kann, wer in diesen Prozessen welche Positionen einnahm und wer heute im Verfahren beteiligt ist. Expliziert sei hier der Betreiberwechsel zum BfS sowie die Atomgesetznovelle genannt. Auch werden hier die Parallelen zu Morsleben, Konrad & Gorleben aufgezeigt. Denn solange der Prozess um die Asse nicht aufgearbeitet ist, die Fehlentwicklungen nicht analysiert sind und keine Schlüsse daraus gezogen wurden, solange können die Fehler der Asse nur durch Zufall an anderen Standorten vermieden werden.

Weitere Anti-Atom-Veranstaltungen während des Sommercamps:
Lichtbildervortrag von Ulrich Uffrecht (Physiker), Gasthaus Wiese, Gedelitz im Saal
Atomstrom: Wie entsteht er? - Ist er wirklich umweltfreundlich? - Ist er wirklich billig? - Ist er wirklich sicher? - Trägt er zum Klimaschutz bei? - Wie sind wir bei Unfällen geschützt?
Teil 1: Mittwoch, 22.7.09, 16 Uhr
Teil 2: Donnerstag, 23.7.09, 16 Uhr
Teil 3: Freitag, 24.7.09, 10.30 Uhr
Veranstaltung mit dem EA Gorleben (Dienstagabend)
Crashkurs zur Messung radioaktiver Strahlung (Donnerstagvormittag)
Dokumentarfilme, jeweils um 20 Uhr:
20.7. Brokdorf 1974-77
22.7. Gorlebentreck 1979
24.7. WAA Wackersdorf 1986: Vortrag über Atomwaffen (geplant)

Aktualisiertes Programm (samt evtl. Änderungen) auf
www.wendlandcamp.de unter "Workshops".

Francis Althoff


AKW Krümmel soll wieder ans Netz - Proteste angekündigt

Der Betreiber des Atomkraftwerks Krümmel kündigte in einem Brief an die Anwohner in der Elbmarsch an, dass der Antrag auf das Wiederanfahren des Reaktors kurz bevor stehe: kommende Woche soll dieser an die Atomaufsichtsbehörde gestellt werden. Atomkraftgegner kündigen entschiedenen Widerstand an.

'Wenn das AKW Krümmel wieder ans Netz gehen soll, werden wir protestieren!', so Jan Becker von contrAtom, einer norddeutschen Initiative gegen Atomanlagen. Mehr als 650 Menschen haben bereits eine entsprechende Erklärung unterzeichnet und wollen am Freitag vor dem Wiederanfahren das Kraftwerk blockieren.

'Wir fordern wegen der ungeklärten Leukämiefälle in der Umgebung von Krümmel die sofortige Stilllegung des Reaktors', so Jan Becker. Fast zwei Jahre Stillstand seit dem Trafo-Brand im Juni 2007 haben gezeigt: 'Wir brauchen den Strom aus Krümmel nicht!'

Bereits am vergangenen Donnerstag und am Tschernobyljahrestag hatten Atomkraftgegner vor den Toren des AKW gegen das Wiederanfahren protestiert. Zu weiteren Protesten haben auch Bauern aus dem Wendland ihre Teilnahme zugesagt.

Jan Becker
Weitere Infos: www.contratom.de/kruemmel


Atomforum wird 50 - Kein Grund zum Feiern!

Am 1. Juli will sich das Deutsche Atomforum e.V., Lobbyverein der Atomindustrie anlässlich seines 50. Geburtstages im Rahmen einer Abendveranstaltung im "E-Werk" in Berlin feiern. Geladen ist u.a. Bundeskanzlerin Angela Merkel. "Kein Grund zum Feiern" meinen AtomkraftgegnerInnen und rufen zu einer Protestkundgebung auf.

Das Deutsche Atomforum e.V. offenbart immer wieder haltlose Propaganda für die deutsche Kernkraft: gefordert werden Laufzeitverlängerung für die besonders alten und unsicheren Reaktoren, mit Gorleben wird die Endlagerfrage für hochradioaktiven Atommüll als gelöst dargestellt und zudem werden Atomkraftwerke als Klimaschützer propagiert. Für letzteres erhielt das Atomforum sogar schon einen Preis für "besonders schlechte und unseriöse Werbung".

Das "Forschungsbergwerk" Asse II - kürzlich wurde bekannt, dass dort billig Atommüll entsorgt wurde, und nicht geforscht - säuft ab, der Betreiber Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) übernimmt keinerlei Garantie mehr für eine Langzeitsicherheit der 126.000 eingelagerten Atommüllfässer. Das "Forschungsbergwerk" Gorleben wurde seit den 80er Jahren illegal und mit Milliarden Euro Steuermitteln zu einem Atommüllendlager ausgebaut. Die Ergebnisse des Lobbyismus des Atomforums sollen Bürgerinnen und Bürger tragen - finanziell und durch das Risiko verstrahlt zu werden. Wir sagen: "Nein danke".

01. Juli, ab 17.00 Uhr - Protestkundgebung
AtomkraftgegnerInnen rufen nun zu einer Protestkundgebung vor dem E-Werk auf: Beginn ist 17.00 Uhr, ab 18.00 Uhr werden die Gäste des Atomforums erwartet. Im Februar hatten 1.500 bis 2.000 Menschen mit einer Kette um das Tagungshotel gegen das Frühjahrstreffen des Atomforums im Maritimhotel in Berlin protestiert. Sie machten vor dem Tagungsgebäude klar:
Eure Lügen bleiben drin. Wir haben die besseren Argumente und wir werden uns im Wahlkampf einem Pro-Atomkurs energisch in den Weg stellen.
Veranstaltungsort: E-Werk, Wilhelmstr. 43, 10117 Berlin

Jan Becker, contrAtom.de
Weitere Infos: www.contratom.de/atomforum


Impressum

Die Gorleben-Rundschau erscheint 10-12 mal jährlich und wird herausgegeben von der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V..
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.
Für Neuerungen, produktive Anregungen und LeserInnenbriefe sind wir immer ansprechbar. Es ist erwünscht, eigene Texte zum Thema Atomkraft, Gorleben und erneuerbare Energien einzubringen; sie werden gerne veröffentlicht, sofern sie in den Kontext der Ausgabe passen.

Redaktion: H. Eckert, F. Althoff, W. Ehmke
Bildmaterial: randbild.de, I+W Lowin,
Mitarbeit: J.Becker, G. Harder, B. Oehler, K. Rudek,
Versand & Termine: L. Wente
Auflage: 2000
BI Büro: Rosenstr. 20, 29439 Lüchow
Fon: 05841/4684, Fax: 05841/3197,
buero@bi-luechow-dannenberg.de
www.bi-luechow-dannenberg.de
Öffnungszeiten: Mo, Mi, Fr, Sa 9 - 12 Uhr, Di + Do 15 - 18 Uhr

http://www.bi-luechow-dannenberg.de/chronologisch/aktuell/gorleben-rundschau/ausgabe-5-juni-2009

Anmerkung der Schattenblick-Redaktion:
Abbildungen siehe Originalpublikation resp. www.bi-luechow-dannenberg.de


*


Quelle:
Gorleben Rundschau Juni 2009 - Ausgabe 5
Herausgeber:
Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.
BI-Büro: Rosenstr. 20, 29439 Lüchow
Tel.: 05841/46 84, Fax: 05841/31 97
E-Mail: buero@bi-luechow-dannenberg.de
Internet: www.bi-luechow-dannenberg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Oktober 2009