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BILDUNG/432: "El clima cambia - Klima verändert" - Eine Wanderausstellung zum Mitmachen (ARA Magazin)


ARA Magazin 2/10 - Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz e.V.

El clima cambia

Klima verändert


Dass der Klimawandel das Ausbleichen tropischer Korallenriffe stark beschleunigt, viele kleine Inselstaaten bereits um ihre Existenz fürchten und Länder wie Bangladesch oder jetzt auch Pakistan besonders hart von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind, ist uns bereits vertraut. Lateinamerika aber taucht in einschlägigen Meldungen kaum auf. Dabei ist der Klimawandel hier bereits in vollem Gang und für Millionen von Menschen existenziell spürbar.

Eine neue Wanderausstellung, die ARA zusammen mit dem Welthaus Bielefeld entwickelt hat, zeigt am Beispiel von Mexiko, Peru, Nicaragua und El Salvador, wie stark Mensch und Natur bereits in Mitleidenschaft gezogen sind.

Der Herbst ist traditionelle Hurrikan-Saison in Mittelamerika und den USA. 2010 scheint sie relativ glimpflich zu verlaufen, auch wenn vor einigen Wochen Bilder von dramatischen Überschwemmungen etwa in Mexiko die Nachrichten der Fernsehsender füllten. Klimaprognosen hatten schon vor über 15 Jahren eine deutliche Zunahme von Wirbelstürmen in der Region vorhergesagt. Die Anzahl der Hurrikans ist bis heute tendenziell gleich geblieben, aber ihre Heftigkeit hat seitdem deutlich zugenommen.

Anfang September meldete die Nachrichtenagentur Latinapress, dass der Pegelstand des Amazonas in Peru stark gesunken und auf den tiefsten Stand seit über 40 Jahren gefallen war. Der mächtigste Fluss der Erde war an vielen Stellen nicht mehr befahrbar, in der 400.000 Einwohner Stadt Iquitos stieg die Angst vor Versorgungsengpässen. Gleichzeitig kostete schon die erste Kältewelle des diesjährigen peruanischen Winters mehr als 400 Menschen das Leben. Schon seit Jahren erreicht der Winter hier extrem tiefe Temperaturen, wie man sie früher überhaupt nicht kannte.

Kälte und heftigen Regenfällen steht in dem Andenland zunehmender Wassermangel gegenüber. Ursache ist der rasante Rückgang der Gletscher - schlimmer noch als in den Alpen. Seit 1970 sind fast 30 Prozent davon abgeschmolzen. Noch gibt es dadurch reichlich Wasser. Die Trinkwasserversorgung von zwei Dritteln der Bevölkerung ist davon abhängig. 70 Prozent der Elektrizität wird aus Wasserkraft gewonnen. Schon in 15 Jahren könnte es damit endgültig vorbei sein - mit dramatischen Folgen für Menschen und die Wirtschaft des Landes.

Nach Expertenschätzungen könnten bis zum Jahr 2050 bereits 50 Prozent aller landwirtschaftlich genutzten Gebiete Lateinamerikas von Wüstenbildung und Versalzung betroffen sein. Obwohl die Region über 35 Prozent der Trinkwasserreserven der Erde verfügt, wird schon für das Jahr 2025 erwartet, dass 70 Prozent der Bevölkerung an Wassermangel leiden werden.


Schon 2015 kein Trinkwasser mehr ?

Nach Meinung der Umweltorganisation Unidad Ecologica Salvadoreña (UNES) wird El Salvador sogar schon 2015 kein Trinkwasser mehr zur Verfügung haben. Aufgrund zunehmender Dürre sind die Ernteerträge der Bauern bei Mais und Reis bereits heute um ein Viertel zurückgegangen.

Auch die besonders fruchtbaren Ackerflächen im bevölkerungsreichen Westen Nicaraguas leiden massiv unter dem Klimawandel. Die Regenzeit hat sich dort um fast drei Wochen verschoben. Wasser wird immer häufiger rationiert, die Preise für Grundnahrungsmittel wie Reis, Mais, Hirse oder Bohnen steigen spürbar und stetig. Länger anhaltende Dürre vernichtet schlagartig ganze Existenzen.

Knapp die Hälfte der Bevölkerung Lateinamerikas lebt heute schon in Armut und wird es deshalb besonders schwer haben, die Folgen des Klimawandels zu meistern.

Dabei trägt ganz Lateinamerika nur vier Prozent zum weltweiten Ausstoß klimaschädlicher Gase bei.

Auch die sehr artenreiche Natur Mittelamerikas wird erheblich unter dem Klimawandel leiden. Denn auf gerade einmal einem Prozent der Landfläche der Erde leben hier nicht weniger als 7 Prozent aller Arten. Mittelamerika und Mexiko sind zudem das Winterquartier für die Zugvögel Nordamerikas, so wie Afrika für europäische Arten.

Zugleich ist diese Region die Heimat eines großen Teils weltweit bedeutsamer Agrarpflanzen. Mais, Bohnen und Kürbisse haben hier ihren Ursprung, so wie die Kartoffel in Peru. In Tausenden von Varietäten wurden und werden sie hier (noch) kultiviert.


Eine Mitmachausstellung

Die Ausstellung "El clima cambia" zeigt die Klimaveränderungen Lateinamerikas sehr lebendig auf, indem sie nicht zuletzt die Betroffenen zu Wort kommen lässt. Recherchiert haben dies übrigens ein Dutzend Freiwillige des weltwärts-Programms (siehe auch S. 11).(*)

Der Besucher selbst wird zum Teil der Ausstellung: Er kann sein Wissen überprüfen, seine Fertigkeiten als vorausschauender Landwirt bei der Planung des Kartoffelanbaus beweisen und seine persönliche Energiebilanz erstellen. Denn verantwortlich für den Klimawandel in Lateinamerika sind auch wir.

Da ist es nur folgerichtig, dass man am Ende der Ausstellung auf ein deutsches Auffanglager für Klimaflüchtlinge trifft. Denn im Jahr 2021 ist eine Umweltflüchtlingskonvention in Kraft getreten - und Deutschland muss entsprechend seiner Verantwortung für den globalen Klimawandel sechs Millionen Umweltflüchtlinge aufnehmen!


(*) Anmerkung der Schattenblick-Redaktion: im Schattenblick unter: Infopool → Umwelt → Internationales →
AFRIKA/035: Grüne Wüsten in Afrika - Mobilisierung gegen industrielle Holzplantagen (ARA Magazin)


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El Clima Cambia - Ausleihbedingungen

Kontakt:
Bildungs-Team des Welthaus Bielefeld
bildung@welthaus.de und Tel. 0521-98648-0

Flächenbedarf: ca. 150 Quadratmeter

Leihgebühr: 450 Euro pro Monat, ab dem dritten Monat 350 Euro

Transport und Versicherung müssen vom Ausleiher übernommen werden. Der Aufbau kann gegen Gebühr auch vom Welthaus organisiert werden.



Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
- Das Schicksal von Klimaflüchtlingen wird im Zelt einer neuen UN-Flüchtlingsorganisation erlebbar.
- Ein Marktstand zeigt die Vielfalt traditioneller Nutzpflanzen.
- Beim Kartoffelspiel geht es darum, durch Sortenvielfalt auch bei Klimaveränderungen eine gute Ernte zu erzielen.


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Quelle:
ARA Magazin 2/10
Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz e.V.
August Bebel Str. 16-18, 33602 Bielefeld
Redaktion: Jürgen Wolters, Wolfgang Kuhlmann, Jürgen Birtsch
Telefon: 0521/6 59 43, Fax: 0521/6 49 75
E-Mail: ara@araonline.de
Internet: www.araonline.de

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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Dezember 2010