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BUCH/650: Terra Preta. Die schwarze Revolution aus dem Regenwald (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 175 - August/September 2013
Die Berliner Umweltzeitung

Terra Preta
Die menschengemachte Wundererde Amazoniens

von Jörg Parsiegla



Auf dieses Buch dürften nicht nur Gärtner, Pflanzenliebhaber und Hobby-Balkonisten gewartet haben. Ute Scheub, Haiko Pieplow und Hans-Peter Schmidt liefern mit ihrem von der Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis herausgegebeben und im oekom verlag erschienenen Buch die erste deutschsprachige Zusammenfassung des Wissens rund um die "Terra Preta do Indio". Soviel vornweg: Terra Preta ist portugiesisch und heißt "schwarze Erde". In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts stießen Forscher im Amazonasgebiet in Brasilien auf diese sehr fruchtbare, Jahrhunderte alte menschengemachte Erde aus Holzkohle, Kompost, Dung, Tonscherben und manchmal Muscheln. Immerhin werden Terra-Preta-Böden, nach Lage der Fundorte, auf circa einem Zehntel der Gesamtfläche des Amazonasgebietes vermutet! Heute - und darüber berichten die Autoren ausführlich - laufen überall Versuche, diese Erde nachzuahmen.

Gleich im Prolog wird das Geheimnis dieser Schwarzerde gelüftet: porenreiche Pflanzenkohle, die - eingebracht in den Boden - als fruchtbarer Speicher von Nährstoffen und Wasser dient. "Wie das geht, erfahren Sie in diesem Buch", so die Autoren.

Im ersten Teil des Buches wird über zwei Kapitel zunächst Grundlagenwissen um den Zustand unserer Böden vermittelt. Dabei geht es um das Thema Agroindustrie, das heißt genauer gesagt deren Irrtümer, und es wird der Zusammenhang zwischen fruchtbaren Böden und Menschheitsgeschichte herausgearbeitet. Scheub, Pieplow und Schmidt nehmen den Leser dazu mit auf einen weltumspannenden Kurztrip.

Im zweiten Teil der Arbeit, in den Kapiteln drei bis sechs, geht es um die praktische Seite des Themas. Da werden die verschiedenen Methoden der Terra-Preta-Herstellung beschrieben und Fragen beantwortet, die sich aus dem Umgang mit ihr ergeben - beim Klimagärtnern und Klimafarming beispielsweise oder bei der Anlage von Balkon- und Fenstergärten. Außerdem werden in diesem Teil, last but not least, alte und neue Sanitärsysteme abgehandelt, "die helfen können, Nährstoffe aus menschlichen Ausscheidungen in den Naturkreislauf zurückzuführen." Wohlwissend um antrainierte Tabus, fügen die Autoren hinzu: "Dies ist kein Muss für die Herstellung von Terra Preta, deren zentraler Bestandteil ist Pflanzenkohle ..."

Damit auch nichts schiefgeht bei der Schwarzerde-Herstellung, handelt ein Unterkapitel oft gestellte Fragen zur Terra-Preta-Produktion ab. Etwa wie groß Küchenabfälle als Einstreu sein sollten ("ungefähr daumennagelgroß"), über sämtliche Fragen zum Fermentierungsprozess bis hin zur Klärung, ob Hunde im Kompost enthaltene (kleine) Knochen riechen und ausbuddeln können (ja, können sie - deshalb "sollte man geschlossene Kompostbehälter verwenden oder den Hund verscheuchen"). Jedes Kapitel wartet überdies mit hochinteressanten Geschichten aus der weltweiten Praxis auf. Was das Buch darüber hinaus sehr nützlich macht, sind im Anhang die zahlreichen Links und Lieferadressen für Zutaten der Terra-Preta-Herstellung.

Den Autoren ist mit "Terra Preta" ein ebenso fachkundiges wie gut verständliches und daher flüssig lesbares Buch gelungen. Die ansprechende graphische Gestaltung der 200-seitigen Paperback-Ausgabe ist ein zusätzliches Plus.

Im Gesamturteil möchte sich der Rezensent dem Urteil eines weiteren Terra-Preta-Pioniers und Zuarbeiters der Autoren, Marko Heckel, anschließen: "Ein schönes, wertvolles Buch! Bitte kaufen."



Ute Scheub, Haiko Pieplow und Hans-Peter Schmidt
Terra Preta / Die schwarze Revolution aus dem Regenwald
1. Auflage 2013
oekom verlag München
206 S., Paperback, 19,95 Euro
ISBN 978-3-86581-407-4

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Quelle:
DER RABE RALF - 23. Jahrgang, Nr. 175 - August/September 2013, Seite 26
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 8, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de
 
Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: jährlich, 20 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. August 2013