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FEUER/043: Europäischer Waldbrandbericht (KEG)


Europäische Kommission
Pressemitteilung - Brüssel, den 31. Oktober 2022

Europäischer Waldbrandbericht:
Drei der bislang schlimmsten Brandperioden wurden in den letzten sechs Jahren verzeichnet.


Heute hat die Gemeinsame Forschungsstelle (JRC) der Kommission die jüngste Ausgabe ihres Jahresberichts über Waldbrände in Europa, im Nahen Osten und in Nordafrika [1] für das Jahr 2021 vorgelegt. Darin wird der Schluss gezogen, dass es sich bei der Brandsaison des vergangenen Jahres in Bezug auf die abgebrannte Fläche (seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2006) nach 2017 - als mehr als 10.000 km2 verbrannten - um die zweitschlimmste Brandsaison im EU-Gebiet handelte. 2021 brannten über 5500 km2 Land ab. Diese Fläche ist mehr als doppelt so groß wie Luxemburg und über 1000 km2 davon lagen in für den Schutz der biologischen Vielfalt der EU so wichtigen Natura-2000-Gebieten.

Der Bericht befasst sich noch nicht mit den diesjährigen Bränden, die noch verheerender waren als die Brände im Jahr 2021. Mithilfe der Jahresberichte kann bei der Analyse vorläufiger Daten über die Auswirkungen von Waldbränden im laufenden Jahr auf vergangene Brandperioden Bezug genommen werden. Vor diesem Hintergrund schneidet das Jahr 2022 noch schlechter ab. Damit bestätigt sich der besorgniserregende Trend der letzten Jahre. Tatsächlich wurden in diesem Jahr bereits insgesamt 8600 km2 durch Waldbrände vernichtet. Diese Gesamtfläche ist eine der größten, die bis Ende Oktober von Waldbränden in Europa heimgesucht wurden. In neun EU-Ländern wurden dabei neue Flächenrekorde verzeichnet. Seit der bislang schlimmsten Brandsaison im Jahr 2017 wüteten Feuer auf 35.340 km2 - einer Fläche, die größer ist als Belgien. Etwa 35% der gesamten abgebrannten Fläche (mehr als 11.600 km2) gehörten zum Natura-2000-Netz.

Obwohl das insgesamt von Waldbränden verwüstete Gebiet 2022 bemerkenswert groß war, hielt sich die Zahl der Todesopfer dank der von den EU-Mitgliedstaaten durchgeführten Präventionsmaßnahmen und des Katastrophenschutzverfahrens der Union [2] in Grenzen. Im Jahr 2021 hat die EU die Kapazität dieses Mechanismus weiter ausgebaut, indem sie die Mittel zur Brandbekämpfung aus der Luft erhöhte, um Länder während der Brandsaison zu unterstützen. Diese Unterstützung wurde während der Brände, die den Mittelmeerraum 2021 und 2022 heimsuchten, stark in Anspruch genommen. Diese verstärkten Kapazitäten werden vom Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahmen [3] der Generaldirektion Europäischer Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe [4] koordiniert. Die Gemeinsame Forschungsstelle bietet Unterstützung an, indem sie zeitnah über laufende Brände informiert und dabei hilft, EU-finanzierte Luftfahrzeuge dort einzusetzen, wo sie am dringendsten benötigt werden.


Die wichtigsten Punkte des Berichts

* Im Jahr 2021 wurden in 22 der 27 EU-Mitgliedstaaten Brände erfasst, bei denen insgesamt 500.566 Hektar (ha) vernichtet wurden. Diese Fläche waren somit größer als im Jahr 2020 (etwa 340.000 ha), aber wesentlich kleiner als 2017 (1 Mio. ha).

* Dem Bericht über Waldbrände 2021 zufolge war Italien in Bezug auf die Schadensfläche das am stärksten betroffene Land, gefolgt von der Türkei, Portugal und Griechenland, was insbesondere für den August zutrifft, wie aus den nationalen Berichten hervorgeht.

* Europas 'Natura 2000'-Schutzgebiete waren durch Flächenbrände stark betroffen: Im Jahr 2021 brannten insgesamt 102.598 ha (etwa 20% der Gesamtfläche aller Natura-2000-Gebiete) und damit weniger als in den letzten zwei Jahren und etwas weniger als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre ab.

* Im Jahr 2021 entfiel auf Italien fast ein Viertel der gesamten in Natura-2000-Gebieten vernichteten Fläche, dicht gefolgt von Spanien, sodass beide Länder zusammen einen Anteil von 45% an der Schadensfläche hatten.

* In den südlichen EU-Ländern mit längeren Erfassungszeiträumen haben sich die abgebrannten Gebiete im Vergleich zu 2020 verdoppelt. Betrachtet man die durchschnittliche Brandgröße, war es das zweitschlimmste Jahr seit 1986. Gleichzeitig wurde die niedrigste Gesamtzahl an Bränden verzeichnet. Es gab also weitaus weniger, dafür aber größere Brände.

* Das Katastrophenschutzverfahren der EU wurde 2019 mit rescEU ausgebaut. Seine Kapazitäten zur Unterstützung von Ländern während dieser Brandsaison wurden im Jahr 2021 weiter gestärkt und 2022 für die Brandsaison 2023 verlängert.

* Allein in diesem Jahr wurde das Katastrophenschutzverfahren der EU elfmal von sechs Ländern aktiviert, die Flugzeuge, Hubschrauber und Feuerwehrleute anforderten: Es ist das zweite Jahr innerhalb eines Jahrzehnts, in dem mehr Hilfsersuchen an das Katastrophenschutzverfahren der Union als je zuvor gestellt wurden.


Hintergrund

Die Gemeinsame Forschungsstelle unterstützt die Arbeit des Zentrums für die Koordination von Notfallmaßnahmen [5] der Kommission durch die Entwicklung von Entscheidungsunterstützungssystemen, die Einblicke und Prognosen für alle aktuell bestehenden Brände in der EU liefern und eine fundierte Zuweisung und Verteilung von RescEU [6]-Mitteln zur Brandbekämpfung in ganz Europa ermöglichen. Im Rahmen des Copernicus-Programms der EU und der Expertengruppe für Waldbrände (EGFF)[7] überwacht das Europäische Waldbrandinformationssystem (EFFIS) kontinuierlich mit Satelliten die Brandsituation in Europa und im Mittelmeerraum. EFFIS wurde im Jahr 2021 von Regierungsorganisationen und Bürgern genutzt und von fast 414.000 Personen aus 197 Ländern in Anspruch genommen. EFFIS wird auch durch das Globale Waldbrandinformationssystem (GWIS)[8] ergänzt, was eine weltweite Überwachung ermöglicht.

Die Waldbrandberichte [9] der JRC enthalten harmonisierte Informationen und eine Bewertung der Auswirkungen von Waldbränden in ganz Europa. Sie bieten detaillierte Informationen über die Maßnahmen, die in den verschiedenen Ländern zur Prävention von Waldbränden, zur Vorsorge und zur Brandbekämpfung ergriffen wurden, und geben gleichzeitig über Anpassungsmaßnahmen zur Eindämmung der Auswirkungen von Waldbränden Aufschluss. Waldbrandberichte werden regelmäßig im Oktober des Jahres, das auf die abschließend bewertete Brandsaison folgt, veröffentlicht. Zuvor wird im März ein Vorbericht [10] präsentiert. Die abschließenden Waldbrandberichte enthalten Informationen, die auf nationaler Ebene gesammelt und im Laufe des Jahres der JRC für den Datenvergleich und einen umfassenden abschließenden Überblick über die Brandsaison in Europa, dem Nahen Osten und Nordafrika übermittelt wurden. Die Ausgabe 2021 ist das Ergebnis einer erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen den Dienststellen der Europäischen Kommission und Agenturen für Feuerschutz-Management in 34 Ländern.

Auf politischer Ebene arbeitet die EU weiter an Maßnahmen zur Abmilderung der unvermeidbaren Auswirkungen von Waldbränden und veröffentlichte im März 2021 die EU-Strategie für die Anpassung an den Klimawandel [11]. Der europäische Grüne Deal [12] sieht eine ehrgeizige Agenda für die nachhaltige Anpassung an den Klimawandel vor. Im März 2021 nahm die Kommission die EU-Strategie für die Anpassung an den Klimawandel [13] an, in der hervorgehoben wird, dass die Anpassung schneller, intelligenter und systemischer werden muss. Mit der im Juli 2021 veröffentlichten EU-Waldstrategie für 2030 wird auch die Grundlage für eine verstärkte Brandprävention und Klimaresilienz der Wälder geschaffen. Sie baut auf den Leitlinien für die Vermeidung von Waldbränden [14] auf, in denen die Bewirtschaftung der Vegetation und die Vermeidung der Anhäufung von Brennstoffen am Boden gefordert werden, um die Brandbekämpfung zu erleichtern. Der Vorschlag für ein Gesetz zur Wiederherstellung der Natur [15], den die Kommission kurz vor dem Sommer vorgelegt hat, ist ein wichtiges Instrument für Anpassungs- und Minderungsmaßnahmen, da die Natur die Auswirkungen von Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Dürren und Hitzewellen abschwächt.

Quote(s)
Nach den Jahren 2021 und 2017 erleben wir 2022 erneut eine der dramatischsten Waldbrandperioden seit Beginn der Aufzeichnungen. Durch die Kombination aus nie da gewesenen Dürreperioden und Hitzewellen während des Sommers waren die Vegetation und die Wälder in ganz Europa beispiellosen Belastungen ausgesetzt. In diesen Berichten beobachten wir in den letzten Jahren einen besorgniserregenden Trend, für den der Klimawandel sicherlich eine der Hauptursachen ist. Mit der besten verfügbaren Technologie im Weltraum und am Boden arbeiten die Kommission und ihre Wissenschaftler unermüdlich daran, Brandzeiträume und außergewöhnliche Wetterereignisse zu erfassen und zu untersuchen und so die Mitgliedstaaten bei ihren Bemühungen zu unterstützen, Katastrophen zu verhüten, unsere Natur zu schützen und Feuerwehrleuten nötigenfalls jederzeit und überall dabei zu helfen, Leben zu retten und unseren Planeten zu erhalten.
Kommissarin Mariya Gabriel - 31/10/2022

Weitere Informationen

Bericht über Waldbrände in Europa, im Nahen Osten und in Nordafrika 2021
https://joint-research-centre.ec.europa.eu/publications/forest-fires-europe-middle-east-and-north-africa-2021_en

Europäisches Waldbrandinformationssystem (EFFIS)
https://effis.jrc.ec.europa.eu/

Globales Waldbrandinformationssystem (GWIS)
https://gwis.jrc.ec.europa.eu/

Copernicus-Programm der EU
https://www.copernicus.eu/de

Expertengruppe 'Waldbrände' (EGFF)
https://ec.europa.eu/transparency/expert-groups-register/screen/expert-groups/consult?lang=de&do=groupDetail.groupDetail&groupID=416


Links

[1] https://joint-research-centre.ec.europa.eu/publications/forest-fires-europe-middle-east-and-north-africa-2021_en
[2] https://ec.europa.eu/echo/what/civil-protection/mechanism_en
[3] https://civil-protection-humanitarian-aid.ec.europa.eu/what/civil-protection/emergency-response-coordination-centre-ercc_en
[4] https://civil-protection-humanitarian-aid.ec.europa.eu/index_en
[5] https://civil-protection-humanitarian-aid.ec.europa.eu/what/civil-protection/emergency-response-coordination-centre-ercc_en
[6] https://ec.europa.eu/echo/what/civil-protection/resceu_en
[7] https://ec.europa.eu/info/sites/default/files/commission_expert_group_on_forest_fires_egff_and_european_forest_fire_information_system_effis.pdf
[8] https://gwis.jrc.ec.europa.eu/
[9] https://effis.jrc.ec.europa.eu/reports-and-publications/annual-fire-reports
[10] https://joint-research-centre.ec.europa.eu/jrc-news/eu-2021-wildfire-season-was-second-worst-record-finds-new-commission-report-2022-03-21_en
[11] https://climate.ec.europa.eu/eu-action/adaptation-climate-change/eu-adaptation-strategy_en
[12] https://ec.europa.eu/info/strategy/priorities-2019-2024/european-green-deal_de
[13] https://environment.ec.europa.eu/strategy/forest-strategy_de
[14] https://op.europa.eu/en/publication-detail/-/publication/4e6cc1f1-8b8a-11eb-b85c-01aa75ed71a1
[15] https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_22_3746



© Europäische Gemeinschaften 2022

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Quelle:
Pressemitteilung, 31.10.2022
Europäische Kommission (KEG), Brüssel
Internet: www.ec.europa.eu

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 4. November 2022

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