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GARTEN/284: Ein Hauch von Indian Summer (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 11. September 2014

Ein Hauch von Indian Summer



(Bremen, den 11.09.14) An die verschwenderische Farbenpracht des amerikanischen "Indian Summer" kommen europäische Wälder kaum heran. Dennoch lohnt ein Spaziergang durch die Natur, die sich schon untrüglich auf den Herbst vorbereitet. Erste Äste bunter Blätter zeigen, dass der Jahreslauf sich dem Ende zuneigt, erklärt der NABU. Das Laub sollte als wertvoller Bestandteil im Garten bleiben, raten die Naturschützer.

Nahaufnahme sonnenbeschienener, herbstlich verfärbter Ahornblätter am Baum - Foto: © NABU Bremen

Foto: © NABU Bremen

"Birken, Linden und Buchen lassen schon die schönsten Gelbtöne erstrahlen, während die Eichen noch sattgrün sind", freut sich NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann auf die farbenreichste Zeit in der Natur, "jeden Tag ändert sich das Laub und morgens riecht es auch schon ein wenig nach Herbst." Die Erklärung für die verschwenderische Pracht ist in Wirklichkeit die ausgeprägte Sparsamkeit der Natur. Beim Recycling der Blattinhaltsstoffe werden bislang vom Blattgrün überdeckte Stoffe freigelegt.

Schon bevor der Frost die Stoffkreisläufe in den Blättern stoppt, beginnt in ihnen, ausgelöst von abnehmenden Tageslängen, der Abbauprozess als Vorbereitung auf den Winter. Die grünen Chlorophylle, die "Sonnenkollektoren" der Pflanzenzellen, werden jetzt nicht mehr gebraucht. Beim Abbau müssen die Pflanzen vorsichtig zu Werke gehen, denn Chlorophylle sind reaktive Verbindungen, die andere Zellbestandteile angreifen können. "Vor allem das im Boden rare Magnesium und der reichliche Stickstoff im Blattgrün werden wiederverwertet", so Hofmann.

Wenn das Chlorophyll abgebaut ist, kommen die Carotinoide zum Vorschein, die auch Möhren so hübsch orange leuchten lassen. Sie wurden vorher von der schieren Masse des Blattgrüns überdeckt. Gleichzeitig bauen die Bäume rote bis violette Anthocyane auf, vermutlich als UV-Schutz für den Abbauprozess.

"Anthocyane kennt man auch als Farbstoff E 163 in Lebensmitteln", weiß der gelernte Förster Hofmann zu berichten. Sie färben die Blätter so prächtig herbstlich, wie es Dichter, Maler und Fotografen immer wieder versucht haben einzufangen. Brauntöne kommen durch wasserlösliche Farbstoffe, die erst nach dem Absterben der Blätter auftreten. Die Abbauprodukte werden in Rinde, Holz oder Wurzeln zwischengelagert und dienen im nächsten Frühjahr als Treibstoff bei der Bildung neuer Blätter.

"Die Irokesen im Nordosten Amerikas hatten eine weniger chemische Erklärung für die Farbenpracht im Herbst. Nach einer Sage stellt jeden Herbst der 'Himmlische Jäger' der 'Großen Bärin' nach. Wenn er sie schließlich nach langer Jagd erlegt hat, tropft das Blut des Bären feuerrot auf die Erde und färbt die Bäume", erzählt Sönke Hofmann. Zwischen dem Zweig und der Basis des Blattstiels wird im Herbst eine Trennschicht aus Kork gebildet. Beim nächsten Windstoß trudelt das Blatt zu Boden und ernährt abertausende winzige Mikroorganismen. Sie zerlegen die Blätter wieder in die ursprünglichen Mineralstoffe, aus denen der Baum sie mit Hilfe der Sonnenenergie vor einem Jahr gebaut hat: ein perfekter Kreislauf.

Für die Natur sei der Laubfall deshalb sehr wichtig. Auch dient die Laubschicht als Puffer vor den Einwirkungen durch das Klima. "Unter dem Laub ist der Boden vor Austrocknung weitgehend geschützt, Hagel- und Regenschlag können die empfindliche Humusdecke nicht zerstören und auch die zerstörerische UV-Strahlung der Sonne wird durch die alten Blätter gebremst", so Hofmann.

Das Laub schützt aber nicht nur den Lebensraum Boden. Der NABU rät, Laub liegen zu lassen und nicht aus dem "Ökosystem Garten" zu entfernen. "Das Herbstlaub zu Haufen zusammenzukehren und es mit einigen Zweigen gegen den Wind abzudecken ist sinnvoll. Dadurch gibt man Igel, Schmetterlingen und andere Gartenbewohnern eine Chance und einen Lebensraum", betont der NABU. Weitere Tipps zum Naturgarten gibt die mobile Gartenausstellung des NABU, die durch Bremen tourt und ab 20. September auf der Hanselife zu sehen ist.

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Quelle:
Pressemitteilung, 11.09.2014
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen
Tel. 04 21 / 45 82 83 64
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. September 2014