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LUFT/501: NABU misst extrem hohe Luftverschmutzung an wichtigen Kreuzfahrtterminals (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 3. Dezember 2013

NABU misst extrem hohe Luftverschmutzung an wichtigen Kreuzfahrtterminals

Gesundheitsgefährdende Schiffsabgase in Hamburg, Rostock, Venedig und New York



Berlin - Der NABU sieht aufgrund aktueller Luftschadstoffmessungen in viel befahrenen Häfen seine Forderung nach wirksamer Abgastechnik für Kreuzfahrtschiffe bestätigt. Analysen mit speziellen Messgeräten belegen die extrem hohe Belastung der Atemluft durch Kreuzfahrtschiffe in den vier populären Häfen Hamburg, Rostock, Venedig und New York. Während der Liegezeiten von Kreuzfahrtschiffen verschiedener Reedereien haben Umweltschützer von NABU und Friends of the Earth U.S. in den vergangenen Monaten erschreckend hohe Werte an ultrafeinen Partikeln in der Atemluft nahe den Kreuzfahrtterminals messen können.

"Rußpartikel sind laut WHO ebenso Krebs erregend wie Asbest. Die Messungen belegen nun erstmals, wie stark die lokale Luftverschmutzung durch die Abgase der Kreuzfahrtschiffe im Umkreis von Häfen zunimmt. Da die Anzahl der Schiffsanläufe seit Jahren drastisch steigt, werden immer mehr Passagieren und Hafenanwohnern die giftigen Stoffe um die Nase geweht. Das ist nicht hinnehmbar - zumal die nötige Abgastechnik bereit steht ", sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Allein in Warnemünde bei Rostock, das in diesem Jahr 197 Kreuzfahrtschiffanläufe verzeichnete, seien mehr als 300.000 Feinstpartikel gemessen worden. Damit sei die übliche Luftverschmutzung in urbanen Räumen um rund das 60-Fache übertroffen worden. In Hamburg habe die gemessene Belastung bei über 200.000 Partikeln pro Kubikzentimeter gelegen. Auch in Venedig und New York hätten Stichproben ähnlich hohe Werte ergeben.

"Es ist davon auszugehen, dass alle Häfen mit Kreuzfahrtanläufen ähnlich hohe Schadstoffwerte wie Hamburg, Rostock, Venedig und New York aufweisen. In der Berliner Innenstadt misst man zum Vergleich nur 5000 Partikel auf gleichem Raum. Ursache für die hohe Luftverschmutzung durch Kreuzfahrtschiffe sind die Verwendung von Schweröl und fehlende Abgastechnologie. Um den Hotelbetrieb mit der Stromversorgung an Bord aufrecht erhalten zu können, müssen die Motoren im Dauerbetrieb arbeiten, was riesige Mengen der toxischen Gase freisetzt", sagte Verkehrsexperte Dr. Axel Friedrich, der die Abgasmessungen leitete. Das sei nicht nur gesundheitsgefährdend für die Menschen an Bord, die Abgase würden auch übers Meer wieder ans Land getrieben.

Der NABU und Friends of the Earth U.S. wollen ihre Arbeit zu Kreuzfahrtschiffen in der Zukunft verstärkt koordinieren und sowohl in Nordamerika als auch in Europa die Forderungen an die Kreuzfahrtreedereien in den beiden wichtigsten Kreuzfahrtmärkten der Welt intensivieren. Besondere Kritik richten Friends of the Earth U.S. an den amerikanischen Branchenprimus Carnival Cruise Lines, zu dem auch der deutsche Ableger AIDA Cruises und Costa Crociere gehören. Obwohl AIDA mittlerweile auf moderne Abgastechnik setze und somit zeige, dass die technische Lösung für die Luftbelastung bereitstehe, habe die Carnival Corporation sich bislang nicht dahin bewegt, ihre über hundert Schiffe mit entsprechender Technik auszustatten. "Es ist nicht hinnehmbar, dass lediglich einige Carnival-Schiffe zeitgemäße Abgassysteme installieren, nicht aber die gesamte Flotte", so Marcie Keever, Projektleiterin für Meere und Schiffe bei Friends of the Earth U.S. "Sofern es dem Unternehmen ernst ist mit dem Klima- und Gesundheitsschutz, muss es die beste verfügbare Filtertechnik auf allen Schiffen der Flotte einsetzen."

Ein Video der Partikelmessung am Kreuzfahrtterminal Manhattan in New York finden Sie unter
http://youtu.be/1_m5pSz9xNo

Aktuelle Fotos von Abgasfahnen der Kreuzfahrtschiffe finden Sie unter
http://www.nabu.de/themen/verkehr/schifffahrt/mirstinkts/16399.html

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Quelle:
NABU Pressedienst Nr. 147/2013, 03.12.2013
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Dezember 2013