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MILITÄR/071: Giftgas vor Helgoland - Verbände fordern Fischereiverbot im Versenkungsgebiet (GSM)


Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere GSM - 26. Mai 2010 - Fischerei/Giftgas/Nordsee
Gemeinsame Presse-Erklärung mit der Gesellschaft zur Rettung der Delphine GRD und dem NABU Schleswig-Holstein

Giftgas vor Helgoland

Naturschutzverbände fordern Fischereiverbot im Versenkungsgebiet


26. Mai 2010 - Neumünster, München, Quickborn: Die drei Naturschutzverbände Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere GSM, Gesellschaft zur Rettung der Delphine GRD und NABU Schleswig-Holstein fordern die Landesregierung in Kiel auf, umgehend ein Fischereiverbot im Munitionsversenkungsgebiet vor Helgoland zu erlassen. Kampfstoffe treten dort unkontrolliert aus Behältern aus. Geraten diese in die Netze der Fischer und werden gehoben, besteht akute Lebensgefahr. Das MLUR in Kiel kann sich jedoch bis heute nicht zu einem Verbot durchringen.

1949 wurden auf Anweisung der britischen Militäradministration rund 90 Tonnen Tabun-Granaten etwa 4 Kilometer südlich von Helgoland in 50 m Wassertiefe versenkt. Das Gebiet ist mittlerweile auf amtlichen Seekarten als Gefahrengebiet für die gesamte Schifffahrt ausgewiesen, dennoch gibt es weder Befahrens- noch Fischereiverbote. Aus der Antwort der Bundesregierung vom 20. Mai 2010 auf die Kleine Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Drucksache 17/1674, 10.5.2010) geht hervor, dass die Landesregierung auch weiterhin kein Fischereiverbot plant, um die Sicherheit und Gesundheit von Fischern zu schützen.

Insbesondere Fischer sind durch die Granaten jedoch extrem gefährdet. Durch Schleppnetze oder bei Ankermanövern können diese an die Oberfläche gelangen. Die versenkten Granaten enthalten das Kampfmittel 'Tabun'. Dieser Nervenkampfstoff wird über die Haut und die Atmung aufgenommen. Im Körper blockiert das Nervengift die Übertragung von Reizen an den Nervenzellen. Je nach Stärke der Vergiftung kommt es zu Kopfschmerzen, Übelkeit, Krämpfen, Atemnot, Angstzuständen, Verwirrtheit, Bewusstlosigkeit und Tod durch Atemlähmung. Nervenkampfstoffe wirken bereits in kleinsten Mengen tödlich. Nur ein Ganzkörperanzug und eine Maske mit Atemfilter bieten ausreichenden Schutz vor der gefährlichen Substanz.

Der Kampfstoff tritt mittlerweile auch unkontrolliert aus den durchgerotteten Behältern aus. Im Meerwasser ist Tabun jedoch löslich und wird über nur wenige Schritte zu anderen organischen Verbindungen abgebaut, die in der Nordsee natürlich vorkommen. Nur an der Luft verbreitet die Substanz ihre unheilvolle Wirkung.

"Das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume prüft eine Verlagerung von Schadstoffmessstellen, ringt sich aber nicht zu einem Fischereiverbot durch, das ganz im Interesse der Fischer stehen müsste. Diese Vorgehensweise ist für uns absolut unverständlich", kommentiert Petra Deimer, Meeresbiologin der GSM.

Weitere Infos unter
www.NABU-Meeresschutz.de
www.gsm-ev.de
www.delphinschutz.org


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Quelle:
Pressemitteilung, 26.05.2010
Herausgeber:
Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere e.V. (GSM)
Kieler Str. 2, 25451 Quickborn
Tel.: 04106/620 601, Fax: 04106/620 907
E-Mail: info@gsm-ev.de
Internet: www.gsm-ev.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Mai 2010