Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → FAKTEN

STADT/197: Berlins grüne Lungen (1) - Alte Parke in Pankow (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 150 - Juni/Juli 09
Die Berliner Umweltzeitung

Berlins grüne Lungen - Teil 1: Alte Parke in Pankow

Von Christoph Vinz


Auf dem Gebiet des Großbezirks Pankow (PrenzlauerBerg, Pankow und Weißensee) befinden sich grüne Oasen, die schon seit vielen Generationen von den Anwohnern regelmäßig "mit Kind und Kegel" vor allem an den Wochenenden aufgesucht werden. Wir wollen drei Parks vorstellen, die zum einen historisch interessant sind und zum anderen über seltene und alte Baumbestände verfügen.


Wo der Adel lustwandelte

Der älteste Park ist hier zweifellos der schon im 17. Jahrhundert angelegte spätere Schlosspark Niederschönhausen. Im 18. Jahrhundert im Geschmack der Zeit barock umgestaltet, erhielt er hundert Jahre später seine endgültige Form durch den berühmten Gartengestalter Lenne. Er gestaltete ihn auf rund 16 Hektar im Stil eines Landschaftsgartens, der heute den Status eines Gartendenkmals besitzt.

Über die Zeitläufe und diverse Veränderungen hinweg konnte ein schöner, alter Baumbestand erhalten bleiben. Darunter finden sich einige uralte Eichen in dem malerisch von der Panke durchflossenen Gelände. Einzelne Exemplare sollen das biblische Alter von mehr als tausend Jahren aufweisen. Im heutigen Schlosspark entdeckt der Besucher weitere 18 Bäume, die unter Naturschutz gestellt wurden. Zu ihnen gehören Stieleiche, Balkan-Rosskastanie und Winterlinde.

Eine Besonderheit, die aus der jüngsten deutschen Geschichte resultiert, ist die Abtrennung eines kleineren Parkbereichs am barocken Schloss durch eine 1949 errichtete Mauer. Die eben gegründete DDR grenzte damit den Amtssitz ihres damaligen Präsidenten ab.


Bergziegen an der Panke

Folgen wir dem Lauf der Panke durch die Pankstraße, so kommen wir zum zweiten Erholungsgebiet mit historischen Wurzeln. Es ist der Pankower Bürgerpark, der Mitte des 19. Jahrhunderts aus Privatbesitz erworben und der erfreuten Allgemeinheit als schnell beliebter Ausflugsort übergeben wurde. Bekannt ist das 1860 erbaute repräsentative Emgangsportal im italienischen Stil. Dahinter öffnet sich ein weiträumiges Areal mit großen Liegewiesen und einem leicht hügeligen Gelände mit einem Tiergehege und der besonders bei den Kleinsten beliebten Voliere. Im Park findet der Besucher einen teils recht alten Baumbestand, von dem einzelne Exemplare als Naturdenkmale ausgewiesen sind. Hierzu gehören Roteiche, Blutbuche und Sumpfzypresse. Außerdem besitzt der zwölf Hektar große Park zahlreiche Exoten wie Maulbeer- und Trompetenbaum, Edelkastanie oder Tulpenbaum. Der romantische Rosengarten wurde erst 1990-92 neu angelegt. Hier steht der restaurierte Musikpavillon, in dem zur Sommerzeit Konzerte veranstaltet werden. Für die gastronomische Betreuung der Besucher sorgt ein Freiluftcafe. 2007 fiel sein Vorgänger dem nächtlichen Vandalismus mit Brandstiftung durch ungebetene Gäste zum Opfer. Da mutwillige Zerstörungen leider noch immer ein Problem sind, fordern Pankows Bürger endlich ein Beleuchtungskonzept für diesen schönen Ort.


Milchhäuschen und Bootsverleih

Jüngste Anlage unter den "grünen Veteranen" im Bezirk Pankow ist der Park am Weißen See. Aus dem Garten eines früheren Schnapsbrenners konnte mit Beginn des 20. Jahrhundert ein attraktiver Volks- und Bürgerpark entwickelt werden. Die schöne Lage rund um einen 84.000 Quadratmeter großen See mit einem alten Baumbestand ließen den "Park am Weißen See" schnell zu einem beliebten Erholungsort werden. Der Besucher flaniert noch heute unter Schwarznuss, Zerreiche, Sommerlinde und Bitternuss. Als ältester Baum gilt hier eine Rosskastanie mit immerhin über 180 Jahren "auf der Borke".

Auf dem über einen Kilometer langen Rundweg lädt seit Generationen das "Milchhäuschen" zu einer Rast ein, bei der oft viel "Milch mit Schaum" genossen wird. Gleich daneben können von einer gemauerten Steilwand aus prächtige Karpfen beobachtet werden, die sich gern von den Besuchern füttern lassen. Der See mit seiner Fontäne verfügt über ein beliebtes Strandbad und einen Bootsverleih. Für weitere Abwechslung sorgen die Kinderplansche, ein kleines Tiergehege, die Freilichtbühne sowie ein behindertengerecht angelegter separater Parkteil.

Verkehrsanbindung Pankow: S/U-Bhf.
Pankow, Tram M 1/50, U 2, S 8
Weißensee: Tram M 4, 12, M 13


*


Quelle:
DER RABE RALF - 20. Jahrgang, Nr. 150, Juni/Juli 09
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.grueneliga-berlin.de/raberalf

Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: 10 Euro/halbes Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Juli 2009