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STADT/296: Berlins Grüne Lungen Teil 10 - Neu in Mitte und Marzahn (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 160 - Februar/März 2011
Die Berliner Umweltzeitung

Berlins Grüne Lungen
Teil 10 und Schluss: Neu in Mitte und Marzahn

Von Christoph Vinz


Zu den Berliner Neuzugängen gehört in Mitte der im Mai 2009 eröffnete Park, der sich auf einer Fläche von 5,5 Hektar auf dem Gelände des früheren Stettiner Bahnhofs erstreckt. Das Gelände mit noch 400 Metern ehemaliger Hinterlandmauer zwischen Mitte und Wedding wurde in das Gedenkstättenkonzept an der Bernauer Straße integriert.


Park am Nordbahnhof

Die Grünanlage entdeckt der Besucher in eher schlichter Ausführung auf einem etwa drei Meter erhöhten Plateau. Angelegt wurden lediglich die Wege, die Assoziationen an die früheren Bahnsteige wachrufen sollen. Es gibt Spielplätze und eine Liegewiese sowie Sportanlagen im südlichen Parkbereich.

Neben einem kleinen Birkenwäldchen, das seit 1990 hier wild gewachsen ist, stoßen die Besucher auf Relikte der Vergangenheit wie die freigelegten Eingänge von Fußgängertunneln, historisches Kopfsteinpflaster und natürlich Reste der alten Reichsbahn-Schienen, auf denen früher Berliner an die Ostsee reisten.

Eine Doppelreihe von Pflastersteinen erinnert auch hier an den einstigen Verlauf der Mauer.

Obwohl 150 Bäume und 400 Sträucher neu gepflanzt wurden, wirkt diese Anlage in weiten Teilen noch immer recht öde und wenig parkähnlich. Was bleibt, ist die Hoffnung auf eine grünere Zukunft.

Julie-Wolfthorn-Straße,
10115 Berlin
Öffnungszeiten:
Sommer 6.30 - 22 Uhr
Winter 7.30 - 19 Uhr
Verkehrsanbindung:
Haltestelle Nordbahnhof, Straßenbahn
M 10, Bus 245/247
S1/S2/S25


Volkspark am Weinberg

Obwohl dieser Park schon älteren Datums ist, konnte er 2055/2006 so umfangreich saniert werden, dass er heute neben vielen Nutzungsmöglichkeiten auch wieder eine sehenswerte Ästhetik besitzt. Bis dahin war er auch aufgrund der dort vorhandenen Drogenproblematik für viele eher ein Un-Ort.

Jetzt hat die exklusive Lage auf einem früheren Weinberg zwischen Brunnen- und Veteranenstraße mit ihren 4,3 Hektar Ausdehnung wieder eine gepfl egte Liegewiese, Rosengarten, Spielplätze für die Kleinen und Sportanlagen für Fußball und Tischtennis. Wer auf der Terrasse der oberhalb des Volksparks gelegenen Gaststätte verweilt, blickt auf den nierenförmigen Teich unterhalb der Liegewiese, die üppig grünenden Stauden- und Blumenpflanzungen und eine ganze Anzahl stattlicher Bäume. Nahe der Veteranenstraße befindet sich ein Bronzedenkmal von Waldemar Grzimek, das den jugendlichen Heinrich Heine zeigt, dem unbekannte Spaßvögel eine leere Bierflasche in die erhobene Hand gedrückt haben.

Erst kürzlich wurden in Anlehnung an frühere Traditionen am oberen Hang wieder einige Weinstöcke angepflanzt.

Weinbergsweg 9/Brunnenstraße 13
10119 Berlin
Verkehrsanbindung:
U-Bahnhof Rosenthaler Platz (U8)
Tram M1, M8


Geschichtspark "Ehemaliges Zellengefängnis Moabit"

Auf dem stillen Gelände nahe dem pulsierenden Hauptbahnhof befand sich im 19. Jahrhundert Berlins modernste Haftanstalt, in der Gefangene erstmals in Einzel- statt wie bislang in Gemeinschaftszellen Gemeinschaftszellen untergebracht wurden.

Für einige Zeit "saß" hier der später als "Hauptmann von Köpenick" bekannt gewordene Wilhelm Voigt ein. Ab 1940 missbrauchten Wehrmacht und Gestapo das Gefängnis. Noch in der Nacht vom 22. zum 23. April 1945 wurden von hier Häftlinge auf ein nahegelegenes Ausstellungsgelände am Bahnhof gebracht und dort von SS-Angehörigen hinterrücks erschossen.

Darunter befanden sich prominente Widerständler gegen das NS-Regime wie der Jurist Klaus Bonhoeffer und der Geograph, Politiker und Schriftsteller Albrecht Haushofer.

Bis 1955 wurde die Haftanstalt noch von den Alliierten genutzt, um dann 1957/58 abgerissen zu werden. Übrig blieben einige Beamtenhäuser und die hohe Gefängnismauer, die den Park zur Invalidenstraße abschirmt.

Jetzt umfasst das gesamte Gelände sechs Hektar, wozu auch der traurige Rest eines Gefängnisfriedhofs gehört, von dem nur noch Rudimente der Gräber ehemaliger Wärter erhalten sind. Die letzten Ruhestätten früherer Insassen befinden sich heute unter einer Kleingartenanlage, die den verwahrlosten Totenacker umschließt.

Auf den benachbarten drei Hektar Fläche wurde in den Jahren 2003/2006 ein faszinierender Geschichtspark errichtet, der mit seiner Doppel- Funktion als Grünanlage und Gedenkort für Berlin einmalig sein dürfte. Besucher können den früheren Grundriss des Gefängnisses begehen oder in einer nachgestalteten Zelle hier geschriebene Gedichte ("Moabiter Sonette") hören. 2007 gab es für diese herausragende Leistung den Deutschen Landschaftsarchitekturpreis.

Invalidenstraße 54-55, 10557 Berlin
Verkehrsanbindung:
Hauptbahnhof, U55, S5, S7, S9, S75
Bus 245, M85, M41


Gärten der Welt im Erholungspark Marzahn

Alles begann auf einem Areal von 21 Hektar mit der "Berliner Gartenschau 1987". Seit dem Jahr 2000 erfuhr das Parkgelände eine Neuprofilierung mit der Konzeption der "Gärten der Welt".

Zunächst begann diese Erfolgsgeschichte mit dem Chinesischen Garten, der als "Garten des wiedergewonnenen Mondes" mit Teehaus und See angelegt wurde. 2003 folgte der "Garten des zusammenfließenden Wassers" unter Verwendung traditioneller japanischer Stilelemente und noch im gleichen Jahr Bali mit dem "Garten der drei Harmonien", untergebracht in einem großen Gewächshaus.

Im folgenden Zeitraum wurde das Profil der Gärten immer mehr erweitert. Heute gibt es unter anderem einen koreanischen und einen orientalischen Garten oder auch den italienischen Renaissancegarten, der frühe europäische Landschaftskunst mit Blumenbeeten und Skulpturen präsentiert.

Eine hohe Anerkennung für das gartenkünstlerische Gesamtwerk war 2010 die Auszeichnung mit dem renommierten britischen "Green Flag Award".

Eisenacher Straße 99/Blumberger
Damm, 12685 Berlin
Eintritt: 3 Euro
Geöffnet täglich ab 9 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit
Verkehrsanbindung:
Eingang Eisenacher Straße:
S7 Haltestelle S Marzahn, dann Bus 195
U5 Haltestelle S Hellersdorf, dann Bus 195
Eingang Blumberger Damm:
S7 Haltestelle Mehrower Allee, dann Bus X69


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

Geschichtspark Moabit und altes Beamtenhaus

Exotisches Marzahn


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Quelle:
DER RABE RALF - 21. Jahrgang, Nr. 160 - Februar/März 2011
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de

Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: 10 Euro/halbes Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. April 2011