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STADT/393: Tote Schwäne im Landwehrkanal - Müll und Fütterung gefährden Vögel und Wasserqualität (BUND BE)


BUND Landesverband Berlin e.V. - Pressemitteilung - Berlin, 4. Februar 2016

Tote Schwäne im Landwehrkanal

BUND: Müll und Fütterung gefährden Vögel und Wasserqualität


Der BUND weist darauf hin, dass nicht nur die illegale Müllentsorgung, sondern auch das Füttern zu Vogelsterben führen kann. So ist in Berlin, wie in vielen Städten Deutschlands nicht nur das Ablagern von Müll verboten, sondern auch das Füttern von Wasservögeln.

Gerade Berliner Gewässer sind von dieser Problematik betroffen. So gleicht der Landwehrkanal an der Grenze von Kreuzberg zu Neukölln zeitweise einer großen Müllhalde. Auf der Höhe der Kottbusser Brücke schwimmt neben Hausmüll, Lebensmittelresten und Plastiktüten auch Sperrmüll wie entsorgte Sofas, Regale und Autoreifen im Wasser.

In den letzten zwei Wochen wurden dort vier tote Schwäne und zwei tote Möwen "sichergestellt". Die Kadaver wurden von der Wasserschutzpolizei geborgen und werden nun obduziert, um zu untersuchen, ob ein Zusammenhang mit der illegalen Müllentsorgung und der falschen Fütterung besteht.

Vogelschutzexpertin Claudia Wegworth vom BUND Berlin hält das nicht für ausgeschlossen: "Aktuell treiben große Mengen an Plastiktüten und anderen kleinen Müllteilen im Wasser. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie von Tieren verschluckt werden, die daran dann qualvoll sterben".

Ein ebenso großes Problem ist nach Ansicht des BUND Berlin die massive und falsche Fütterung der Wasservögel. Besonders an der Kottbusser Brücke ist immer wieder zu beobachten, wie Menschen Tütenweise altes Brot ins Wasser werfen.

Wasservögel ernähren sich von Wasserpflanzen, Muscheln, Schnecken und kleinen Fischen. Brot und Lebensmittelreste sind nicht nur ungesund für die Tiere, sie führen auch zur Überdüngung des Wassers. Lebensmittelreste sinken auf den Gewässergrund und begünstigen dort die Bildung von Faulschlamm und übermäßiges Algenwachstum, das dem Gewässer den Sauerstoff entzieht. Ein Nährboden für gefährliche Erreger: In warmen Sommern besteht in stehenden Gewässern dadurch die Gefahr von Botulismus, ein Gift das sich im Schlamm absetzt und von den Tieren bei der Nahungssuche aufgenommen wird. Sie ersticken, oft erst nach mehreren Tagen, qualvoll bei vollem Bewusstsein.

Im Winter sammeln sich an eisfreien Wasserlöchern bei massiver Fütterung oft unnatürlich viele Vögel. Normalerweise ziehen sie auf der Suche nach Nahrung weiter und verteilen sich so in der Umgebung. Als der Landwehrkanal in den letzten Wochen zugefroren war, rasteten unter der Kottbusser Brücke manchmal bis zu 50 Höckerschwäne und zahlreiche Enten. Der Grund dafür war die ausufernde Fütterung durch Anwohner und Passanten.

"Das Brot verschimmelte zu großen Teilen auf dem Eis und am Ufer und vermischte sich mit dem Kot der vielen Vögel," so Claudia Wegworth. "Ein solcher Zustand begünstigt die Entwicklung von Krankheitserregern wie z.B. Salmonellen. Ohne es zu wissen, füttern die Leute die Vögel hier möglicherweise zu Tode."

In Berlin wie in vielen Städten Deutschlands ist das Füttern von Wasservögeln verboten.

Wer den Vögeln wirklich helfen will, sorgt dafür dass ihr Lebensraum geschützt wird. Sie brauchen intakte Gewässer, nur dort finden sie ausreichend artgerechte Nahrung wie Ufer- und Wasserpflanzen mit Insekten, Schnecken und Muscheln - auch im Winter.

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Quelle:
Presseinformation Info 6, 04.02.2016
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
Landesverband Berlin
Crellestraße 35, D-10827 Berlin
Tel. 030/78 79 00-0, Fax: 030/78 79 00-18
E-Mail: kontakt@bund-berlin.de
Internet: www.bund-berlin.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Februar 2016

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