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TIPS/187: Bucheckern - Geheimtipp für die Küche (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 23. September 2011

Bucheckern - Geheimtipp für die Küche

"Vollmast" bei Buchen und Eichen / Wildschweine und andere Tiere profitieren / Bucheckern als schmackhaftes Nahrungsmittel geeignet / gegen das "Fagin" hilft rösten / NABU fordert zum Waldbesuch auf


(Bremen, den 23/09/11) Der Herbst kommt mit Macht und damit die "Erntezeit" im Wald. Während Kinder sich die Schulranzen mit Kastanien und Eicheln für den Bastelnachmittag vollstopfen, bleiben die Früchte der Buche oft achtlos liegen. Ganz zu unrecht, findet der NABU, denn von den drei typischen Herbstfrüchten sind Bucheckern mit Abstand die leckersten Vertreter. Die Naturschützer rufen deshalb zum Sammeln beim Waldspaziergang in die Natur auf.

Seit der Herbst richtig in Fahrt gekommen ist, sind Wald- und Parkwege nahezu übersät mit den rotbraunen Eckern. Ein so gutes Buchenjahr nennt der Förster "Vollmast" und das bietet eine prima Gelegenheit, mit den dreikantigen Nüssen am heimischen Herd zu experimentieren, findet der NABU.

Von der Vollmast profitieren ansonsten vor allem Wildschweine, die sich gerne den Magen mit Bucheckern vollschlagen. "Früher wurden die Hausschweine zum mästen mit Eckern und Eicheln in den Wald geschickt, daher der Begriff", erklärt NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann. Auch bei Vögeln und Eichhörnchen stehen die Früchte der Buche auf dem Speiseplan.

Als energiereiches Nahrungsmittel für den Menschen sind die Eckern fast in Vergessenheit geraten. In den Notzeiten nach dem Krieg waren sie dagegen in aller Munde. Allerhöchstens Förster und einige interessierte Naturfreunde kennen und schätzen sie noch. "Bucheckern haben ein herrliches nussiges Aroma und eignen sich für viele Rezepte", ist Hofmann begeistert, "es gibt sogar ein Kochbuch eigens über Eicheln, Bucheckern und andere Waldfrüchte."

Tatsächlich lassen sich die Eckern recht vielfältig in der Küche einsetzen. Zu Mehl geschrotet, können sie zu Brot, Keksen oder anderen Leckereien verbacken werden. Aber auch ganze Bucheckern können gut mit anderen Zutaten kombiniert oder als Zierde auf Kuchen und Torten verwendet werden. "Frisch geröstete Eckern über den Salat gestreut machen den perfekten Herbstsalat", schwärmt der gelernte Förster Hofmann.

Wer beim nächsten Spaziergang schon mal eine frische Kostprobe nehmen möchte, sollte Maß halten, warnt der NABU. Bucheckern enthalten den schwach giftigen Stoff "Fagin", der ab größeren Mengen Bauchschmerzen verursacht. Deshalb müssen die geschälten Eckern einige Minuten in der Pfanne geröstet werden, das baut den Giftstoff ab. "Ich übergieße die Eckern immer mit kochendem Wasser. Dann schwimmen die hohlen Früchte oben und die Schale lässt sich viel leichter abpulen", gibt Hobbykoch Hofmann einen Tipp.

Die Buche als Baum hat für die Deutschen sogar eine viel länger zurück liegende und tiefgreifendere Bedeutung. Auch wenn die Eiche als "deutschester" Baum gilt, gebührt eigentlich der Rotbuche diese Ehre. Deutschland beherbergt mit Frankreich das zentrale Verbreitungsgebiet der Buche, und hat damit eine besondere Bedeutung. "Ohne den Menschen wären mehr als zwei Drittel unserer Wälder buchendominiert", erklärt Sönke Hofmann, "jetzt sind es nicht einmal 15 Prozent."

Aus Buchenholz gefertigte und zusammen geheftete Schreibtafeln wurden als "Buch" bezeichnet und waren die Vorgänger der heutigen Wälzer aus Papier. Auch der "Buchstabe" geht auf die germanischen Runen zurück, die einfach in die Rinde von Buchenästen geritzt wurden und leicht zu transportieren waren. "Es wird allerhöchste Zeit, dass die Bäume und vor allem ihre Eckern wieder Einzug in unsere Köpfe, Küchen und Mägen finden", wünscht sich der NABU-Mann. "Also rein in den Wald und ran an die Töpfe!"


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Quelle:
Pressemitteilung, 23.09.2011
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. September 2011