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VERBAND/469: NABU NRW stellt Jahresbericht 2010 vor (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 9. August 2011
Umwelt/Verbände

Tumbrinck: "Schwerpunktsetzung in Richtung Naturschutz notwendig"

NABU NRW stellt Jahresbericht 2010 vor | Starkes Mitgliederwachstum hält an


Düsseldorf - "Die Landtagswahl 2010 hat gezeigt, wie wichtig den Menschen Natur- und Umweltschutzthemen sind. Der Regierungswechsel spricht da aus Sicht des NABU für sich und der Koalitionsvertrag von SPD und Grünen hat die nordrhein-westfälische Umweltschutzpolitik in vielen Punkten einen großen Schritt nach vorne gebracht", erklärte Josef Tumbrinck heute bei der Vorstellung der NABU NRW-Jahresbilanz für 2010 in Düsseldorf. Insbesondere die Klimaschutzpolitik des Umweltministers setze bundesweit Maßstäbe, auch wenn sie bei der Wirtschaft zurzeit auf heftige Kritik stieße.

Dabei sei es gerade jetzt erforderlich, den einmal begonnenen Dialog zwischen Wirtschaft und Naturschutz konstruktiv fortzuführen und nicht durch alte Denkmuster und Totschlagargumente gleich wieder im Keim zu ersticken. "Mit dem in 2010 entwickelten, wichtigen gesellschaftspolitischen Papier "Die grüne industrielle Revolution in Nordrhein-Westfalen ist machbar", haben sich DGB und NABU erstmalig gemeinsam zur Zukunft des Industriestandortes NRW positioniert und ein Zeichen gesetzt, das dafür steht, den Industriestandort NRW zu erhalten und zu ‹ökologisieren‹", so Tumbrinck. Nachhaltigkeit müsse zum Ziel der industriellen Entwicklung gemacht werden. Daran führe kein Weg mehr vorbei.

Das wichtigste Anliegen des NABU, der Erhalt der biologischen Vielfalt auch für die kommenden Generationen, sei auch im vergangenen Jahr kaum einfacher geworden. Tumbrinck: "Der Intensivierungsdruck auf die landwirtschaftlichen Flächen ist enorm, der stumme Frühling dort leider wieder ein Stück näher gerückt. Und auch beim unabdingbaren Ausbau der erneuerbaren Energien ist der NABU der Garant dafür, dass dies mit Augenmaß erfolgt und nicht auf Kosten der biologischen Vielfalt." Zwar hätten zentrale naturschutzpolitische Forderungen des NABU Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden, wie die Entwicklung einer Biodiversitätsstrategie für NRW, die Absicherung eines guten Erhaltungszustandes für Natura 2000-Gebiete, eine Korrektur der Verschlechterungen im nordrhein-westfälischen Landschaftsgesetz sowie die Verdopplung des Naturschutzetats.

Aber, so Tumbrinck, es mangele zurzeit an der Umsetzung dieser für den Naturschutz in NRW so wichtigen Weichenstellungen. Deshalb sei für das zweite Regierungsjahr eine Schwerpunktsetzung in Richtung Naturschutz dringend notwendig. Nur so könnten der Artenschwund und die Ausräumung der Landschaften gestoppt werden. Der NABU fordert die rot-grüne Landesregierung daher auf, den Schutz der biologischen Vielfalt zur zentralen Aufgabe zu machen und die attraktiven Lebensräume für Mensch und Natur zu erhalten. "Der Koalitionsvertrag ist eine gute Karte für diesen Kurs", sagte Tumbrinck.

Hierzu gehöre auch, dass dringend neue Wege für den Erhalt und die Förderung der Biodiversität im nordrhein-westfälischen Wald gefunden werden müssen. Dazu hatte der NABU im Mai letzten Jahres bereits das "NABU-Bürgerwaldkonzept" vorgestellt. Die Veröffentlichung des Gutachtens gleich nach der Landtagswahl entzündete großes Aufsehen und sorgte für heftige Diskussionen mit Vertretern des Forstes, der Politik, der Naturschutzfachbehörden, aber auch anderen Umweltverbänden. Die Stimmen reichten dabei von Zustimmung zum Bürgerwaldkonzept als mögliches Modell für eine zukunftsfähige Waldbewirtschaftung und mehr Naturschutz im Staatswald bis hin zur vollständigen Ablehnung als Privatisierung des Gemeingutes Wald.

"Mit dem "Bürgerwaldgutachten" hat der NABU die notwendigen Diskussionen für eine Veränderung in der Waldpolitik des Landes angestoßen", sagte der NABU-Landeschef. Diese gelte es nun ebenfalls weiter fortzuführen. Dem NABU selbst brachte die Veröffentlichung des Gutachtens die höchste Medienresonanz zu einem Einzelthema in 2010. Sie sorgte wochenlang für Schlagzeilen zum Thema Wald - nicht nur in Nordrhein-Westfalen.

Dass die Themen wie der Atomausstieg oder der Schutz der biologischen Vielfalt die Menschen bewegen, zeigt auch die Mitgliederzahl des NABU. Über 2500 Mitglieder seien im vergangenen Jahr unter dem Strich hinzugekommen, auch dank der intensiven verbandsinternen Mitgliederwerbung. Der NABU zählte demnach zum Jahresende 58.804 Mitglieder. Und dieser Trend halte weiter an. Bereits im April dieses Jahres habe der NABU-Landesverband sein 60.000stes Mitglied begrüßt. "Damit sind wir nach wie vor der mitgliederstärkste Umweltverband in NRW", so Bernhard Kamp, Geschäftsführer des NABU NRW. "Hier zahlt sich das langjährige Engagement in der Region und vor Ort aus. Wir reden nicht nur, wir handeln. Das erkennen immer mehr Menschen an und unterstützen uns." Und auch bei den Finanzen gebe es Positives zu vermelden: Der Landesverband schloss das Finanzjahr 2010 mit einem deutlichen Überschuss von 36.306 Euro ab. Damit blicke der NABU zuversichtlich in die Zukunft.

Ebenfalls erfreulich habe sich die NABU-Stiftung Naturerbe NRW im vergangenen Jahr weiterentwi-ckelt. Das Stiftungsvermögen konnte von 466.175,13 Euro im Dezember 2009 auf 500.375,31 Euro im Dezember 2010 gesteigert werden. "Fast wichtiger noch als der finanzielle Zuwachs ist die Tatsache, dass drei neue Naturschutzfonds unter dem Dach der Stiftung gegründet wurden und von der gemeinsamen Geldanlage und Verwaltung profitieren", so Kamp weiter. Neu hinzu kamen im Jahr 2010 die regionalen Fonds der NABU-Gruppen Leverkusen, Düren und Hamm, so dass nun insgesamt 19 Fonds unter dem Dach der Stiftung geführt werden.

Der erwirtschaftete Zinsertrag betrug rund 16.000 Euro. Schwerpunkt der Projektförderung durch die Stiftung im Jahr 2010 war das Edelkrebsprojekt NRW, das der NABU-Landesverband auch schon in früheren Jahren unterstützte. Hinzu kamen Ausgaben für den Fledermauskeller im Kreis Borken und Projekte in Köln und im Kreis Lippe. Zum Stiftungsvermögen gehören ein Teichgrundstück, das dem Stiftungsfonds des Kreises Heinsberg überschrieben wurde, sowie eine etwa sechs Hektar große Fläche, die vom NABU Rhein-Erft betreut wird. Kamp: "Obwohl sich die Stiftung mit ihrem Vermögen nach wie vor in der Aufbauphase befindet, leistet sie schon heute ein Stück finanzieller Sicherheit für den Natur- und Umweltschutz in Nordrhein-Westfalen." Dieser Weg solle konsequent weiter beschritten werden.

Den vollständigen Jahresbericht finden Sie auch im Internet unter www.nabu-nrw.de.


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 34, 09.08.2011
NABU Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/15 92 51-14, Fax: 0211/15 92 51-15
E-Mail: Presse@NABU-nrw.de
Internet: www.nabu-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. August 2011