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VERBAND/592: Grüne Bilanz 2016 für die Oberpfalz - Einsatz für intakte Umwelt und lebenswerte Zukunft (BN)


BUND Naturschutz in Bayern e.V. - München, 1. März 2017

Grüne Bilanz 2016 für die Oberpfalz

Einsatz für eine Oberpfalz mit intakter Umwelt und lebenswerter Zukunft - Schwerpunkte 2017: Flächenschutz & Energiewende


Der BUND Naturschutz (BN) zieht für das Jahr 2016 in der Oberpfalz eine insgesamt positive "Grüne Bilanz" und startet optimistisch in das Jahr 2017.

Auch 2016 sind dem BN in Zusammenarbeit von Kreisgruppen und Landesverband sowie ehren- und hauptamtlichen MitarbeiterInnen und Bündnispartnern wieder wichtige Erfolge in der Oberpfalz gelungen:

Zusammen mit der örtlichen Bürgerinitiative konnte sich der BN darüber freuen, dass die für Seubersdorf im Landkreis Neumarkt geplante und bereits genehmigte Ortsumfahrung auf dem Klageweg gestoppt wurde. Als weiteren Erfolg konnte der BUND Naturschutz das gemeinsam mit Bündnispartnern in der Stadt Schwandorf gewonnene Bürgerbegehren gegen eine riesige Hähnchenmastanlage verbuchen. Erst in der vergangenen Woche konnte der BN einen Klageerfolg beim Verwaltungsgericht Regensburg im Hinblick auf eine neue Wasserkraftanlage an der Vorsperre des Eixendorfer Stausees (Landkreise Schwandorf/Cham) erzielen, mit dem substantielle Verbesserungen an der Anlage durchzuführen sind. "Es ist sehr bedenklich, dass Politik und Behörden in der Oberpfalz, wie in diesen Beispielen, erst durch Gerichte und durch die Bürger von umweltschädlichen Projekten abgebracht werden müssen" - so das Resümee von Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern.

"Bis zu einer wirklich nachhaltigen Entwicklung ist es im Regierungsbezirk Oberpfalz jedoch noch ein weiter Weg: der Zugriff auf die noch verfügbaren freien Flächen geht ungeachtet anderslautender gesetzlicher Vorgaben und politischer Willenserklärungen vor Ort fast ungehindert weiter. Scheinbar bedenkenlos werden begrenzte Ressourcen vergeudet. Planungen für autobahnähnliche Straßen (z. B. B 85) und für den überzogenen Ausbau des landwirtschaftlichen (Kern-) Wegenetzes zerstückeln Erholungsräume für den Menschen und Lebensräume seltener Arten. Auch die Energiewende droht ausgebremst zu werden. Noch mehr als bisher setzt der BUND Naturschutz deshalb auf das Engagement und die Überzeugungskraft seiner ehrenamtlich Aktiven, aber auch auf das wachsende Umweltbewusstsein in der Bevölkerung - auch ein Ergebnis der vielfältigen Umweltbildungsangebote seiner Kreis- und Ortsgruppen", so Reinhard Scheuerlein, BN-Regionalreferent für die Oberpfalz. Als große Erfolge für 2016 - für Bayern ebenso wie für die Oberpfalz - wertet der BUND Naturschutz das absehbare Aus für das Handelsabkommen TTIP, das Scheitern der Wiederzulassung des Pestizids Glyphosat und die vorbildlich gelungene Verteidigung der Schutzgebiete von europäischem Rang. FFH-Gebiete wie die Regentalaue bei Cham, das Charlottenhofer Weihergebiet bei Schwandorf, den Manteler Forst, die Bachtäler im Falkensteiner Vorwald und die Waldnaabaue westlich von Tirschenreuth sind damit auch für künftige Generationen gesichert. Zu diesen Erfolgen haben die oberpfälzer Kreisgruppen 2016 wesentlich beigetragen - durch aktive Unterstützung verschiedener Demonstrationen, die Sammlung von Unterschriften und die Unterstützung der EU-weiten Kampagne zu Natura 2000.

"2016 haben wir richtig Rückenwind für den Stopp der unfairen Handelsabkommen TTIP und CETA bekommen. Die positive Resonanz auf viele örtliche Aktionen in der Oberpfalz und die großen Demonstrationen in Januar 2016 in Berlin mit 23.000 Menschen und in München und sechs anderen Städten im September mit 320.000 TeilnehmerInnen auch aus der Oberpfalz machen uns Mut, dass sich doch noch fairere Handelsbedingungen erreichen lassen", so Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN.

Bayerns größter Natur- und Umweltschutzverband freut sich zudem über einen beachtlichen Mitgliederzugewinn im Jahr 2016. Mit netto 4.000 neu gewonnenen "Freunden der Erde" im vergangenen Jahr wächst Bayerns "Anwalt der Natur" auf rund 225.000 Mitglieder und Förderer. In der Oberpfalz nahm der Mitgliederstand um rund fünf Prozent auf rund 16.700 zu und stieg dabei deutlich stärker als im bayernweiten Durchschnitt.


2017 will der BN auch in der Oberpfalz drei Schwerpunkte setzen:
1. Bayerns Heimatlandschaften bewahren und Flächenverbrauch stoppen:

Hier geht es vor allem um die von Heimatminister Markus Söder geplante Verschlechterung des Anbindegebots, das zu zahlreichen Neuplanungen für Gewerbegebiete auf der grünen Wiese in der Oberpfalz führen würde. Wir werden die soeben begonnene europäische Bürgerinitiative zum Schutz des Bodens intensiv bewerben, auf die konsequente Umsetzung behördlich festgesetzter Ausgleichsmaßnahmen für Landschaftseingriffe drängen und eine Dokumentation zu Gewerbegebieten erstellen.

2. Schutz von Umwelt und Verbrauchern vor unfairen Handelsabkommen für Konzerne (TTIP, CETA, TISA):

Auch wenn die Ablehnung des angestrebten CETA-Volksbegehrens durch den Bayerischen Verfassungsgerichtshof sehr enttäuschend ist, weil damit Bürgerrechte und die Rechte des Gesetzgebers bei internationalen Handelsverträgen ausgehebelt werden, wird der BUND Naturschutz zusammen mit der BUND und dem europäischen Netzwerk Friends oft the Earth die endgültige Ratifizierung in allen EU Mitgliedstaaten und auch im Bundesrat zu Fall zu bringen. Zudem soll es weitere Aktionen für Gentechnikfreiheit und für mehr Ökolandbau geben. Bereits am 21. Januar 2017 fand dazu eine Großdemo in Berlin mit 18.000 engagierten MitstreiterInnen statt - davon viele auch aus der Oberpfalz.

3. BN-/BUND Kampagne zur Bundestagswahl mit den Schwerpunktthemen Rettung von Bürger-Energiewende, Atom-Ausstieg, Klima- und Verbraucherschutz sowie Fortentwicklung zu einem ökologisch-sozialen Wirtschaften. Die Debatte um die Gleichstromleitung "Südost" wird die Oberpfalz trotz der geplanten Verwendung von Erdkabeln intensiv betreffen. Den Trassenkompromiss zwischen Merkel, Seehofer und Gabriel kritisiert der BN als Rückschlag für die dezentrale Energiewende. Damit drohen teure Fehlinvestitionen und eine Subvention von Kohle- und Atomkraftwerken im europäischen Stromverbund. Im Vorfeld zur Bundestagswahl wird der BUND Naturschutz versuchen, mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen den Abbau umweltschädlicher Subventionen und die Rettung der dezentralen Energiewende verstärkt zur Grundlage für die Wahlentscheidung umweltbewusster MitbürgerInnen zu machen. Weitere Ziele des Verbandes im Jahr 2017 sind der Einsatz für die Erhaltung einer bäuerlichen Landwirtschaft sowie der vorbeugende Hochwasserschutz durch die Revitalisierung von Flüssen und Auen. "Friedenssicherung, Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen, engagierter Klimaschutz und Bekämpfung der Fluchtursachen gehören untrennbar zusammen", so Hubert Weiger. Er fordert: "Bayern und die Oberpfalz brauchen mehr ökologisch wirtschaftende Unternehmen, ein ambitioniertes Klimaschutzgesetz und neue Wege aus der umweltzerstörenden Wachstumswirtschaft. Das Festhalten der Staatsregierung an unfairen Handelsabkommen wie TTIP und CETA, ihr Einsatz für eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen und für ein Flächen fressendes Straßenneubauprogramm bedroht dagegen die Umwelt- und Lebensqualität in Bayern."


Auch 2017 versteht sich der BN als das "Grüne Gewissen" der Oberpfalz.

Er wird sich deshalb als kämpferischer Anwalt der Natur weiterhin engagiert für die Sicherung vielfältig strukturierter Kulturlandschaften , aber auch für bessere, weil natur- und ressourcenschonendere Alternativen bei Eingriffsprojekten einsetzen, um auch in der Oberpfalz eine tatsächlich nachhaltige Entwicklung zu erreichen und das unersetzliche Naturerbe dieses Regierungsbezirks auch für künftige Generationen zu sichern.

Im Detail:
Energiewende/Atomausstieg/Klimaschutz

Die oberpfälzer Kreisgruppen beteiligten sich an Kundgebungen und Mahnwachen anlässlich des 5. Jahrestages des Fukushima-GAUs (11.3.2011) und des 30. Jahrestages der Tschernobyl-Katastrophe (26.4.1986) gemeinsam mit örtlichen Anti-Atomkraft-Bündnissen. Aus diesem Anlass enthüllte BN-Vorsitzender Hubert Weiger zusammen mit Vertretern des Landkreises Schwandorf eine WAA-Gedenktafel im Rahmen einer Andacht am Franziskusmarterl im Taxölderner Forst. Mit der Ausstellung "Hier geht allen ein Licht auf" im Stadtmuseum Schwandorf wies der BN besonders auf die Bedeutung der Energiewende hin und bot dazu Führungen für Schulklassen und andere Gruppen an. Ein wichtiger Beitrag des BN zum Verständnis der komplexen Zusammenhänge der Energieerzeugung und -verbräuche ist das ausleihbare, realistische Modell eines "Energiespardorfes", das Fachleute des BN entwickelten. Es spricht alle Altersgruppen an, weil Veränderungen und Einflussmöglichkeiten bei der Energieversorgung direkt erfahrbar werden. 2016 wurde es insbesondere für Schulklassen bei den Stadtwerken in Amberg mit großem Erfolg eingesetzt. Oberpfälzer Kreisgruppen beteiligten sich am Widerstand gegen die geplante Gleichstromleitung durch den Regierungsbezirk. In Regensburg fand dazu ein Vortrag des BN-Energiereferenten Dr. Herbert Barthel bei der Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe im November 2016 statt. Auch bei der geänderten Planung mit Erdkabeln ist gerade die Oberpfalz besonders betroffen. Deren mögliche Auswirkungen, z. B. auf die Zerschneidung von Waldgebieten oder die Absenkung des Grundwassersspiegels sind unabsehbar. 2017 wird den BN und die aktiven Bürgerinitiativen in der Oberpfalz der Widerstand gegen die geplante neue Gleichstrompassage (HGÜ-Leitung "Südostlink") besonders beschäftigen. Dabei will der BUND Naturschutz teure Fehlinvestitionen und eine Subvention von Kohle- und Atomkraftwerken im europäischen Stromverbund verhindern, damit dezentrale, erneuerbare Energien und energieeffiziente Kraft-Wärme-Kopplung weiter eine Chance haben.

Ökologisierung der Landwirtschaft

Der BN will, dass bäuerliche und an die Landschaft angepasste Betriebe noch eine faire Überlebenschance haben. Ohne Bindung der Tierhaltung an die Fläche sind durch Überdüngung an vielen Brennpunkten die Bäche und die Trinkwasserqualität bedroht. Die Artenvielfalt geht weiter zurück. Dabei schreitet die Industrialisierung der Landwirtschaft leider auch in der Oberpfalz weiter voran, immer mehr bäuerliche Betriebe müssen aufgeben. Ein besonderer Erfolg war in diesem Zusammenhang der gewonnene Bürgerentscheid gegen eine Mega-Hähnchenmastanlage in der Stadt Schwandorf in Zusammenarbeit mit Bündnispartnern. Der Beschluss des Landwirtschaftsministers Helmut Brunner, mit dem Ökopakt Bayern bis 2020 eine Verdoppelung des Ökolandbaus zu erreichen (von 7,5 auf 13% Anteil) hat bei den Ökobetrieben einen neuen Schub bewirkt. Seine Rede beim Besuch bei der BN-Delegiertenversammlung 2016 in Deggendorf wurde entsprechend begrüßt. Etwa 1.000 Betriebe haben in Bayern im Jahr 2016 neu auf "Bio" umgestellt, so dass inzwischen rund acht Prozent der bay. Betriebe besonders umweltverträglich wirtschaften, darunter auch etliche in der Oberpfalz. Erfreulich ist auch die Einrichtung von zwölf bay. Ökoregionen, drei davon liegen in der Oberpfalz, nämlich die Steinwaldallianz (Lkr. Tirschenreuth), Stadt Amberg/Landkreis Amberg-Sulzbach sowie der Landkreis Neumarkt. Der BN unterstützte die Ökoregionen durch eine Tagung in Erbendorf im Steinwald sowie durch eine Pressefahrt im Landkreis Amberg-Sulzbach mit dem Besuch eines Bio-Milchviehbetriebs und einer Bio-Käserei. Die oberpfälzer Kreisgruppen beteiligten sich am 16. Januar 2016 an der Großdemonstration in Berlin unter dem Motto 'Wir haben es satt' mit 23.000 TeilnehmerInnen und nutzten dabei die BN-Busfahrtangebote, z. B. aus Regensburg und Nürnberg/Lauf. Alle oberpfälzer Kreisgruppen unterstützten auch die Initiative des BUND "Gemeinsam gegen Glyphosat". Europaweit 150.000 Unterschriften auch aus der Oberpfalz sorgten dafür, dass das Pestizid nicht wie geplant für weitere fünfzehn Jahre zugelassen werden konnte. Der BN wird 2017 in breiten Bündnissen für die dringend nötige Ökologisierung der Agrarpolitik arbeiten, die gerade für die kleinstrukturierte Landwirtschaft der oberpfälzer Mittelgebirgslandschaften eine zentrale Rolle spielt. Die erneute Großdemonstration in Berlin für die Agrarwende mit 18.000 TeilnehmerInnen war am 21. Januar 2017 bereits ein würdiger Auftakt dazu, aus nahezu allen Kreisgruppen der Oberpfalz waren Aktive dabei. Zum Thema Glyphosat ist soeben eine europaweite Kampagne gestartet, die 1 Mio. Unterschriften erreichen will.

Widerstand gegen TTIP, CETA und TISA

2016 war vermutlich der Wendepunkt in der Debatte um das Handelsabkommen der EU mit den USA (TTIP). Nicht Abschottung lokaler oder nationaler Märkte ist hier das Thema, sondern faire Welthandelspolitik. Neben der Großdemo am 16. Januar 2016 in Berlin konnten die Aktiven im Bündnis mit DGB, campact, attac und Umweltinstitut München auch bei der Demo in der bayerischen Hauptstadt am 17. September 2016 trotz Dauerregens mit 25.000 TeilnehmerInnen medienwirksam Zeichen setzen. Auch vollbesetzte Busse aus Oberpfalz waren nach München gefahren. Bundesweit waren an diesem Tag in sieben Städten 320.000 Menschen gegen TTIP, CETA und TISA auf den Beinen. Alle Kreisgruppen sammelten - wieder in ihren lokalen Bündnissen - im Juli Unterschriften für das Volksbegehren zu CETA. In Rekordzeit wurden die nötigen 25.000 Unterschriften übersprungen und 85.000 Unterschriften am 14.10.16 in München im Innenministerium eingereicht. Auch 2017 wird es dazu wieder Aktionen geben, zumal bei großen Teilen von CETA die nationalen Parlamente in der EU beteiligt werden müssen und deren Inkrafttreten sehr fraglich ist.

Flächenfraß ungebremst

Aktuell werden in Bayern pro Tag 13,1 Hektar oder 18 Fußballfelder in Siedlungs- und Verkehrsfläche umgewandelt (aktuelle Statistik, Daten von 2015). Gegenüber dem vorigen Erfassungszeitraum steigerte Bayern den Flächenfraß um 20%. Bayern ist seit vielen Jahren Spitzenreiter beim Flächenverbrauch in der Bundesrepublik Deutschland. Nach dem Statistikatlas des Bayer. Landesamtes für Statistik ist der Regierungsbezirk Oberpfalz wiederum Spitzenreiter beim Flächenverbrauch in Bayern, nämlich beim Flächenverbrauch in m² pro Einwohner zwischen 31.12.2015 und 31.12.2012. In diesem Zeitraum spielten dafür die Landkreise Amberg-Sulzbach und Neustadt a. d. Waldnaab mit den höchsten Flächenverbräuchen im Regierungsbezirk eine besondere Rolle. Als Indikator für eine umweltfreundliche Entwicklung gilt demgegenüber ein niedriger Flächenverbrauch. So wurde als Nachhaltigkeitsziel die deutliche Reduzierung des Flächenverbrauchs auf bundesweit 30 Hektar pro Tag festgelegt. In der Oberpfalz hat sich somit bereits in den letzten Jahren eine Entwicklung vollzogen, die alles andere als nachhaltig ist und auf die die Politik reagieren muss. Doch häufig werden statt einer Revitalisierung der Ortskerne vor allem Neubaugebiet ausgewiesen und somit eine stetig zunehmende Flächeninanspruchnahme vorprogrammiert. Damit verlieren Bayern und die Oberpfalz Tag für Tag weiter ihr Gesicht und das auch in Regionen, wo die Bevölkerung sinkt oder gerade mal stabil bleibt wie in der nördlichen-Oberpfalz. Der BN fordert dagegen eine Stärkung der Landes- und Regionalplanung, Heimatminister Markus Söder will aber das Gegenteil, die Lockerung des Anbindegebots im Landesentwicklungsprogramm und die Erleichterung von sog. Zielabweichungsverfahren. Damit würde der Landschaftsverbrauch gefördert, weitere Bebauungen auf der grünen Wiese ermöglicht und noch mehr Verkehr erzeugt, was gerade für die Oberpfalz verheerende Folgen hätte. Gegen die Aufweichung des Anbindegebotes hat der BN im Oktober 10.000 Unterschriften übergeben, die auch in der Oberpfalz gesamme lt worden waren. Alle oberpfälzer Kreisgruppen beteiligten sich auch 2016 intensiv an den Planungsverfahren mit kritischen Stellungnahmen. So engagierte die Kreisgruppe Regensburg gegen eine Gewerbebebauung der artenreichen Schlämmteiche einer ehemaligen Zuckerfabrik. Die Kreisgruppe Cham setzt sich für das Arracher Moor ein, in dem eine Gewerbebebauung droht. Die BN-Ortsgruppe Pettendorf im Landkreis Regensburg konnte 2016 bei einer Stichprobe nachweisen, dass festgesetzte Ausgleichsmaßnahmen für Baugebiete zum großen Teil nicht ausreichend umgesetzt wurden. 2017 wird der BN weiter für den Schutz von Natur und Landschaft vor Straßen- und Bauprojekten, Höchstspannungsleitungen oder Flugplätzen kämpfen. Die soeben gestartete europäische Bürgerinitiative zum Schutz des Bodes wird dabei intensiv beworben. Das Thema Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe in Natur und Landschaft wird der BN dabei besonders in den Blick nehmen.

Verkehr

Leider hält die Staatsregierung auch an zahlreichen Straßenplanungen fest. 2016 wurde der Bundesverkehrswegeplan 2030 von der Bundesregierung beschlossenen. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) setzt weiter vor allem auf Straßenbau. Der Freistaat Bayern hat für Oberpfalz allein 18 Aus- und Neubauprojekte auf einer Länge von rund 620 Kilometern durchgesetzt (bayernweit 278). Im Staatsstraßenausbauplan von 2011 sind in Oberpfalz 73 Projekte vorgesehen. Der damit verbundene Flächenverbrauch macht bayernweit geschätzt drei Hektar pro Tag aus. Der BN sieht Bayern als Land mit ausreichender Straßeninfrastruktur an und hält andere Mobilitätskonzepte für erforderlich. 2016 kämpfte der BN deshalb gegen zahlreiche Straßenbauvorhaben, darunter die Ortsumfahrung von Seubersdorf (B 2) im Landkreis Neumarkt und den Neubau der Regentalstraße bei Bad Kötzting im Landkreis Cham. Mit dem sechsspurigen Ausbau der A 3 bei Regensburg setzte sich die dortige Kreisgruppe kritisch auseinander. Beim geplanten Ausbau der B299 durch den Hessenreuther Wald (Lkr. Neustadt/Waldnaab und Tirschenreuth) ha t der BUND Naturschutz bereits eine deutlich verbesserte Trassenführung erreicht, engagiert sich in diesem wichtigen Wildtierkorridor für Luchs und Rotwild aber nun für eine wirksame Grünbrücke zur Vermeidung von Kollisionen mit diesen großräumig wandernden Tierarten. Der BN hat in allen Verfahren seine Kritik fachlich begründet und klimafreundlichere, landschaftssparende und zukunftsfähigere Alternativen vorgeschlagen. Dazu zählt auch die Planung einer Stadtbahn in Regensburg. Der BUND Naturschutz unterstützt die Bestrebungen für die Elektrifizierung der oberpfälzer Bahnstrecken zwischen Regensburg und Marktredwitz sowie zwischen Schwandorf/ Weiden und Nürnberg, wobei dabei auch der Lärmschutz der Anwohner beachtet werden muss. 2017 werden gegen einige Bundesstraßenprojekte EU-Beschwerden eingelegt, da die Bundesregierung für den Bundesverkehrswegeplan die europaweit vorgeschriebene Strategische Umweltprüfung SUP unterließ.

Bayerns Schönheit bewahren: Arten und Lebensräume

Trotz europäischer Schutzgebietsausweisungen (FFH-, Vogelschutzgebiete), trotz Naturschutzgebieten und Naturparken sind etwa 50% aller heimischen Arten gefährdet. Hauptursache sind die Industrialisierung der Landwirtschaft und der Flächenverbrauch. Mit zahlreichen Aktivitäten konnten die Kreisgruppen des BN 2016 zum Erhalt der schönsten Landschaften der Oberpfalz und der heimischen Tier- und Pflanzenarten beigetragen. Alle Kreisgruppen sind im Frühjahr beim Amphibienschutz aktiv und retten jedes Jahr tausende Kröten, Frösche und Molche vor dem Tod durch Überfahren im Regierungsbezirk. Mit Eigentum und Pacht betreut und sichert der BN inzwischen über 3.000 Hektar schutzwürdiger Lebensräume, verteilt über ganz Bayern. Damit knüpfen Tausende im Artenschutz Aktive an einem grünen Netzwerk. In der Oberpfalz betreut der BN z. B. die Hänge des Pfreimdtals bei Stein (Landkreis Schwandorf) durch Ziegenbeweidung. Die Ortsgruppe Pfreimd konnte mit ihrem alljährliche Goißnfest 2016 das 20-jährige Jubiläum feiern. Auch die Kreisgruppe Neumarkt verb and ihre Tätigkeit für den Naturschutz im Deusmaurer Moor wieder mit einem "Moorfest", bei dem Führungen durch die Natur angeboten wurden. In der Kreisgruppe Neustadt a. d. Waldnaab-Weiden wurde neben dem umfangreichen Engagement im Kainzbach- und Schleißbachtal der Biodiversitätsgemeinde Tännesberg außerdem auch schonende Wiesenpflege zur Förderung des Bestands von Arnika betrieben. Der BN im Landkreis Amberg-Sulzbach verfolgt nach wie vor das Ziel, den artenreichen Biotopflächen in der Vilsecker Mulde einen höheren Schutzstatus zukommen zu lassen. Einen wichtigen Teilerfolg konnte auch die Kreisgruppe Schwandorf erzielen, da nun im Regionalplan festgelegt wurde, dass Ausee und Lindensee im oberpfälzer Seenland vorrangig für ökologische Funktionen vorzuhalten sind. Die Kreisgruppe Cham engagierte sich weiterhin für den Nachweis der Wildkatze mit Lockstöcken und führte das Projekt zur genetischen Analyse der Katzenhaare mit eigenen Mitteln fort. In der Kampagne gegen Wilderei in Bayern "Rettet den Luchs" wurden weiter Unterschriften gesammelt, viele davon in Oberpfalz. Das 1971 vom BUND Naturschutz gestartete Wiederansiedlungsprojekt für den Luchs hat den "kleinen bayerischen Löwen" wieder in seine ursprüngliche Heimat zurückgebracht. Doch der Luchsbestand von nur 29 Tieren in Bayern ist durch illegale Verfolgung, z. B. im Landkreis Cham, erneut vom Aussterben bedroht. Die BN-Aktion "Stoppt die Wilderer, rettet den Luchs!" hat zu ersten erfolgreichen Ermittlungen beigetragen. In der Kampagne zum Erhalt von Natura 2000 konnte am 7.12.16 der Erfolg gefeiert werden: Die EU-Kommission entschied, die EU-Naturschutz-Richtlinien beizubehalten. EU-weit hatten 500.000 Menschen mit ihrem Protest eine Abschwächung verhindert. Auch viele Unterschriften aus Oberpfalz waren dabei. NATURA2000-Schutzgebiete, wie z. B. der Manteler Wald und die Regentalaue bei Cham bleiben somit bestehen. Auch der Naturschutz in der Stadt spielte 2016 wieder eine große Rolle, z. B. mit dem Einsatz für Straßen- und Hofbäume in den Kreisgruppen Neu markt und Tirschenreuth sowie für Parkanlagen wie den Alleengürtel in Regensburg. Für 2017 laufen die Vorbereitungen der Amphibienaktionen derzeit bereits an.

Gewässerschutz

Das Thema ist dauerhafter Schwerpunkt im BN. Ziel ist die Umsetzung der europäischen Wasser-Rahmenrichtlinie (WRRL) in Oberpfalz. Vom guten Zustand der Gewässer ist Oberpfalz aber noch weit entfernt. Sowohl Oberflächengewässer als auch Grundwasservorkommen sind z. T. hoch belastet, letztere v. a. durch Nitrat aus der industriellen Landwirtschaft. In Teublitz (Münchshofen) und an der Eixendorfer Talsperre engagiert sich der BN für die Erhaltung der Fischfauna im Zusammenhang mit Maßnahmen zum Wasserkraftausbau.

Waldschutz

Der Schutz der Wälder in der Oberpfalz ist leider noch sehr lückig, daher ist es ein Schwerpunkt der oberpfälzer Kreisgruppen, sich gerade für die Erhaltung des öffentlichen Staatswalds einzusetzen. Neben Eingriffen im Zuge übermäßiger Holznutzung und einem zu langsam voranschreitenden ökologischen Waldumbau gefährden Infrastruktur- und Bauvorhaben den oberpfälzer Wald. Dabei machen dem BUND Naturschutz zunehmend solche Fälle besondere Sorge, in denen Staatswald für Eingriffsvorhaben an Gemeinden oder Privatfirmen verkauft werden soll:

  • So haben die Bayerischen Staatsforsten im Bereich des Waldgebiets "Sanddickicht" an die Stadt Roding verkauft, obwohl eine Klage des BN gegen den Bebauungsplan noch nicht entschieden ist. Auf die Waldrodung auf einer 1,6-Hektar großen Teilfläche durch die Stadt hat die BN-Kreisgruppe Cham mit einer Protestaktion reagiert.
  • Nach wie vor setzt sich der BN vehement gegen ein geplantes Gewerbegebiet Weiden-West IV ein, das auf 60 Hektar im Staatswald errichtet werden soll.
  • Ebenso engagiert sich der BN für die Erhaltung des artenreichen Waldes im Naturschutzgebiet Teichelberg, in dem Gesteinsabbau beantragt wurde. Kreisgruppe Tirschenreuth und Waldreferent Dr. Ralf Straußberger boten Führungen durch dieses Naturjuwel an.

Der BUND Naturschutz appelliert an die dafür Verantwortlichen Mitglieder der Bayerischen Staatsregierung, Landwirtschafts- und Forstminister Brunner und Finanzminister Söder, solche Verkäufe staatlicher Waldflächen künftig zu unterbinden. Gegen den Eingriff in das Waldgebiet des Falkensteiner Vorwalds bei Wiesent im Landkreis Regensburg durch einen großen Granitsteinbruch engagierte sich der BUND Naturschutz im Rahmen eines Raumordnungsverfahrens.

Umweltbildung

Mit seinem Umweltbildungsangebot für Kinder, Jugendliche und Erwachsene war der BN 2016 die größte "ökologische Volkshochschule" der Oberpfalz. Zahlreiche Exkursionen und Vorträge konnten zu Fledermäusen, zum Wolf und Luchs, Vogelstimmen, geschützten Gebieten, u. a. angeboten werden.

Laufende Projekte für Schulen sind derzeit z. B. "Naturerlebnistage für Kindergärten und Grundschulen" über das ganze Jahr (Schwandorf) oder das Naturmobil in Stadt und Landkreis Regensburg. Daneben nahm der BN an der 17. Wasserwoche im Freilandmuseum Neusath/Perschen (BN-Thema "Heimische Amphibien und ihre Gefährdung") sowie ebenfalls dort mit verschiedenen Angeboten beim Familientag zum zehnjährigen Bestehen der Dachmarke "Umweltbildung Bayern" Anfang Juni teil. In der Kreisgruppe Cham wurde die BN-Wildkatzenausstellung präsentiert und ein Programm für Schulen und Kindergärten zu diesem Thema angeboten.

Die Kreisgruppe Regensburg erhielt auf die Aktion "In die Schule GEH ich gern" erneut eine erfreuliche Resonanz.

Der BN wird in allen Städten und Landkreisen der Oberpfalz auch 2017 wieder ein ambitioniertes Programm anbieten, um für Artenvielfalt und Naturschönheit zu werben. Mit einer neuen Hummelausstellung und einer weiteren Ausstellung zu Stadtpflanzen wird das Thema Natur ums Eck präsentiert. Freude am Entdecken und Naturerleben stehen dabei im Vordergrund.


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Quelle:
Presseinformation, 01.03.2017
Herausgeber:
BUND Naturschutz in Bayern e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. März 2017

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