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VIELFALT/208: TEEB-Studie zeigt soziale und ökonomische Kosten des Biodiversitätsverlusts auf (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - 25. Oktober 2010 / Naturschutz & Biodiversität

TEEB-Studie zeigt die sozialen und ökonomischen Kosten des Biodiversitätsverlusts auf


Wird die Naturzerstörung nicht gestoppt, drohen volkswirtschaftliche Kosten in Billionenhöhe. Dies geht aus dem sogenannten TEEB-Endreport hervor, der am 20. Oktober auf der UN-Artenschutzkonferenz im japanischen Nagoya veröffentlicht wurde. Die TEEB Studie (The Economics of Ecosystems and Biodiversity), an der weltweit über 500 Wissenschaftler mitgearbeitet haben, stellt die Äquivalente zum vielzitierten Stern-Review zu den Kosten des Klimawandels in der Biodiversitätspolitik dar. Sie berechnet die ökonomischen Dienstleistungen der biologischen Vielfalt, um auf die sozialen und ökonomischen Kosten des Biodiversitätsverlusts und die Degradierung von Ökosystemen aufmerksam zu machen. Die Studie weist Ökosystemen einen konkreten Wert zu und fordert Staaten auf, diesen auch bei volkswirtschaftlichen Rechnungen einzubeziehen. So böten etwa allein Insekten jährlich umgerechnet 153 Milliarden US-Dollar (110 Milliarden Euro) an Bestäubungsleistung und Korallenriffe etwa 172 Milliarden US-Dollar pro Jahr an Einkommen, Nahrung und weiteren Gewinnen. Auf der Basis der Berechnungen sollen Verursacher von Umweltschäden für diese entsprechend haftbar gemacht werden und Nutznießer für Naturleistungen zahlen. Dass diese Forderungen im Interesse des Artenschutzes sinnvoll seien, zeige beispielsweise Mexiko, so das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig, das maßgeblich an der Studie beteiligt war. Das lateinamerikanische Land habe bereits ein System etabliert, bei dem Leistungen eines Ökosystems angerechnet werden. Infolge dessen sei dort die Abholzungsrate innerhalb von sieben Jahren um 50 Prozent gesunken.

In Deutschland ist das Bewusstsein für die Leistungen des Naturhaushaltes bisher nur wenig ausgeprägt. Staatliche Planungen, zum Beispiel zum Hochwasserschutz, werden größtenteils noch ohne Berücksichtigung der Dienstleistungen von Ökosystemen erstellt und deshalb naturnahe Alternativen häufig schlechter bewertet. Und dies obwohl beispielsweise Studien zur Elbe zeigen, dass der Nutzen naturverträglicher Hochwasserschutzmaßnahmen dreimal höher liegt als deren Kosten. Vor diesem Hintergrund fordern Umweltschutzverbände, wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH), dass die Bundesregierung bis zur nächsten Vertragsstaatenkonferenz in zwei Jahren einen eigenen nationalen TEEB-Bericht erstellt, der die Leistungen von Ökosystemen berechnet und so zugleich die Kosten ihrer Zerstörung offen legt. [jgl]

TEEB Report: http://www.teebweb.org/LinkClick.aspx?fileticket=bYhDohL_TuM%3d&tabid=924&mid=1813
Helmholtzzentrum für Umweltforschung: http://www.ufz.de/index.php?de=19659
DUH Pressemitteilung: http://www.duh.de/pressemitteilung.html?&tx_ttnews[tt_news]=2422


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Quelle:
EU-News, 25.10.2010
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. November 2010