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VERKEHR/690: Stuttgart 21 - Bahnchef verplant Risikopuffer noch vor Baubeginn (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg e.V. - 9. November 2009

Stuttgart 21: Grube verplant Risikopuffer noch vor Baubeginn

BUND: Bahnchef offenbart große Wissenslücken beim Alternativkonzept K 21


Stuttgart. 3.076 Milliarden Euro werden für den Bau von Stuttgart 21 nicht reichen. Das hat Bahnchef Rüdiger Grube in der heutigen Ausgabe der Stuttgarter Zeitung eingeräumt. Die "Sollbruchstelle" des Projekts liege bei 4,5 Milliarden Euro, da ja noch ein Risikozuschlag von 1,4 Milliarden Euro vereinbart worden sei. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg, hält diese Einschätzung für unverantwortlich. "Das größte Infrastrukturprojekt Deutschlands mit einer Bauzeit von mindestens zehn Jahren ohne oder mit stark reduziertem Risikopuffer zu beginnen, ist abenteuerlich", bewertete die BUND-Landesvorsitzende Dr. Brigitte Dahlbender. Zahlreiche Großprojekte wie der Um- und Neubau des Berliner Hauptbahnhof, der Neubau des Straßentunnels Schwäbisch Gmünd und der Neubau des Porsche Museums hätten jüngst gezeigt, dass sich die Kosten während der Bauzeit fast verdoppelten.

Allein der Baustahl, der bei Stuttgart 21 in den über 70 Kilometer langen Tunnels zur Bewehrung des Betons verbaut werden muss, kann die Gesamtkosten enorm in die Höhe treiben. Denn die Preise unterliegen starken Preisschwankungen. Im Juli 2008 waren die Preise zweieinhalbfach höher als im April 2009, was mit der Wirtschaftskrise erklärt wird. Zurzeit ziehen die Preise wieder stark an. Inzwischen ist es üblich, dass sich Baufirmen solche Rohstoff-Preiserhöhungen während der Bauzeit von ihren Auftraggebern bezahlen lassen.

Weitere nichtkalkulierbare Risiken ergeben sich durch die schwierige Geologie bei Stuttgart 21. Dahlbender: "Das Überschwemmungsunglück vor wenigen Tagen bei einer Erdbohrung in Wiesbaden mit enormen Folgekosten hat eindrücklich gezeigt, dass es geradezu grob fahrlässig wäre Stuttgart 21 mit einem zu geringen Risikopuffer zu beginnen."

Gerhard Pfeifer, BUND Regionalgeschäftsführer merkt an, "dass Bahnchef Grube hinsichtlich des Alternativkonzeptes Kopfbahnhof 21 noch große Wissenslücken hat. Zum Beispiel können bei Kopfbahnhof 21 ebenfalls große Grünflächen gewonnen und vor allem erhalten werden; die Streckenführung im Neckartal ist mit sehr geringen Eingriffen möglich und die Anbindung an das Hochgeschwindigkeitsnetz ist sehr wohl gegeben. Kopfbahnhof 21 mit einer Investitionssumme im Milliardenbereich, aber eben um zwei Drittel preiswerter als Stuttgart 21, ist auch ein Konjunkturprogramm, dass aber mehr der regionalen Wirtschaft zu gute kommt.


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Quelle:
Presseinformation, 9. November 2009
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. November 2009