Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → FAKTEN

VERKEHR/992: Hamburg - NABU erwartet erhöhte Luftschadstoffbelastung während "Cruise Days" (NABU HH)


NABU Landesverband Hamburg - 31. Juli 2014

Dicke Luft an den Landungsbrücken

NABU erwartet erhöhte Luftschadstoffbelastung während der Hamburger "Cruise Days"



Angesichts der bevorstehenden Hamburger Cruise Days vom 1. bis 3. August weist der NABU Landesverband Hamburg auf einen zu erwartenden drastischen Anstieg der Rußpartikel-Emissionswerte im Hamburger Hafen hin. Bereits im Mai hatten Messungen des NABU an den Landungsbrücken während der Einlaufparade des Hafengeburtstages ergeben, dass die Luft der Abgasfahnen einzelner Schiffe stellenweise mit über 200.000 Partikeln pro Kubikzentimeter belastet ist. Damit lag die Partikelkonzentration bis zu 40 Mal über der "normalen" Hintergrundbelastung der Hansestadt von rund 5000 Partikeln, die in Planten und Blomen gemessen wurde. Die hohe Belastung durch Schiffsabgase resultiert aus der Verwendung von minderwertigem Kraftstoff und mangelnder Abgastechnik an Bord von Kreuzfahrtschiffen. "Während bei modernen Lkw Rußpartikelfilter eine Selbstverständlichkeit sind, haben selbst jüngst vom Stapel gelaufene Kreuzfahrtschiffsneubauten keine adäquate Abgasnachbehandlung. Angesichts der erheblichen Gesundheitsrisiken fordern wir gleiche Verhältnisse für Straßen- und Schiffsverkehr", sagt Malte Siegert, Leiter Umweltpolitik beim NABU Hamburg.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weist auf die gravierenden Folgen für die Gesundheit hin. Nach Angaben der Organisation sterben jährlich europaweit rund 50 000 Menschen vorzeitig nur durch Schiffsabgase. Insgesamt belaufen sich die Gesundheitskosten in der EU als Folge allgemein schlechter Luftqualität pro Jahr auf über 700 Milliarden Euro. Deswegen bemängelt die WHO unzureichende gesetzliche Regelungen. Für größere Partikel (PM10 und 2,5) gibt es zwar in Europa rechtliche Vorgaben, diese Partikeldurchmesser können aber mehrheitlich von den oberen Atemwegsorganen gefiltert werden. Für die besonders gefährlichen "Ultrafeinen Partikel" (UP) fehlen jedoch wirksame Vorschriften. Dabei gelangen ausgerechnet diese Nanopartikel über die Lunge in die Blutbahn und werden so unter anderem bis ins Gehirn oder zum Herzen transportiert. Dort lösen sie Herzinfarkte oder Herz- Kreislaufstörungen aus. Zudem stuft die WHO "Ultrafeine Partikel" als ebenso krebserregend wie Asbest ein.

Nach Einschätzung des NABU sind sich Politik und Kreuzfahrtindustrie des Problems zwar bewusst, beide Seiten verweisen aber immer nur darauf, dass gesetzliche Vorgaben eingehalten würden. "Kreuzfahrtunternehmen sparen meist solange an Abgasnachbehandlung, bis sie gesetzlich dazu verpflichtet werden. Das ist unschön, folgt aber einer letztlich falschen wirtschaftlichen Logik. Deswegen muss der Hamburger Senat selbst strengere Vorgaben weit jenseits der laxen gesetzlichen europäischen Regelungen auf den Weg bringen", erwartet Siegert. Nicht primär der Schutz der wirtschaftlichen Interessen der Unternehmen dürfe im Vordergrund stehen, sondern zu allererst der Schutz der Bürgerinnen und Bürger, die die Gesundheitsrisiken und - kosten zu tragen hätten. Darüber hinaus sind Rußpartikelfilter auch mit Blick auf Umwelt- und Naturschutz erforderlich, da Ruß nach CO2 mittlerweile als zweitstärkster Klimatreiber gilt.

Rund 200 Kreuzfahrtschiffe mit 600.000 Passagieren laufen den Hamburger Hafen 2014 an. Angepeilt werden zukünftig eine Million Besucher, was weit mehr als 300 Anläufe bedeuten würde. Ohne verpflichtende Maßnahmen bedeutet das eine erhebliche Steigerung der Rußpartikelemissionen.

*

Quelle:
Pressemitteilung pm 114/14, 31.07.2014
Naturschutzbund Deutschland (NABU)
Landesverband Hamburg e.V.
Klaus-Groth-Straße 21, 20535 Hamburg
Tel.: 040/69 70 89-0, Fax: 040/69 70 89-19
E-Mail: info@NABU-Hamburg.de
Internet: www.NABU-Hamburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. August 2014