Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INDUSTRIE

AUTO/310: Noch keine grüne Zukunft mit dem Elektroauto (BUND)


BUND Landesverband Baden-Württemberg - 11. Mai 2010

BUND: Noch keine grüne Zukunft mit dem Elektroauto

Natur- und Umweltschutzverband warnt vor zu viel Euphorie und fordert effizientere Fahrzeuge


Stuttgart. Heute findet im Landtag die öffentliche Anhörung des Wirtschaftsausschusses zur Elektromobilität statt. Angesichts der zahlreichen Diskussionen warnt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg, vor zu viel Euphorie. Der Verband fordert die Landesregierung dazu auf, Elektroautos realistisch zu betrachten statt sie zu idealisieren. "Elektroautos sind nicht per se Null-Emissionsfahrzeuge", betont der BUND-Landesgeschäftsführer Berthold Frieß: "Bei dem jetzigen Strommix in Deutschland schneiden sie im Vergleich mit effizienten herkömmlichen Autos sogar noch schlechter ab. Elektroautos können nur dann einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, wenn sie mit zusätzlich erzeugter erneuerbarer Energie betrieben werden." Klimapolitisch machten Elektroautos nur Sinn, wenn sie nicht dem Ziel im Wege stehen, den gesamten Stromverbrauch zu senken. Deshalb müssten auch Elektroautos deutlich effizienter sein als heutige Pkw und könnten nur dann eine Option sein, wenn es den Regierungen gelänge, den Stromverbrauch insgesamt deutlich zu reduzieren. "Wir brauchen einen echten Paradigmenwechsel. Eine wirkliche Minderung der CO2-Emissionen des Straßenverkehrs gelingt nur dann, wenn alle Neufahrzeuge - unabhängig vom Antrieb - deutlich effizienter werden als heute", analysiert Frieß. Es reiche nicht, nur den Benzin- gegen einen Elektromotor auszutauschen und ansonsten nichts zu tun. Es bestehe die Gefahr, dass sich die Autohersteller mit dem Elektroauto ein "Ökomäntelchen" umhängen und zugleich ihre Hauptaufgabe - die rasche Senkung der CO2-Emissionen - vernachlässigen. "Das Elektroauto als Nischenprodukt, als Zweit- oder Drittauto für kurze Strecken in der Stadt, hat nichts mit einer klimaschonenden Mobilität zu tun", erklärt Frieß.

Bei den Diskussionen zur Elektromobilität vermisst der BUND außerdem den Blick auf den Schienenverkehr. "Während auf der Schiene schon heute fast 90 Prozent der Verkehrsleistung elektrisch gefahren werden, soll der Straßenverkehr bis 2020 gerade mal auf einen Anteil von etwa zwei Prozent kommen", erläutert Frieß. Eine verkehrsträgerübergreifende Strategie zur Elektromobilität müsse daher auch die vielen und schnell realisierbaren Möglichkeiten des Eisenbahnsektors ausschöpfen. "Ein wirklich grünes Baden-Württemberg erreichen wir nur durch ein Sofortprogramm für den elektromobilen öffentlichen Nahverkehr", betont der BUND-Landesgeschäftsführer: "Die Elektrifizierung weiterer Strecken, die Förderung von Hybridlokomotiven oder neuer Antriebstechniken gehören ebenso dazu wie ein Förderprogramm für neue Straßen- und Stadtbahnen. Das wäre Elektromobilität in Reinform."


Position des BUND:

Elektromobilität ist nur dann eine sinnvolle Zukunftsoption, wenn:
- die Fahrzeuge effizienter, kleiner und leichter werden
- der Strom aus zusätzlicher erneuerbarer Energie kommt
- daher das Elektroauto kein Atom- und Kohleauto wird
- in der Verkehrspolitik der öffentliche Nah- und Fernverkehr Priorität hat.


*


Quelle:
Presseinformation, 11. Mai 2010
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz e.V.
Landesverband Baden-Württemberg
70178 Stuttgart. Paulinenstraße 47
Tel.: 07 11/62 03 06-0, Fax: 07 11/62 03 06-77
E-Mail: presse.bawue@bund.net
Internet: www.bund.net/bawue


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Mai 2010