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EUROPA/251: EU-Energielabel und Gebäuderichtlinie verschenken Sparpotenziale (BUND)


Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) - Pressemitteilung vom 15. April 2010

EU-Parlament entscheidet am Montag über Energielabel und Gebäudeeffizienz


Brüssel/Berlin. Da am kommenden Montag der Industrieausschuss des EU-Parlaments in zweiter Lesung sowohl über die Revision der Gebäudeenergierichtlinie (EPBD) als auch über die Neugestaltung der Energieverbrauchskennzeichnung abstimmt, kritisiert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die in beiden Gesetzen vereinbarten Standards als unzureichend für das Erreichen der EU-Klimaziele. In zähen Verhandlungen hätten sich Kommission, Rat und Parlament im November vergangenen Jahres auf diese schwachen Kompromisse geeinigt, denen nun formell zugestimmt werden solle. Während die Gebäuderichtlinie den Bestand völlig außen vor lasse, mangele es dem Energielabel an Aussagekraft, um Verbrauchern die Wahl energiesparender Produkte zu erleichtern.

Gebäuderichtlinie lässt Gebäudebestand außen vor

Der BUND kritisiert vor allem, dass die neue EU-Gebäuderichtlinie keine energetische Sanierung des Gebäudebestands vorsehe. Ein sogenannter "Nahezu-Nullenergie-Standard" für Neubauten werde viel zu spät erst im Jahr 2021 verbindlich. Christian Noll, BUND-Experte für Energieeffizienz: "Die EU vergibt eine große Chance, mit der effizienten Nutzung der Energie im Gebäudebereich ihrem Klimaziel von minus 30 Prozent CO2 bis 2020 näher zu kommen. 40 Prozent der CO2-Emissionen entstehen in Europa beim Heizen und Kühlen von Gebäuden. Durch ambitionierte Effizienzvorgaben im Gebäudebereich könnten Verbraucher entlastet, neue Arbeitsplätze geschaffen und über die Hälfte des Energieverbrauchs von Gebäuden in der EU und damit jährlich etwa 400 Mio. Tonnen CO2 eingespart werden."

Die verschenkten Einsparpotenziale von ambitionierten Mindeststandards und mehr Investitionen in die energetische Sanierung von Gebäuden seien enorm. Allein durch effizientere Heizkessel könnten 200 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden, was dem Ausstoß aller deutschen und französischen Pkw entspreche.

EU-Energiekennzeichnung bleibt verbesserungswürdig

Für die Kennzeichnung der Energieeffizienz von Elektrogeräten sollen nun zusätzlich zu den Klassen A bis G Zusatzklassen von A+ bis A+++ eingeführt werden. Dies sei beispielsweise bei Kühlgeräten, Waschmaschinen und Spülmaschinen der Fall, bei denen die Klasse A seit Jahren technisch überholt sei. Die eigentlich notwendige Neubewertung ("Reskalierung") der Klassen solle nun leider erst dann kommen, wenn ein Großteil der Geräte zur Klasse A+++ gehöre. Noll: "Verbraucher müssen sicher gehen können, dass ein A-Gerät tatsächlich das effizienteste Produkt am Markt ist. Alles andere führt in die Irre. Die Politik ist hier vor dem Druck der Industrielobby eingeknickt, die zu Recht befürchtet, die inzwischen unterdurchschnittlichen A-Geräte nicht mehr verkaufen zu können. Die Rechnung dafür zahlen die Verbraucher und das Klima."

In der Vergangenheit habe die bisherige A- bis G-Kennzeichnung maßgeblich dazu beigetragen, die Energieeffizienz von Produkten voranzutreiben. Davon profitiert hätten auch die Verbraucher: Durch den geringeren Stromverbrauch beliefen sich die Betriebskosten hocheffizienter Geräte nur auf zwei Drittel eines Durchschnittsgerätes. Die Europäische Kommission schätzt dennoch, dass mit dem neuen Label bis zum Jahr 2020 rund 65 Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart werden können.

Der BUND ist Mitglied der Kampagne "energieeffizienz - jetzt!", die die intelligente Nutzung von Energie in Haushalten und Unternehmen fördert. Mit Informationen zu energieeffizienten Produkten, der Beteiligung an politischen Ereignissen, der Überwachung der Einhaltung gesetzlicher Regelungen bei verschiedenen Warengruppen und der Qualifizierung von Energieeffizienz-Managern in kleinen und mittleren Unternehmen machen sich namhafte Partner für eine CO2-reduzierte Zukunft stark: Öko-Institut, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Deutsche Umwelthilfe und B.A.U.M. unter dem Dach des Deutschen Naturschutzrings - gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Weitere Informationen unter www.energieeffizienz-jetzt.de


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Quelle:
BUND-Pressedienst, 15.04.2010
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Freunde der Erde Deutschland
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. April 2010