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EUROPA/279: Bald EU-weites Nanoprodukt-Register? (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - 15. September 2010

Bald EU-weites Nanoprodukt-Register?


Die belgische Ratspräsidentschaft hat ein EU-weites Register für Nanomaterialien vorgeschlagen. Verbraucherinformationen über Nano-Produkte sollten verbindlich und einheitlich geregelt werden.

Der belgische Umwelt- und Verbraucherschutzminister Paul Magnette stellte auf einer Konferenz fünf Punkte vor, die für eine europäische Regelung wichtig sind:

1) Definition der Verpflichtung, Nanomaterialien für KonsumentInnen auf den Produkten klar zu kennzeichnen;

2) die Rückverfolgbarkeit von Nanomaterialien durch die Produktionskette zu gewährleisten - hierfür ist ein verpflichtendes Register nötig;

3) die besten ordnungspolitischen Maßnahmen für die Risikobewertung und das Risikomanagement identifizieren;

4) die Mitgliedstaaten ermuntern, während einer Übergangszeit eigene nationale Strategien zu entwickeln und konkrete Maßnahmen für Risikomanagement, Information und Kontrolle zu ergreifen;

5) eine einheitliche Regelung der Angaben auf Produktetiketten, die Nanomaterialien enthalten.

Der in Brüssel ansässige Umweltdachverband Europäisches Umweltbüro (EEB) forderte die EU-Institutionen auf, ihre Sicht auf und ihre Maßnahmen zur Regelung neuer Technologien "dramatisch zu verbessern und auszuweiten". Das Wissen über die Risiken neuer Technologien wie Nanotech sei noch viel zu gering und vielfach hielten sich die Verantwortlichen bei Detailfragen auf, obwohl längst Produkte mit Nanomaterialien auf dem Markt seien. Es müsse schnellstens ein übergreifender Politikansatz hierfür entwickelt werden, anderenfalls könnten Umwelt und Gesundheit nicht ausreichend geschützt werden. Das EEB legte eine Broschüre vor, in der Chancen und Risiken von Nanotechnologien bei der Lösung von Umweltproblemen sowie die Regelungslücken kritisch unter die Lupe genommen werden.

Das deutsche Öko-Institut hat im Rahmen einer Machbarkeitsstudie ermittelt, dass ein verpflichtendes Register für in Deutschland hergestellte oder in Verkehr gebrachte Nano-Produkte rechtlich machbar und auch praktisch realisierbar wäre. "Ein Verzeichnis, das Aufschluss über die Verwendung von Nanomaterialien in einzelnen Produkten gibt, schafft Transparenz und gewährleistet Risikovorsorge", erklärte Andreas Hermann, Umweltrechtexperte und Nanotechnologiespezialist am Öko-Institut bei der Jahrestagung Mitte September. Die Studie des Öko-Instituts enthält den Vorschlag eines gestuften Verfahrens zur Registrierung von Nanomaterialien vom Ausgangsmaterial bis zum Endprodukt. Damit sollen staatliche Stellen in der Lage sein, sowohl die Hersteller als auch die von ihnen in Verkehr gebrachten Produkte sowie die darin enthaltenen Nanomaterialien eindeutig identifizieren zu können. Nanoprodukte hätten nur dann gute Marktchancen, wenn sie einen positiven Beitrag zu der Erreichung von Nachhaltigkeitszielen leisteten. [jg]


Pressemitteilung [31] der belgischen Ratspräsidentschaft

"Shaping innovation - Policy approaches on innovation governance: the case of nanotechnology": EEB-Broschüre [32]

"Rechtliche Machbarkeitsstudie zu einem Nanoproduktregister" vom Öko-Institut (PDF, 100 S., 364 kB): PDF [33]

[31] http://www.eutrio.be/pressrelease/regulation-products-containing-nanomaterial-traceability-pre-condition-acceptability
[32] http://www.eeb.org/EEB/?LinkServID=FBEF1E68-F364-600E-D2DD41B9CA0FA4EF&showMeta=0
[33] http://www.oeko.de/oekodoc/1031/2010-083-de.pdf


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Quelle:
EU-News, 15.09.2010
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. September 2010