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FINANZEN/172: Finanzierung von Bioenergieprojekten - Nachhaltigkeitsstandards einführen (FUE)


Plattform "Nachhaltige Biomasse" / Forum Umwelt & Entwicklung - Pressemitteilung vom 28. Mai 2009

Finanzierung von Bioenergieprojekten:
Bundesregierung und Banken müssen Nachhaltigkeitsstandards einführen


Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen forderten heute die Bundesregierung und die deutschen Finanzinstitute auf, sich bei der Kreditvergabe zur Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards zu verpflichten. Die Verbände, die in der Plattform "Nachhaltige Biomasse" organisiert sind, erwarten von den großen deutschen Banken und multilateralen Entwicklungsbanken mit deutscher Beteiligung, dass sie nur solche Bioenergieprojekte finanzieren, die weder Umweltschäden noch soziale Probleme verursachen. Die Produktion von Biomasse für energetische Zwecke verursacht häufig schwere ökologische und soziale Probleme.

Die Forderungen sind Ergebnis einer Studie der Beratungsfirma Profundo über die Kreditvergabekriterien und Beteiligungen der Banken an Bioenergieprojekten, die im Auftrag der Plattform "Nachhaltige Biomasse" erarbeitet wurde. Ergebnis: Die meisten Banken sehen keinerlei soziale oder ökologische Kriterien für solche Investitionen vor. Von Seiten der großen deutschen Privatbanken sind v.a. die WestLB und die Deutsche Bank an der Finanzierung von Bioenergieprojekten aktiv. Darüber hinaus engagieren sich aber auch die fünf multilateralen Entwicklungsbanken (Afrikanische Entwicklungsbank, Asiatische Entwicklungsbank, Europäische Investitionsbank, Interamerikanische Entwicklungsbank und die Weltbank) an solchen Projekten.

Der Koordinator der Plattform "Nachhaltige Biomasse" László Maráz: "Die Banken haben durch ihre Funktion als Geldgeber einen großen Einfluss auf den wachsenden Bioenergiesektor. Mit der Verankerung von Umwelt- und Sozialstandards könnten sie einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit bei der Produktion von nachwachsenden Energieträgern leisten". Einzelne Banken haben dies bereits erkannt und sich für den Bioenergiesektor bzw. einzelne "Biotreibstoffe" (Soja, Palmöl) Standards gegeben wie z.B. die britische Bank Standard Chartered oder zahlreiche niederländische Banken. "Deutsche Großbanken und die Entwicklungsbanken halten sich hier noch zurück. Gerade aber die Banken, die in diesem Bereich besonders stark investieren wie die Deutsche Bank und die WestLB und auch die Entwicklungsbanken sind gefordert, hier umgehend verbindliche Standards zu verabschieden."

"Selbst interne Weltbankstudien warnen jedoch unter Verweis auf steigende Nahrungsmittelpreise vor dem massiven Ausbau der Biotreibstoffproduktion", so Thomas Hirsch von Brot für die Welt. "Deutschland hat bisher seinen Einfluss als Anteilseigner bei den Entwicklungsbanken nicht geltend gemacht, um soziale und ökologische Vergabekriterien weiterzuentwickeln. Entwicklungsbanken sollten daher ihre Rolle in diesem Sektor überdenken." Kritisiert wird die mangelnde Beteiligung der Landbevölkerung an Landnutzungsplanungen, sowie die Missachtung von Arbeits- und Menschenrechten.

Auch Corinna Hölzel von GREENPEACE sieht das finanzielle Engagement vieler Banken kritisch. "Auch die Banken tragen Verantwortung, dass Biomasseprojekte keine Urwälder zerstören. Wenn kohlenstoffreiche Ökosysteme wie die Torfwälder Indonesiens dem Anbau von Palmöl weichen müssen, ist das daraus gewonnene Palmöl ein noch größerer Klimakiller als fossile Brennstoffe", so die Umweltaktivistin.

Die Entwicklungen in diesem Sektor schreiten sehr schnell voran und viele Regierungen in den Produktionsländern haben ebenso wie die multilateralen Entwicklungsbanken selbst keinen ausreichenden Einblick in die Bedingungen, unter denen Bioenergie für die Entwicklung und die Umwelt von Nutzen sein könnte. Daher könnte eine gemeinsame Initiative aller Entwicklungsbanken eine Option sein, die Situation vor Ort zu verbessern. Die Entwicklung transparenter, in sich schlüssiger Standards, an der betroffene Bevölkerungsgruppen vor Ort und andere Interessengruppen in vollem Umfang gleichberechtigt beteiligt werden, ist das Gebot der Stunde.

Die Studie steht unter folgendem Link zum Download bereit:
http://www.plattform-nachhaltige-bioenergie.de/pdfs/pub_2009_bankenstudie.pdf

Förderhinweis "Plattform Nachhaltige Biomasse"

Dieses Projekt wird durch das BMU und UBA aus Mitteln des 8. Sonderpostwertzeichens "Klimaschutz geht alle an" gefördert.


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Quelle:
Plattform "Nachhaltige Biomasse"
c/o Forum Umwelt und Entwicklung
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
Tel: 030-6781 775-89
www.plattform-nachhaltige-bioenergie.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Mai 2009