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MELDUNG/036: Teilstudie zum TEEB-Report zeigt Sorglosigkeit gegenüber Biodiversitätsrisiken (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände

EU-Koordination - 13.07.2010

Natur in Dollar und Euro
Eine neue Teilstudie zum TEEB-Report zeigt die Sorglosigkeit vieler Unternehmen gegenüber Biodiversitätsrisiken.


Nur jeder fünfte Topmanager in Europa sieht einen Zusammenhang zwischen dem Erfolg seines Unternehmens und der Erhaltung der Biodiversität. In Lateinamerika oder Afrika bestätigt dagegen jeder zweite eine solche Abhängigkeit. "The Economics of Ecosystems and Biodiversity Report for Business" (TEEB for Business) heißt ein Bericht, der am Dienstag in London vorgestellt wurde und mit diesen und vielen weiteren Zahlen auf die entscheidende Bedeutung des Naturschutzes für die Wirtschaft aufmerksam machen will.

Die seit drei Jahren laufende TEEB-Studie wurde vom UN-Umweltprogramm UNEP in Auftrag gegeben und wird von der EU-Kommission und dem deutschen Bundesumweltministerium unterstützt. TEEB war 2007 von der Bundesregierung und der Kommission während der deutschen G8-Präsidentschaft gestartet worden, um den Biodiversitätsschutz durch eine ökonomische Datenbasis zu untermauern.

Der Leiter der TEEB-Studie Pavan Sukhdev sagte bei der Vorstellung des Berichts, dank der Arbeit von TEEB trete die wirtschaftliche Bedeutung von Ökosystemen nun sichtbar zutage. Der Naturschutzbund Deutschland forderte ein Umdenken und mehr Engagement der Wirtschaft für den Erhalt von Arten und Lebensräumen. Beispiele wie das anhaltende Wachstum der Biobranche bewiesen andererseits, dass sich Rücksichtnahme auf die biologische Vielfalt rechne.

Für EU-Umweltkommissar Janez Potocnik zeigt der Bericht, dass das Artensterben zwar unvermindert weitergehe, die Wirtschaft aber etwas dagegen tun könne. "Ich freue mich über die konkreten Beispiele von Unternehmen, die florieren, ohne unserem Planeten, dem einzigen, den wir haben, zu schaden", sagte der Kommissar. UNEP-Direktor Achim Steiner wurde noch deutlicher: "Wir stehen am Beginn einer Ära, in denen Billionenverluste in Form von Natur und natürlichen Ressourcen Märkte beeinflussen und Fragen von Konsumenten aufwerfen." Die Studie hatte auch ergeben, dass vier von fünf VerbraucherInnen Produkte ablehnen, deren Herstellung Umweltschäden verursacht.

Der Wirtschaftsreport ist der dritte der in regelmäßigen Abständen veröffentlichten TEEB-Teilberichte. Eine Grundlagenstudie und ein Bericht für politische Entscheidungsträger sind bereits erschienen, Studien für die Kommunalpolitik und die Zivilgesellschaft sollen noch folgen. Schon im Oktober soll beim UN-Biodiversitätsgipfel im japanischen Nagoya der abschließende Synthesebericht vorliegen. Vorbild für TEEB ist der Stern-Report von 2006, der die Kosten von unterlassenem Klimaschutz vorrechnete und damit einen Durchbruch in der Politik und dem öffentlichen Bewusstsein erreichte. [mb]


Studie "TEEB for Business": www.teebweb.org ("For Business")

Zusammenfassung (deutsch): http://www.bmu.de/46218
Pressemitteilung der EU-Kommission: http://ec.europa.eu/deutschland/press/pr_releases/9309_de.htm


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Quelle:
Newsletter zur EU-Umweltpolitik
Nr. 28/10, 16.07.2010
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination, 13.07.2010
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Juli 2010