Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → INDUSTRIE


VERBRAUCHER/123: Umweltschutz im Haushalt (Securvital)


Securvital 2/2019 - April-Juni
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen

Umweltschutz im Haushalt
Neu gegen alt?

von Norbert Schnorbach


Je älter Kühlschränke, Staubsauger und Wäschetrockner werden, desto teurer sind sie im Unterhalt, weil der Energiebedarf hoch ist. Lohnt sich der Kauf neuer Geräte - oder sind Reparaturen umweltfreundlicher?


Bei Lampen ist die Sache eindeutig: Unter Kosten- und Energiespar-Gesichtspunkten lohnt es sich praktisch immer, ältere Glühbirnen gegen neue LED- oder Stromsparleuchten auszutauschen. Aber wie ist es bei größeren Haushaltsgeräten? So manche Kühl-Gefrier-Kombination funktioniert auch nach 20 Jahren noch immer tadellos. Aber der Stromverbrauch ist hoch: 360 Kilowattstunden (kWh) im Jahr, umgerechnet etwa 120 Euro jährlich. Ein neues Gerät gleicher Größe wäre deutlich sparsamer mit nur 95 kWh im Jahr (knapp 30 Euro). Die Anschaffung einer neuen Kühl-Gefrier-Kombi würde also die Stromrechnung um 90 Euro pro Jahr senken.

Was diese Differenz unter Umweltgesichtspunkten bedeutet, hat die gemeinnützige Beratungsgesellschaft co2online ausgerechnet: Der Ersatz der alten Kühl-Kombi würde pro Jahr 135 Kilogramm CO2 sparen. Diese Rechnung führt zu einer Frage, die sich in vielen Haushalten stellt. Lohnt es sich, ein altes Haushaltsgerät weiter zu behalten? Oder ist es sinnvoller, es durch ein neues zu ersetzen?

Nach Einschätzung von co2online gibt es für Kühlschränke eine klare Regel: Die Ökobilanz neuer Kühlschränke hat sich in den vergangenen Jahren so stark verbessert, dass sich eine Neuanschaffung fast immer rechnet, wenn Geräte älter als zehn Jahre sind. Das gilt sogar dann, wenn das Gerät noch voll funktionsfähig ist. "Ein effizienter Kühlschrank lohnt sich nicht nur für die Haushaltskasse", betont co2online. "Kühlschränke mit einer guten Energieeffizienzklasse vermeiden durch den geringeren Stromverbrauch auch viel CO2 und tragen so zum Klimaschutz bei."

Alte Stromfresser

Das Institut für angewandte Ökologie (Öko-Institut e.V.) hat den Energieverbrauch verschiedener Haushaltsgeräte untersucht. Der früher oft gehörte Ratschlag ("Kaufen Sie gleich ein neues Gerät, wenn das alte ein paar Jahre auf dem Buckel hat!") sei durchaus richtig gewesen zu einer Zeit, als der Stromverbrauch durch technische Verbesserungen innerhalb weniger Jahre stark verringert werden konnte. Mittlerweile aber hat sich nach Meinung der Umweltexperten der Energieverbrauch von zahlreichen Geräten so deutlich reduziert, dass keine weiteren großen Effizienzsteigerungen zu erwarten sind. Deshalb lauten die aktuellen Empfehlungen:

• Kühlschränke, Wäschetrockner und Geschirrspüler, die 20 Jahre oder älter sind und Effizienzklasse B, C oder D haben, sind Energiefresser. Hier lohnt es sich, stromsparende Neugeräte mit A+++-Auszeichnung zu kaufen.

• Neuere Gerät mit Effizienzklasse A+ und besser sollte man so lange wie möglich nutzen. Das gilt auch für Bildschirme, Computer, Laptops und Mobiltelefone.

• Bei Waschmaschinen fällt die Energieeinsparung durch Neugeräte nicht so sehr ins Gewicht. Funktionsfähige Waschmaschinen - egal welchen Alters - kann man deshalb unter Umweltgesichtspunkten so lange nutzen, bis sich eine Reparatur nicht mehr lohnt.

Neben dem laufenden Energieverbrauch der Haushaltsgeräte bezieht das Öko-Institut auch die benötigten Ressourcen für Herstellung, Lieferung und Entsorgung mit ein. "Konsumenten tragen zum Klima- und Ressourcenschutz bei, wenn sie in hochwertige und langlebige Geräte investieren", meint Siddharth Prakash, Experte für nachhaltigen Konsum am Öko-Institut in Freiburg. Er empfiehlt, auch die Reparaturmöglichkeiten auszuschöpfen, um die Nutzungsdauer zu verlängern. "Aus ökologischen Gründen ist es in den meisten Fällen ratsam, defekte Geräte reparieren zu lassen und sie so lang wie möglich zu nutzen. Das spart Energie und Ressourcen."

Recht auf Reparatur

Das Öko-Institut fordert daher, die gesetzlichen Regeln für Reparaturen und Garantien zu verbessern. Die Verbraucher bevorzugten laut Umfragen langlebige und reparaturfreundliche Produkte. Dazu seien aber auch verständlichere Informationen darüber notwendig, wie lange die Geräte halten, wie sie repariert werden können und wie lange Ersatzteile verfügbar sind.

Die europäische Umweltpolitik ist nach Einschätzung des Bundesverbands der Verbraucherzentralen auf dem Weg, mit neuen Standards dafür zu sorgen, dass Elektrogeräte in Zukunft leichter zu reparieren und länger nutzbar sind sowie besser recycelt werden können. Das "Recht auf Reparatur" sollte aus Umwelt- und Verbraucherschutzgründen stärker verankert werden, fordert auch die Umweltorganisation BUND. Doch die gesetzlichen Vorgaben seien bislang noch nicht konsequent genug, um den "Trend zum Wegwerfen" wirkungsvoll zu stoppen.

*

Quelle:
Securvital 2/2019 - April-Juni, Seite 22-23
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen
Herausgeber:
SECURVITA GmbH - Gesellschaft zur Entwicklung alternativer Versicherungskonzepte
Lübeckertordamm 1-3, 20099 Hamburg
Telefon: 040/38 60 800, Fax: 040/38 60 800
E-Mail: presse@securvita.de
Internet: www.securvita.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. April 2019

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang