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AGRARINDUSTRIE/015: Kamerun - "Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl" in der Kritik (SAVE Wildlife)


SAVE Wildlife Conservation Fund - 23. August 2012
Yaounde, Cameroon / Wülfrath, Germany

Internationale NGOs üben strenge Kritik am "Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl" (RSPO)

SAVE fordert: Kein Nachhaltigkeit-Siegel für Regenwaldzerstörung in Kamerun durch US-Unternehmen



Die kamerunische NGO "Struggle to Economize Future Environment" (SEFE) und der SAVE Wildlife Conservation Fund haben den "Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO)" in dieser Woche scharf kritisiert. Der Vorwurf: Der RSPO komme seiner Verpflichtung nicht nach, seine festgelegten Nachhaltigkeitskriterien von den Mitgliedern einzufordern.

SEFE-Direktor Nasako Besingi dazu: "Der RSPO hat keine festen Grundsätze, sondern flüchtet sich nur in leere Versprechungen." Lars Gorschlüter, Vorsitzender des SAVE Wildlife Conservation Fund fügt hinzu "Dem RSPO fehlen feste Strukturabläufe, wie ein solch massiver Fall von Regenwaldzerstörung behandelt und sanktioniert werden soll".

Der Hintergrund: Die amerikanische Firma Herakles Farms plant im Südwesten Kameruns eine riesige Palmölplantage. Dafür würden 70.000 Hektar eines höchst artenreichen Regenwaldes zerstört, einen so genannten "Hotspot der Biodiversität", der einen biologischen Korridor zwischen zwei Nationalparks bildet. Internationale renommierte Wissenschaftler haben diese Pläne bereits in einem Protestbrief an Herakles kritisiert und den sofortigen Rodungsstopp gefordert.

Der RSPO hat in den vergangenen Wochen offizielle Beschwerden gegen Herakles von insgesamt neun NGOs und internationalen Experten erhalten. Darunter auch SAVE Wildlife Conservation Fund, WWF und andere. Die einheitliche Forderung: Der RSPO solle sich gegen die Plantage auszusprechen. Das aber passiert nicht. Stattdessen sucht der RSPO gemeinsam mit Herakles nach einem Weg, das Projekt doch in kleinen Schritten umzusetzen.

Gegen Herakles Farms liegen neben der Regenwaldzerstörung zahlreiche Vorwürfe vor: mangelhafte Umweltverträglichkeits- und Sozialverträglichkeitsstudien, Verletzung von Menschenrechten, Landraub, sowie Nichteinhaltung von kamerunischen Gesetzen bezüglich der Landrechte.

Aktuell kritisieren die kamerunische NGO SEFE und der SAVE Wildlife Conservation Fund die Mitgliedschaft von Herakles Farms beim Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl. Gemäß der Richtlinien darf ein RSPO- Mitglied keine Ölpalmplantagen in einer "high conservation area" erreichten, also einem Gebiet mit hohem naturschützerischen Wert.

Der Besitzer der Plantage, Herakles Farms NY/USA und ihre kamerunischen Tochterunternehmen behaupten hingegen, die betreffenden Wälder seien durch die landwirtschaftliche Nutzung bereits "degradiert". Der Wissenschaftler Dr. Josh Linder widerspricht: "Große Teile dieser Wäldern sind immer noch primäre unberührte Wälder, die keine Anzeichen von bedeutender menschlicher Einwirkung zeigen. Sie sind groß genug, die einheimische Artenvielfalt zu erhalten."

SEFE-Direktor Nasako bemängelt weiter, dass mit der Plantage Menschen- und Landrechte missachtet werden. Die betroffenen Grundeigentümer hätten niemals die Chance gehabt, für oder gegen die Plantage zu stimmen. Dabei stellen sich hier viele Gemeinden gegen die Pläne: Sie protestieren, versuchen, die Arbeiten zu blockieren, wurden aber sofort mit Haftandrohung eingeschüchtert.

Derzeit führt SAVE eine Unterschriftensammlung bei der lokalen Bevölkerung in Kamerun durch und wird das Ergebnis bald veröffentlichen.

"Der RSPO", kritisiert Nasako weiter "verteidigt nur seine Mitglieder, sonst nichts". Das aber ziehe nur noch weitere Unternehmen an, die mit Versprechungen und arglistiger Täuschung Landgrabbing betreiben, statt sich wirklich an die RSPO-Kriterien zu halten.

Lars Gorschlüter, Vorstand des SAVE Wildlife Conservation Fund, der die Kampagne gegen die Palmöl-Plantage seit Anbeginn unterstützt, sagte kürzlich "Die Art, wie der RSPO mit diesem Fall umgehen wird, wird langfristig über seine Glaubwürdigkeit entscheiden." Der RSPO, so Gorschlüter weiter, könne unmöglich einem Unternehmen das Nachhaltigkeits-Siegel verleihen, das so offenkundig und massiv gegen die Kriterien verstoße."
Der RSPO hat inzwischen für Ende August eine Entscheidung angekündigt. Das aber macht SEFE-Direktor Nasako noch wütender "Wir haben vor Gericht einen Sieg gegen die Plantage errungen. Glaubt der RSPO wirklich, er habe die Autorität, sich gegen den Entscheid eines kamerunischen Gerichtes zu stellen?"

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Quelle:
Pressemitteilung, 23.08.2012
SAVE Wildlife Conservation Fund
Dieselstrasse 70, 42489 Wülfrath
Internet: www.save-wildlife.com


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. August 2012