WWF Pressemitteilung - 21. Juli 2022
Rote Liste gefährdeter Arten so lang wie noch nie
Update der Roten Liste der IUCN: Tiger weiter gefährdet, Monarchfalter im Sinkflug, Glatt-Stör in Europa ausgestorben
Berlin, 21.07.2022: Die heute von der Weltnaturschutzunion IUCN vorgestellte Aktualisierung der Roten Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten zeichnet ein "düsteres Bild der Lage von Flora und Fauna", so der WWF Deutschland. Demnach finden sich von den insgesamt mehr als 147.500 erfassten Arten fast 41.500 in Bedrohungskategorien - mehr als jemals zuvor. Laut IUCN ist der Tiger weiter stark gefährdet, ebenso wie der erstmals untersuchte Wandernde Monarchfalter. Auch unter Wasser schwindet die biologische Vielfalt: Alle Arten der Störe und Löffelstöre gelten fortan als bedroht, der Glatt-Stör (auch Glattdick) ist in Europa ausgestorben.
WWF-Artenschutz-Expertin Anne Hanschke sagt: "Unsere Gesundheit, Wirtschaft, ja unsere gesamte Existenz hängt von der Natur ab. Man muss sich dieses System wie ein Turm aus Bauklötzen vorstellen - jeder Stein ist eine Tier- oder Pflanzenart. Nur wenn dieser Turm des Lebens stehen bleibt, können wir Menschen gesund und sicher leben. Aber je mehr Steine aus dem Turm herausgeschlagen werden, sprich je mehr Arten aussterben, umso instabiler wird er. Die neue Rote Liste zeigt, wie sehr der Turm des Lebens wackelt. Nur wenn wir die Natur besser schützen, können wir verhindern, dass dieser Turm zusammenbricht". Die Chance dazu bietet sich auf der Weltnaturkonferenz diesen Dezember in Montreal. Dort wird ein neues Abkommen zum Schutz der biologischen Vielfalt verhandelt. Ziel davon ist es, das Artensterben bis 2030 zu stoppen. Der WWF fordert die Bundesregierung auf, sich in Montreal für ein ambitioniertes Abkommen einzusetzen und die internationale Biodiversitätsfinanzierung bis 2025 auf zwei Milliarden Euro im Jahr zu erhöhen.
Tiger
Trotz intensiver Schutzmaßnahmen gilt der Tiger weiter als stark
gefährdet. Besiedelte die größte Raubkatze der Welt einst fast ganz
Asien, ist ihr Verbreitungsgebiet seit 1994 noch einmal um mehr als
die Hälfte gesunken. Die großen Raubkatzen sind vor allem durch
Wilderei, Lebensraumverlust und schrumpfende Bestände ihrer Beutetiere
[1] wie Wildschweine und Wildrinder bedroht. Diese konkurrieren mit
den Nutztieren der Menschen um wertvolle Ressourcen und werden gejagt.
Vor allem wegen der massiven Schlingfallenwilderei, die sowohl
Beutetiere als auch Tiger trifft, gibt es in Vietnam, Laos und
Kambodscha sogar gar keine Tiger mehr.
Anne Hanschke sagt: "Im chinesischen Jahr des Tigers [2] zeigt die Rote Liste, dass für den Tiger noch lange keine Entwarnung gegeben werden kann. Damit es wieder mehr von den Großkatzen gibt, müssen die Tigerverbreitungsstaaten weiterhin die Tigerbestände schützen, den Konsum von Tiger(-teilen) und ihren Beutetieren stoppen und das Verbreitungsgebiet der Raubkatzen ausweiten. Dabei stehen besonders die Länder Südostasiens in der Verantwortung mit politischem Willen die Schutz- und Monitoringbemühungen zu verstärken."
Zwischen 3.726 und 5.578 Tiger sollen laut IUCN noch in freier Wildbahn leben.
Wandernder Monarchfalter
Der Wandernde Monarchfalter wurde von der IUCN als stark gefährdet
eingestuft. Die Unterart des Monarchfalters wurde zum ersten Mal
untersucht. Die Wanderung der orangenen Schmetterlinge von Kanada und
den USA nach Mexiko und Kalifornien ist ein Naturphänomen in Gefahr:
Vor allem der westliche Bestand steht vor dem Aus. Von geschätzten 10
Millionen Schmetterlingen in den 1980ern verbleiben dort nur noch um
die 1.900. "Der fortschreitende Rückgang des Monarchfalters ist
alarmierend. Wenn wir seinen Lebensraum nicht konsequenter schützen,
den Einsatz von Pestiziden und Herbiziden in der Landwirtschaft
einschränken und die Klimakrise aufhalten, hat es sich mit dem
hübschen Falter bald ausgeflattert", erklärt Hanschke.
Störe und Löffelstöre
Neben Asien und Amerika ist auch Europa Schauplatz des Artensterbens.
Sieben der acht in Europa vorkommenden Störarten [3] sind vom
Aussterben bedroht, die achte gilt nun als stark gefährdet. Den
Glatt-Stör, dessen letzte Bestände in Europa in der Donau schwammen,
hat die IUCN dort für ausgestorben erklärt. Um die Störartigen steht
es überall auf der Welt dramatisch. Alle überlebenden 26 Arten sind
laut der aktualisierten Roten Liste akut gefährdet, fast 2/3 davon
sogar direkt vom Aussterben bedroht.
Der chinesische Schwertstör gilt nun offiziell als ausgestorben, der
Jangtse-Stör ist in der Natur ausgestorben. Um Störe und andere
Wanderfische zu schützen, fordert der WWF freifließende Flüsse
weltweit zu schützen. Zudem muss der illegale Handel mit Störfleisch
und Kaviar beendet werden. Hoffnung macht jedoch die Wiederansiedlung
des Europäischen Störs in der Elbe und des Baltischen Störs in der
Oder. Ihre Zukunft hängt auch davon ab, ob diese beiden Flüsse
Ausbauplänen zum Opfer fallen.
Rote Liste gefährdeter Arten
Die Internationale Rote Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) weist
inzwischen fast 41.500 Arten in Bedrohungskategorien aus - mehr als
jemals zuvor.
https://www.wwf.de/themen-projekte/biodiversitaet/rote-liste-gefaehrdeter-arten
Bedrohte Arten
Der Rückgang der biologischen Vielfalt wird maßgeblich durch
menschliches Handeln verursacht. Der WWF setzt sich weltweit für den
Schutz bedrohter Arten ein. Erfahren Sie mehr zum Artenschutz
https://www.wwf.de/themen-projekte/bedrohte-tier-und-pflanzenarten
[1] https://www.wwf.de/themen-projekte/bedrohte-tier-und-pflanzenarten/tiger/hungrig-heimatlos-und-angebliches-heilmittel-was-tiger-bedroht
[2] https://www.wwf.de/themen-projekte/bedrohte-tier-und-pflanzenarten/tiger/2022-jahr-des-tigers
[3] https://www.wwf.de/themen-projekte/fluesse-seen/der-stoer-rueckkehr-eines-alten-bekannten
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Quelle:
WWF Pressemitteilung, 21.07.2022
Herausgeber: WWF Deutschland
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Tel.: 030 311 777 - 0, Fax: 030 311 777 - 603
E-Mail: info@wwf.de
Internet: www.wwf.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 26. Juli 2022
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