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ASIEN/008: Umweltfreundliches Bauen in Japan - Architekt wirbt für Nutzung von Regenwasser (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 18. August 2010

Japan: Umweltfreundliches Bauen - Architekt wirbt für Nutzung von Regenwasser

Von Suvendrini Kakuchi


Tokio, 18. August (IPS) - Als der japanische Architekt Hikari Kurihara vor fünf Jahren ein altertümlich wirkendes Haus baute, wollte er nicht einfach nur die Vergangenheit wiederbeleben. Historische Vorbilder dienen ihm auch dazu, seine Landsleute umweltbewusster zu machen.

"Die bequemen Japaner sollen einsehen, dass ihr luxuriöser Lebensstil die naturverbundene Traditon außer Acht lässt", sagte Kurihara. Diese Botschaft könne man am besten durch die Wohnhäuser vermitteln.

Der 62-Jährige inspiriert sich an der Kultur der Edo-Periode vom 12. bis zum 19. Jahrhundert, in der das städtische Leben voll erblühte. Sein schmales dreistöckiges Wohnhaus mit einer Fläche von etwa 90 Quadratmetern ist dieser Zeit nachempfunden.

Kurihara verarbeitet nicht nur traditionsgemäß Holz und Papier, sondern besinnt sich auch auf vergessene Methoden zum Auffangen von Regenwasser. Der verantwortungsvolle Umgang mit Wasser in den heißen und feuchten Sommern wurde in der Edo-Zeit ernst genommen.

Angesichts des steten Temperaturanstiegs in den vergangenen Jahren sah der Architekt erst recht die Notwendigkeit dafür, ein System zur Wiederaufbereitung von Regenwasser zu entwickeln. Das Wasser wird in einem zwei Kubikmeter fassenden Tank aufbewahrt und zum Baden oder in der Toilettenspülung eingesetzt.


'Grüner Vorhang' hält Sonne zurück

Außerdem bewässert Kurihara auf diese Weise seine Weinstöcke, die er an der Westseite des Hauses als 'grünen Vorhang' angepflanzt hat. Im Sommer verhindern die Pflanzen, dass sich das Gebäude durch einfallende Sonnenstrahlen übermäßig aufheizt.

Zu den Maximen der Edo-Kultur gehörte das Leben im Einklang mit der Natur. Deshalb legte Kurihara besonderen Wert darauf, für den Bau seines Hauses Naturmaterialien zu verwenden. "Ich hoffe, ich kann die Botschaft vermitteln, dass ein schönes Haus die Menschen wieder an alte Werte heranführen kann", sagte er. Decken und Böden in dem Haus bestehen aus hellem Pinienholz, die Fenster und Schiebetüren sind aus Papier gefertigt. Im Badezimmer ist ein kleiner Steingarten angelegt.

"Am wohlsten fühle ich mich hier im Sommer", erzählte der Architekt. Wenn er auf dem Sofa sitzt, lässt er gern einen Teil des gesammelten Regenwassers als Tropfen auf sein Dach prasseln. Dazu muss er einen Mechanismus betätigen, der das Wasser aus dem Reservoir nach oben pumpt. Der Tanz der Tropfen auf dem Dach hat nicht nur eine abkühlende, sondern auch eine beruhigende Wirkung, ähnlich wie traditionelle Windspiele.

Noch vor Kuriharas eigenem Projekt hatte Yoko Kobayashi ein solches Haus für sich bauen lassen. Sie nahm dafür die Hilfe des Architekten in Anspruch. Mit dem aufgefangenen Wasser gießt sie die Pflanzen in ihrem Garten, wäscht das Auto, badet und spült ihre Toilette.

Umweltschützer führen den merklichen Temperaturanstieg unter anderem darauf zurück, dass in dem Land in kurzer Zeit zahlreiche, die Hitze speichernde Hochhäuser errichtet worden sind. Zudem haben sich die CO2-Emissionen von Privathaushalten seit 1990 um 30 Prozent erhöht. Die Regierung wirbt daher verstärkt für alternative Energieträger.

Die japanischen Behörden rufen die Bevölkerung inzwischen auch zum Wassersparen auf. In Sumida, einem Bezirk der Präfektur Tokio im Osten der Hauptstadt, wurden die Einwohner zum Sammeln von Regenwasser aufgefordert. Für den Bau von Reservoirs gab es spezielle Zuschüsse.


Behörden unterstützen Wasserrecycling

Wie der für Umweltschutz zuständige Beamte Katsuno Kawano berichtete, wurden bereits 24 öffentliche Gebäude, darunter die Bezirksverwaltung und mehrere Schulen, mit besonderen Tanks ausgestattet. Bei mehr als 20 Prozent des in dem Bezirk verwendeten Wassers handelt es sich um wieder aufbereitetes Regenwasser.

Die Verwendung von Regenwasser zu fördern sei eines der größten umweltpolitischen Ziele, erklärte Kawano. "Ich glaube zwar nicht, dass wir dadurch riesige Mengen an Wasser sparen", sagte er. "Wir können dadurch aber ein noch wichtigeres Ziel erreichen, nämlich die Menschen zu mehr Umweltbewusstsein zu erziehen." (Ende/IPS/ck/2010)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. August 2010