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ATOM/067: Freimessungen auf Japanisch (Strahlentelex)


Strahlentelex mit ElektrosmogReport
Unabhängiger Informationsdienst zu Radioaktivität, Strahlung und Gesundheit
Nr. 710-711 / 30. Jahrgang, 4. August 2016 - ISSN 0931-4288

Folgen von Fukushima
Freimessungen auf Japanisch

von Thomas Dersee


Deklassifizierung kontaminierter Materialien zu Hausmüll und Freigabe gesperrter, evakuierter Städte

Das japanische Umweltministerium will einem Antrag der Stadtverwaltung Chiba entsprechen und den Sonderstatus für radioaktiv kontaminierte Abfälle dort aufheben. Das berichtete Jens Proll am 22. Juli 2016 auf dem Nachrichtenportal spreadnews.de.

Nachdem die Belastung von Schlamm und Asche in den mehr als fünf Jahren seit Beginn der Fukushima-Krise unter einen nationalen Standard von 8.000 Becquerel Radiocäsium pro Kilogramm gesunken sei, möchte die Stadt Chiba nun eine Neubewertung des Abfalls. Die Stadt Chiba liegt in der gleichnamigen Präfektur östlich der japanischen Hauptstadt Tokyo. Eine Einstufung als konventioneller Abfall würde die Entsorgung auf einer normalen Mülldeponie ermöglichen, anstatt weiterhin eine separate Lagerung erfordern.

Die Stadtverwaltung hatte die Deklassifizierung Ende Juni 2016 beantragt. Von der Entscheidung des Umweltministeriums wären etwa 7,7 Tonnen Abfall betroffen, Material, das im Zuge der Fukushima-Katastrophe kontaminiert worden war.

Evakuierungsanordnung für Minamisoma aufgehoben

Am 12. Juli 2016 hob die Regierung in Tokyo die Evakuierungsanordnung für den bislang gesperrten Südteil der Stadt Minamisoma auf. Lediglich das Gebiet um ein einzelnes Gebäude ist wegen zu hoher Strahlungswerte von der Freigabe ausgeschlossen.

Nach den Ereignissen vom März 2011 waren insgesamt 11 Gemeinden evakuiert worden. Die Stadt Minamisoma ist die nunmehr fünfte Gemeinde, in der die offizielle Evakuierungsanordnung ganz, oder teilweise aufgehoben wurde. Bislang gab es Freigaben für die Städte Tamura (Bezirk Miyakoji) und Naraha, sowie die Ortschaften Katsurao und Kawauchi. Mit Rückkehraussichten für 10.807 Einwohner handelt es sich jetzt bei Minamisoma um die bislang größte Freigabe seit Einführung der Evakuierungsgebiete.

Obwohl Wohngebiete dekontaminiert, Krankenhäuser wieder in Betrieb genommen, provisorische Läden eröffnet, sowie ein Teilstück der Joban-Bahnstrecke freigegeben wurden, hatten sich vorab nur 2.000 Personen für die vorausgehende Phase des Aufenthalts mit Übernachtungserlaubnis registriert, wird berichtet.

Die Skepsis gegenüber der Freigabe von Minamisoma ist alles andere als gering. Das liegt unter anderem daran, daß zwar Grundstücke dekontaminiert wurden, die Dekontamination von Straßen und landwirtschaftlichen Flächen jedoch erst im März 2017 abgeschlossen sein soll.

Zudem haben viele der einstigen Einwohner sich in der Zwischenzeit bereits an anderer Stelle eine neue Existenz geschaffen, so daß ein Umzug vor allem Nachteile mit sich bringen würde.

Zweifelhafte Methoden bei der Dekontamination, etwa die unkontrollierte Beseitigung kontaminierter Zweige und illegale Entsorgung von Schutzkleidung, sowie weiterhin bestehende Furcht vor Radioaktivität seien weitere Faktoren, wird berichtet.

Über die Freigabe berichteten praktisch alle japanischen Medien, darunter Kyodo, Asahi Shimbun, jiji und NHK, sowie Präfekturmedien.


Der Artikel ist auf der Website des Strahlentelex zu finden unter
www.strahlentelex.de/Stx_16_710-711_S11-12.pdf

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Quelle:
Strahlentelex mit ElektrosmogReport, August 2016, Seite 11 - 12
Herausgeber und Verlag:
Thomas Dersee, Strahlentelex
Waldstr. 49, 15566 Schöneiche bei Berlin
Tel.: 030/435 28 40, Fax: 030/64 32 91 67
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Internet: www.strahlentelex.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Oktober 2016

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