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ARTENSCHUTZ/045: Kongo - Kampfansage an Handel mit bedrohten Arten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 1. September 2011

Kongo: Kampfansage an Handel mit bedrohten Arten

von Arsène Séverin


Brazzaville, 31. August (IPS) - Die Behörden der zentralafrikanischen Republik Kongo (Kongo-Brazzaville) sind offenbar fest entschlossen, den Handel mit bedrohten Arten zu unterbinden. So berichten Umweltschützer von der konsequenten Umsetzung eines vor drei Jahren eingeführten Schutzgesetzes.

Am 10. August wurde ein Chinese in Brazzaville zu vier Jahren Haft verurteilt, weil er Stoßzähne und andere Objekte aus Elfenbein besessen und verkauft hatte. Chen Xiongbing war im Januar am Flughafen der Hauptstadt gefasst worden, als er nach Peking zurückkehren wollte. Ein Gericht verurteilte ihn außerdem zu einer Geldstrafe von umgerechnet 6.000 US-Dollar und 8.000 Dollar Schadenersatz an den kongolesischen Staat.

Der Fall des Hochbauingenieurs sorgte in dem Land für Aufsehen. Er hatte versucht, vier große Stoßzähne, drei kleinere Statuen, mehrere Siegel und weitere Elfenbeingegenstände über die Grenze zu schmuggeln.

Im März hatte bereits der Kongolese Jules Ngami wegen des Verkaufs von zwei Leopardenfellen 15 Monate Haft und eine Geldstrafe erhalten. Zur gleichen Zeit traten drei weitere illegale Fellhändler ihre einjährigen Haftstrafen an. Auf einem Markt in Pointe-Noire, der wirtschaftlich wichtigsten Stadt im Süden des Kongo, wurde zudem ein Mann mit mehreren Leopardenfellen festgenommen.

Zuvor waren Wilderer und Händler gefährdeter Tiere und deren Körperteile im Kongo nicht rechtlich belangt worden. Forstaufseher hatten sich darauf beschränkt, illegale Güter zu beschlagnahmen und eine meist geringe Geldbuße zu verlangen.


Waldreiches Land

Fast zwei Drittel des Kongo sind von Wäldern bedeckt. Mehr als elf Prozent des Staatsgebietes wurden mittlerweile unter Naturschutz gestellt. In dem Land gibt es drei Nationalparks, sechs Wildreservate und mehrere Schutzgebiete für Schimpansen und Gorillas.

Lange Zeit gab es in dem Land kein Gesetz, das die Jagd von bedrohten Tieren und den Handel mit ihnen unter Strafe stellte. Wie die Anwältin Ghislaine Mayoulou erklärte, hat die Regierung jedoch nach der Ratifizierung des internationalen Artenschutzabkommens CITES die nationale Rechtsprechung revidiert. Im November 2008 trat ein Gesetz in Kraft, das die "Aus- und Einfuhr sowie den Handel mit geschützten Tieren und ihren Teilen" verbietet.

Das neue Gesetz habe dafür gesorgt, dass die Justizbehörden nun Wilddiebe und Schmuggler verfolgen, sagte William Nguembaud, ein Jurist und Umweltaktivist aus Brazzaville, im Gespräch mit IPS.

Internationale Organisationen versuchen gemeinsam mit der Regierung, den Schutz bedrohter Spezies weiter voranzutreiben. "Wir helfen der Regierung dabei, den Elfenbeinschmugglern eine Null-Toleranz-Botschaft zu vermitteln", sagte der Leiter der unabhängigen Organisation PALF, Naftali Honig. Wenn die Gesetze nicht richtig angewendet würden, komme der Artenschutz nicht voran. In dieser Hinsicht gebe es noch viel zu tun.

So ist der Großteil der Bevölkerung im Landesinnern nicht über das Artenschutzgesetz informiert. So gibt es viele Menschen, die auch weiterhin geschützte Tiere schlachten und essen. An den Kreuzungen etlicher Städte jedoch sind Plakate angebracht, auf denen bedrohte Arten abgebildet sind. "Wir bemühen uns, die Öffentlichkeit stärker auf das Gesetz aufmerksam zu machen", sagte Honig.

"Die Jäger respektieren das Gesetz nicht und spüren die Tiere ohne Genehmigung auf. Wenn wir sie erwischen, ziehen wir sie zur Verantwortung", erklärte Pierre Kama vom Ministerium für Forstwirtschaft.


Klagen über Schikanen

Die Verfolgung von Wilddieben hat aber auch unerwünschte Auswirkungen. So werden Waldaufseher beschuldigt, bei Razzien in Dörfern oftmals rohe Gewalt anzuwenden. "Die Menschen, die in der Nähe von Naturparks leben, berichten von Schikane und Schlägen. Dabei stammte das Fleisch in manchen Fällen von Erdhörnchen", kritisierte Roger Bouka Owoko, der Geschäftsführer des unabhängigen Kongolesischen Menschenrechtsobservatoriums. Vor einigen Jahren hatte Owoko ein Buch über die schlechte Behandlung der indigenen Bevölkerung veröffentlicht.

Nichtstaatliche Organisationen vermuten zudem, dass auch prominente Leute am Handel mit bedrohten Arten beteiligt sind. Zwar seien Wilddiebe gefasst und verurteilt worden. Über deren Netzwerke im Hintergrund sei aber nichts bekannt, sagte Bouka Owoko. Auch die Käufer von Elfenbein würden nicht belangt.

Ivien Ilahou von der Naturschutzorganisation 'Umwelt Kongo' bezichtigt Behördenvertreter sogar, Jäger zu bewaffnen, damit sie bedrohte Tiere erlegen könnten. "Dieselben Leute helfen dann den Händlern, ihre Waren in den Städten zu verkaufen." Im April waren vier Forstaufseher wegen Handels mit Elfenbein und Leopardenfellen verurteilt worden, erinnerte sie. (Ende/IPS/ck/2011)


Links:
http://www.cites.org/
http://www.laga-
enforcement.org/Replication/PALF/tabid/173/Default.aspx
http://blog.ocdh.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=104903

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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. September 2011