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ENERGIE/075: Karibik - Inselstaaten setzen auf Solar- und Windenergie (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 16. Januar 2015

Karibik: Vom Joch der fossilen Brennstoffe befreien - Inselstaaten setzen auf Solar- und Windenergie

von Desmond Brown


Bild: © Desmond Brown/IPS

Auf der Karibikinsel Nevis ist seit 2010 der erste Windpark der Region in Betrieb
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Basseterre, St. Kitts, 16. Januar (IPS) - Die Karibiknation St. Kitts und Nevis, die es zum weltweit ersten nachhaltigen Inselstaat bringen will, hat mit ihrem Programm zur Senkung der Energiekosten einen großen Schritt nach vorn gemacht.

Erst kürzlich stellte die Regierung die Weichen für den Bau eines zweiten Solarparks. Dazu meinte Ministerpräsident Denzil Douglas gegenüber IPS, er werde sein Land "aus der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen befreien". Ziel sei es, die natürliche Kraft der Sonne zu nutzen, über die St. Kitts and Nevis reichlich verfüge. "Das nationale Elektrizitätswerk SKELEC kann dann die Importe fossiler Brennstoffe zurückfahren."

Wie Douglas weiter betonte, "sind wir fest entschlossen, St. Kitts and Nevis in einen grünen und nachhaltigen Staat zu verwandeln. Die Kosten für Energie werden sinken, die Verbraucher weniger bezahlen müssen." Eine Kilowattstunde Strom kostet in dem Karibikstaat zurzeit umgerechnet 42,3 US-Cent.


Taiwan an Finanzierung nachhaltiger Projekte beteiligt

Die Errichtung des zweiten Solarparks wird zu 45 Prozent von SKELEC und zu 55 Prozent von Taiwan finanziert. Der erste Solarpark, dessen Bau im September 2013 in Auftrag gegeben wurde, versorgt inzwischen den Internationalen Robert-L.-Bradshaw-Flughafen mit Elektrizität.

Während ökologische Nachhaltigkeit in der Karibik immer mehr an Zugkraft gewinnt, sieht der Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), Achim Steiner, die Region auf dem richtigen Weg. "In mancher Hinsicht hat die Karibik bereits eine starke Führungsrolle übernommen", sagte er.

"In dem Augenblick, in dem sich Staaten damit auseinandersetzen, welche Auswirkungen der Klimawandel auf ihre Zukunft und die Zukunft ihrer Volkswirtschaften haben wird, erkennen sie, dass sie ohne eine Einbeziehung der ökologischen Nachhaltigkeit weitaus höhere Risiken eingehen und mit höheren Kosten rechnen müssen." Steiner warnte auch vor dem Verlust kostbarer Vermögenswerte wie Land, Wäldern, Korallenriffen und Fischbeständen.

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Achim Steiner, Exekutivdirektor des Weltumweltprogramms UNEP
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Die karibischen Korallenriffe sind in den vergangenen Jahrzehnten bereits erheblich dezimiert worden. In zahlreichen Studien wird diese Entwicklung als Hauptgrund dafür genannt, dass die Fischpopulationen immer weiter schrumpfen. Die Riffe dienen nicht nur als Unterschlupf für Fische, sondern schützen auch die Küsten. Schätzungen zufolge erwirtschaftet der mit den Korallenriffen in Verbindung stehende Fischfang in der Karibikregion jährliche Nettoeinnahmen von mindestens 310 Millionen Dollar.

Die kontinuierliche Degradation der wenigen verbliebenen Korallenriffe droht diese Einnahmen ab 2015 auf etwa 95 bis 140 Millionen Dollar zu drücken. Auch der zu erwartende Rückgang des Tauchtourismus könnte die Region teuer zu stehen kommen.


Ökologischen Fußabdruck reduzieren

Der Premierminister von Antigua und Barbuda, Gaston Browne, ist ebenfalls fest entschlossen, mit Hilfe der erneuerbaren Energien den ökologischen Fußabdruck seines Landes zu verringern. "Barbuda wird in kurzer Zeit zu einer Insel der grünen Energie werden. Wir werden moderne umweltfreundliche Technologien einführen, um damit unseren gesamten Energiebedarf zu decken", sagte Brown, dessen von der 'Antigua Labour Party' geführte Regierung seit Juni 2014 im Amt ist. Er will in seiner Amtszeit erreichen, dass 20 Prozent des genutzten Stroms aus umweltverträglichen Quellen kommt.

In einem am 12. Januar veröffentlichten Bericht der Internationalen Organisation für Erneuerbare Energie (IRENA) ist ein Plan dargelegt, mit dessen Hilfe bis 2030 der Anteil erneuerbarer Energien weltweit verdoppelt werden soll. In ihrem Fahrplan 'REmap 2013' schätzt IRENA auch das Potenzial der USA und anderer Länder ein, die Nutzung sauberer Energien zu steigern, unter anderem in der Industrie und im Transportsektor.

Der Report bestätige Studien, die die zunehmende Kostenwettbewerbsfähigkeit und das Potenzial für erneuerbare Energien in den USA aufzeigten, sagt Dolf Gielen. Direktor des IRENA-Zentrums für Innovation und Technologie. "Wichtig ist auch die Erkenntnis, dass das Potenzial erneuerbarer Energien nicht nur auf den Stromsektor begrenzt ist, sondern in einem hohen Maße auch in Gebäuden, in der Industrie und im Verkehrssektor zu nutzen ist."


Internationales Treffen in Abu Dhabi

Vom 17. bis 18. Januar treffen sich Regierungschefs aus mehr als 150 Ländern und Vertreter von 110 internationalen Organisationen zu der fünften IRENA-Versammlung in Abu Dhabi. "Wir müssen begreifen, dass innerhalb eines globalen Wirtschaftssystems, das die Staaten mit einer hohen Arbeitslosigkeit insbesondere der Jugend konfrontiert, der Übergang zu einer grünen Wirtschaft als Chance für eine inklusive grüne Wirtschaft begriffen werden muss", so Steiner. (Ende/IPS/ck/2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/01/island-states-throw-off-the-heavy-yoke-of-fossil-fuels/

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IPS-Tagesdienst vom 16. Januar 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Januar 2015


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