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GENTECHNIK/031: Giftresistente Genpflanzen beschleunigen Biodiversitätsverlust (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzverbände e.V.
EU-Koordination

EU-News - Mittwoch, 02. Juli 2014 / Landwirtschaft & Gentechnik

Giftresistente Genpflanzen beschleunigen Biodiversitätsverlust



Werden gentechnisch veränderte Pflanzen, die resistent gegen Ackergifte sind, über Jahre angebaut, schadet dies der Artenvielfalt. Das ist das Ergebnis einer Studie des Bundesamts für Naturschutz Deutschland und der Umweltbundesämter Österreichs und der Schweiz, die Ende Juni veröffentlicht wurde. Die Aussaat von Feldfrüchten, denen Unkrautvernichtungsmittel nichts anhaben können, treibe die Intensivierung der Landwirtschaft und damit den Biodiversitätsverlust weiter, heißt in einer gemeinsamen Mitteilung des deutschen BfN, des schweizerischen Bafu und des österreichischen Umweltbundesamts. Die Begründung der Behörden: Wenn Landwirte herbizidresistente Pflanzen anbauen, verwenden sie auch mehr Ackergifte.

Für die Überblicksstudie wurden Anbaupraktiken von Genpflanzen in Übersee - zum Beispiel Argentinien, Brasilien und USA - analysiert. Die Wissenschaftler untersuchten, wie sich die gentechnisch dominierte Landwirtschaft auf die Ackerbegleitflora, zum Beispiel Unkräuter, sowie die biologische Vielfalt auswirkt.

Laut der Studie werden in Nord- und Südamerika seit knapp 20 Jahren gentechnisch veränderte Pflanzen mit Resistenzen gegen verschiedene Totalherbizide, etwa Glyphosat, großflächig angebaut. In dieser Zeit sei der Herbizidverbrauch kontinuierlich angestiegen. Die Folge: ein deutlicher Schwund der Biodiversität auf und neben den Ackerflächen.

Landwirte setzen weltweit auch deshalb mehr Unkrautvernichtungsmittel ein, weil zunehmend Unkräuter resistent gegen die verwendeten Gifte werden. Das führt dazu, dass noch mehr Totalherbizide, am häufigsten Glyphosat, gespritzt werden. Die hohe Giftmenge schädige auch Tierarten. So führen die Autoren der Studie beispielsweise den Rückgang von geschützten Arten, wie dem Monarchfalter in den USA, darauf zurück.

Der Studie zufolge waren 2012 etwa 85 Prozent aller Genpflanzen so modifiziert, dass sie widerstandsfähig gegen Unkrautvernichtungsmittel waren. 2006 hatte die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ihren Mitgliedsländern empfohlen, bei der Reduktion von Pestizidrisiken auch in Erwägung zu ziehen, hochgefährliche Pestizide zu verbieten. Da seit dem wenig geschehen ist, startete das Pestizid-Aktions-Netzwerk PAN International im Juni eine globale Initiative für eine Welt ohne hochgefährliche Pestizide. [mbu]


Bundesamt für Naturschutz Deutschland
http://www.bfn.de/

Bundesamt für Umwelt Schweiz
http://www.bafu.admin.ch/

Umweltbundesamt Österreich
http://www.umweltbundesamt.at/

Studie "Agronomic and environmental aspects of the cultivation of genetically modified herbicide-resistant plants" (PDF, BfN-Skripten 362)
http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/service/skript362.pdf

PAN International - Initiative "Hochgefährliche Pestizide stoppen!"
http://www.pan-germany.org/download/presse/PressReleaseCall2ActionJune5PAN_Final.pdf

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Quelle:
EU-News, 02.07.2014
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juli 2014