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KATASTROPHEN/025: Simbabwe - Kaum Schutz vor Fluten, Krisenmanagement der Regierung in der Kritik (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 13. Februar 2012

Simbabwe: Kaum Schutz vor Fluten - Krisenmanagement der Regierung in der Kritik

von Ignatius Banda

Gebiete am Sambesi-Fluss flutgefährdet - Bild: © Zukiswa Zimela/IPS

Gebiete am Sambesi-Fluss flutgefährdet
Bild: © Zukiswa Zimela/IPS

Bulawayo, Simbabwe, 13. Februar (IPS) - Sibongile Dube weiß, welche schweren Schäden heftiger Regen anrichten kann. Ihr Haus in der simbabwischen Provinz Midlands wurde bei Überschwemmungen Ende des vergangenen Jahres weggespült. Die Bewohner der Region werfen den Behörden vor, sie nicht ausreichend auf die Gefahren hingewiesen zu haben.

"Ich bin immer noch damit beschäftigt, mein Haus wieder aufzubauen", beklagt sich Dube. Auf ihrem Hof steht ein wackeliger Getreidecontainer, der sie schmerzlich an die Ernteverluste durch die Fluten erinnert.

Hunderte Dörfer und Schulen wurden überschwemmt, und die Kritik am Krisenmanagement reißt nicht ab. Nachdem die Überflutungen entlang des Sambesi-Flusses im südlichen Afrika enorme Schäden angerichtet hatten, wurde zwar davor gewarnt, dass die Wassermassen auch Teile Simbabwes erreichen könnten. Über das zu erwartende Ausmaß der Katastrophe wurden die Dorfbewohner aber offenbar nicht informiert.

"Niemand hat uns gesagt, wie schlimm es werden würde", beschwert sich Dube. "Wir haben unser Vieh und unsere Getreideernte verloren." So sehen sich die Bäuerin und tausende Leidensgenossen nicht nur als Opfer einer Naturkatastrophe, sondern auch als Opfer eines miserabel koordinierten Frühwarnsystems.


Widersprüchliche Vorhersagen

Als es in einigen Teilen von Simbabwe zu regnen begann, gab der nationale meteorologische Dienst Ende letzten Jahres widersprüchliche Meldungen aus. Zunächst hieß es, der Höhepunkt der Unwetter werde im Dezember erreicht. Später war von Anfang und dann von Ende Januar die Rede.

Der Leiter der Wetterbehörde, Tich Zinyemba, korrigierte außerdem eine Vorhersage, die vor unmittelbar bevorstehenden Überschwemmungen warnte. Ende Januar erklärte er, der Zyklon, der Simbabwe in dem Monat erreichen sollte, habe wieder in Richtung Mosambik abgedreht.

Zinyembas letzte Vorhersage widersprach einer Warnung der Sambesi-Flussbehörde, der zufolge an mehreren Abschnitten des Stroms Überflutungen zu erwarten seien. Die Bewohner der Regionen wurden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen und sich in höher gelegenen Gebieten in Sicherheit zu bringen.

Beobachtern zufolge haben die gegenläufigen Wettervorhersagen gezeigt, dass das Land nicht auf Flutkatastrophen vorbereitet ist. "Wir wissen nicht mehr, wann Regen fallen wird und wie ergiebig er sein wird", sagt Dube, die nach eigenen Angaben das Vertrauen in die Behörden längst verloren hat.

Das Amt für Katastrophenschutz, das unter anderem für die Evakuierung gefährdeter Zonen verantwortlich ist, hatte im vergangenen Monat ebenfalls eine Warnung ausgegeben. Im vergangenen Jahr war die Behörde heftig attackiert worden, nachdem sie den Menschen in den betroffenen Gebieten nicht rechtzeitig zur Hilfe kam.

"Es mangelt an ausreichender Kompetenz und wie üblich an den nötigen Ressourcen. Deswegen gibt es nicht einmal einen Hubschrauber, der den Menschen während der Überschwemmungen Unterstützung leisten kann", sagt Tymon Ruzende, der während der Fluten 2011 für das Rote Kreuz im Einsatz war. "Wenn bekannt ist, dass das Wasser steigt, müssen die Gemeinden aufgefordert werden, in höher gelegene Gebiete zu ziehen. Einige weigern sich jedoch immer."


Entlegene Gebiete gefährdet

In diesem Jahr sind die Dörfer entlang des mächtigen Sambesi erneut von den Überschwemmungen bedroht. In entlegenen Gebieten wie Binga im Sambesi-Becken im Norden des Landes wurden die Menschen bereits schwer durch die Fluten getroffen, obwohl sich vorher deutlich abzeichnete, dass der Fluss über die Ufer treten würde.

"Die Menschen haben immer mit den Fluten gelebt, und die Behörden meinen offenbar, das sei natürlich und man könne nichts tun, um Leben, Ernten und Vieh zu retten", erklärt Jairos Lubimbi, ein Gemeinderatsmitglied.

Auf ihrem Weg von Mosambik nach Südafrika haben die Wassermassen Medienberichten zufolge bereits bis zu 20 Menschen das Leben gekostet. Und die Angst, dass sie doch noch Simbabwe erreichen, bleibt bestehen.

Experten sehen die Katastrophenprävention auch dadurch erschwert, dass der Klimawandel die Regenzeit nach vorn verschiebt. Über ein hochentwickeltes System zur präzisen Wettervorhersage verfügt Simbabwe nicht. (Ende/IPS/ck/2012)


Links:
http://www.weather.co.zw/
http://www.zaraho.org.zm/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=106694

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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Februar 2012