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KATASTROPHEN/134: Deepwater Horizon - Ölpest tötet Delphinbabys über viele Jahre (OceanCare)


OceanCare - News, 20. April 2016

Jahrestag der Deepwater Horizon-Katastrophe: Ölpest tötet Delphinbabys über viele Jahre


Vor sechs Jahren explodierte im Golf von Mexiko die Ölbohrplattform Deepwater Horizon und verursacht eine Ölpest gigantischen Ausmasses. Nun zeigen neue Forschungsergebnisse die Langzeitfolgen für die Meerestiere, wie zum Beispiel für die Grossen Tümmler im Golf von Mexiko.

Nach der Explosion der Deepwater Horizon strömten drei Monate lang mehrere Millionen Liter Öl pro Tag in den Golf von Mexiko. Zusätzlich wurden mehrere Millionen Liter Chemikalien eingesetzt, die das Öl dispergieren sollten. Die Bilder der unmittelbaren Folgen sind bekannt: ölverschmierte Pelikane und Meeresschildkröten, Fische und Garnelen ohne Augen oder mit anderen schweren Missbildungen, zerstörte Seevogelkolonien.

Nun versuchten mehrere Teams von Wissenschaftlern, auch die Langzeitfolgen der Ölkatastrophe für Delphine zu klären. In den Jahren nach der Ölpest wurden an den Stränden von Louisiana, Alabama und Mississippi ungewöhnlich viele Delphine gefunden, die kurz vor oder nach ihrer Geburt gestorben waren. 88% dieser Delphinbabys hatten fehlgebildete oder kollabierte Lungen und waren vermutlich noch im Mutterleib gestorben. Ausserdem zeigte sich eine stark erhöhte Rate von Lungenentzündungen und Infektionen mit bestimmten Bakterien, die noch in der Gebärmutterhöhle stattfanden.

Als Ursache gilt die stark herabgesetzte Gesundheit der Muttertiere im Vergleich zu einer Gruppe von Delphinen in einem nicht von der Ölpest betroffenen Teil des Golfs von Mexiko. Die beobachteten chronischen Erkrankungen von Lungen und Nebenniere entsprechen dem Krankheitsbild, das von anderen Säugetieren bekannt ist, die Ölbestandteilen ausgesetzt waren.

"Während der für die Katastrophe verantwortliche Ölkonzern BP Milliardenzahlungen leisten muss, ist der langfristige Schaden monetär gar nicht zu beziffern - viel zu gross sind die negativen Auswirkungen und das verursachte Tierleid", sagt Nicolas Entrup, Konsulent für OceanCare.

Die wissenschaftlichen Ergebnisse unterstreichen einmal mehr die Notwendigkeit, aus der Förderung und Verbrennung von Erdöl auszusteigen. Der schnellstmögliche Übergang der Menschheit in ein "post-fossiles Zeitalter" ist insbesondere auch erforderlich, um das in Paris vereinbarte Ziel zu erreichen, die globale Erwärmung auf weniger als 2°C zu begrenzen.

"Dem entgegen konnten wir aber anhand der ersten Kartierung von Unterwasserlärm im Mittelmeer zeigen, dass in den vergangenen Jahren die Suche nach Ölvorkommen im Mittelmeer stark zugenommen hat. Das ist definitiv der falsche Weg. Wir brauchen dringend eine Energiewende, die auch real spürbar ist", zieht Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare, ihr Fazit aus der Deepwater Horizon-Katastrophe.

Auch gilt es zu bedenken, dass die Ölkatastrophe für Meeressäuger nicht erst mit dem Austritt von Öl in die Umwelt beginnt, sondern schon mit der Suche nach Kohlenwasserstoff-Lagerstätten, bei der bis zu 40 unvorstellbar laute Schallkanonen gleichzeitig ihren Explosionsschall durch die gesamte Wassersäule bis tief in den Meeresboden schicken, und das wochen- oder monatelang alle 10 bis 15 Sekunden.


Downloads
Study Dolphins during Northern Gulf of Mexico unusual mortality event https://assets.oceancare.org/downloads/colegrove_et_al_2016_diseases_of_aquatic_organisms_fetal_distress___in_utero_pneumoni.pdf
Study Effects on Bottlenose Dolphins following DWH Oil Spill
https://assets.oceancare.org/downloads/venn_watson_et_al_2015_plos_one_adrenal_gland___lung_lesions_in_gulf_of_mex_bottlenos_1.pdf

Links
Kampagne Silent Oceans
https://www.oceancare.org/de/campaign_silent_oceans/index.cfm
Kartierung Unterwasserlärm Mittelmeer
http://www.oceancare.org/de/silentoceans/laerm_im_mittelmeer/

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Quelle:
News vom 20. April 2016
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16, Postfach 372, Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88, Fax: +41 (0) 44 780 66 08
E-Mail: info[at]oceancare.org
Internet: www.oceancare.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. April 2016

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