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KLIMA/038: Cancun vertagt Kyoto-2 - Kompromiss auf niedrigem Niveau (BUND)


Bund für Umwelt und Naturschutz - Presseerklärung vom 11. Dezember 2010

Cancun führt zu Kompromissen auf niedrigem Niveau. "Kyoto Zwei" nach Durban vertagt. EU muss beim Klimaschutz stärkere Führungsrolle übernehmen


Cancun/Berlin: Für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ermöglichen die Beschlüsse des Weltklimagipfels von Cancun zwar die Fortsetzung der unter dem Dach der Vereinten Nationen begonnenen Bemühungen zum Klimaschutz. Sie lieferten jedoch noch keinen akzeptablen Beitrag zur Minderung der Treibhausgase. Zum wiederholten Mal hätten die zu einer UN-Klimakonferenz angereisten Staatschefs und Regierungsdelegationen kein ausreichendes Endergebnis zustande gebracht. Die Tatsache, dass der Kyoto-Prozess nicht beerdigt wurde und die Einrichtung eines globalen Klimaschutzfonds seien zwar kleine Schritte in die richtige Richtung. Die übrigen Vereinbarungen wie beispielsweise jene zu den konkreten CO2-Minderungszielen und deren Verbindlichkeit seien jedoch extrem schwammig formuliert und enthielten zu viele Schlupflöcher.

"Das Ergebnis von Cancun hält die Erderwärmung nicht unter zwei Grad. Daran ändern sämtliche Lippenbekenntnisse der Regierungen nichts. Die genaue Ausgestaltung eines Kyoto-Anschluss-Abkommens ist ebenfalls völlig offen. Leider haben Staaten wie die USA, Japan, Kanada, Australien und China weitere Fortschritte blockiert. Wirksamer Klimaschutz wurde erneut vertagt, diesmal ins Jahr 2011 nach Durban in Südafrika. Mit dem Warten auf die Bremser muss endlich Schluss sein", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger.

Auch die bisherigen freiwilligen Zusagen von Treibhausgas-Minderungen seitens der Industriestaaten seien nach wie vor unzureichend. Diese Staaten hätten noch immer nicht erkannt, dass große wirtschaftliche Chancen im Ausbau der erneuerbaren Energien und der Steigerung der Energieeffizienz liegen würden. Zum wiederholten Mal habe in Cancun das Denken der Öl- und Kohleindustrie die Richtlinien der Politik bestimmt.

"Wenn die Lobbyinteressen der alten Industrien das Handeln oder Nichthandeln von Politikern bestimmen, wird die Welt den Klimawandel nicht bekämpfen können. Deutschland und Europa haben beim Ausbau der erneuerbaren Energien und bei der Steigerung der Energieeffizienz durchaus Erfolge vorzuweisen. Es ist höchste Zeit, dass die Europäische Union beim Klimaschutz endlich eine glaubwürdige und starke Führungsrolle übernimmt und schnellstens mindestens 30 Prozent CO2-Minderung bis 2020 fest zusagt. Diese Rolle kann sie jedoch nicht spielen, wenn sie den Klimaschutz untergräbt indem sie Schlupflöcher wie das Freikaufen von Klimaschutzverpflichtungen mit CO2-Zertifikaten zulässt", sagte Weiger.


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Quelle:
BUND-Pressedienst, 11.12.2010
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Freunde der Erde Deutschland
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Dezember 2010