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KLIMA/045: Ergebnisse der Klimaverhandlungen in Cancun (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - Dienstag, 14. Dezember 2010 / Klima & Energie

Ergebnisse der Klimaverhandlungen in Cancún


Die UN-Klimakonferenz im mexikanischen Cancún ist am 11. Dezember mit neuen Leitlinien für den Klimaschutz zu Ende gegangen.

Erstmals in der Geschichte der Verhandlungen zur Klimarahmenkonvention bekannten sich die Vertreter von 193 Staaten zu dem Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. Die Vereinbarung von Cancún enthält neben Vereinbarungen zur Emissionsminderung zugleich Bekenntnisse zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels sowie zu deren Finanzierung und Maßnahmenentwicklung. Die Übereinkünfte, die allesamt nicht rechtlich binden sind, wurden gegen den Widerspruch Boliviens, angenommen. Bolivien verweigerte die Zustimmung, da ihm die Beschlüsse nicht weit genug gingen und will nun vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag klagen. Die wesentlichen Ergebnisse im Überblick:

Emissionsreduktion: Die Staatengemeinschaft hat sich in Cancún auf "substanzielle Verringerungen" der weltweiten Treibhausgasemissionen bis 2050 geeinigt. Ein genaues Ziel hierfür soll auf der nächsten UN-Klimakonferenz im südafrikanischen Durban festgelegt werden. Zudem wurde ein Monitoring der Emissionen zwischen 2013 und 2015 beschlossen, um die Erreichung des 2-Grad-Zieles zu überwachen. Alle Staaten, auch Schwellen- und Entwicklungsländer, werden aufgefordert, hierfür freiwillige nationale Minderungsziele festzulegen und an das UN-Klimasekretariat zu melden. An die Unterzeichnerstaaten des Kyoto-Protokolls wird appelliert, ihre CO2-Emissionen bis 2020 um 25 bis 40 Prozent im Vergleich zum Stand von 1990 zu senken. Entscheidungen über konkrete Zielvorgaben wurden in Cancún nicht getroffen.

Finanzierung und Begleitung von Klimaschutz und Anpassung: Zur Finanzierung von Klimaschutz und Anpassung in Entwicklungsländern soll ein "Grüner Klima Fonds" eingerichtet werden. In dem Fonds sollen ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar aus öffentlichen, privaten uns sonstigen Quellen fließen. Als weitere, neue Institution, die Entwicklungsländer bei der Planung von Anpassungsstrategien unterstützt, wird das "Cancún Adaptation Framework" geschaffen.

Waldschutz: Die Staatengemeinschaft hat sich zu dem Ziel bekannt, die Entwaldung zu stoppen und rückgängig zu machen. Entwicklungsländer werden dazu aufgefordert, C02-Emissionen durch Waldzerstörung zu verringern, Industrieländer sollen hierfür angemessene Unterstützung leisten. Eine Einbeziehung des Waldschutzes in den Emissionshandel soll nicht erfolgen.

Umweltschutzorganisationen in der EU und Deutschland begrüßten die Beschlüsse von Cancún als Schritte in die richtige Richtung. Zugleich wiesen sie aber auf bedeutende Lücken in den Beschlüssen hin. Insbesondere fehle es nach wie vor an ambitionierten und vor allem rechtlich bindenden Emissionszielen. Eine Begrenzung der Erderwärmung um 2 Grad sei so nicht zu erreichen, so etwa Vertreter von NABU, BUND und Greenpeace. Zudem sei die Zukunft des Kyoto-Protokolls nach 2012 weiterhin unklar, ebenso die genaue Gestaltung der Finanzierung und des Technologietransfer für Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen in den Entwicklungsländern. Auch die hohen Klimaschäden aus land- und forstwirtschaftlicher Nutzung seien nach wie vor nicht bedacht.

Das Europäische Umweltbüro (EEB) forderte vor diesem Hintergrund die Industriestaaten und allen voran die EU dazu auf, sich zu rechtlich bindenden Emissionsreduktionszielen zwischen 25 und 40 Prozent zu bekennen. Zudem müssten die Entwicklungsländer bereits jetzt finanziell und technologisch bei Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen unterstützt werden. Die Finanzierung solle bis 2020 auf jährlich 35 Milliarden Euro ausgebaut werden.[jgl]


UNFCCC: Übersicht über einzelne Einigungspunkte
http://unfccc.int/2860.php

Pressemitteilungen der UNFCCC
http://unfccc.int/press/news_room/items/2768.php

Ausgewählte Reaktionen: EEB: http://www.eeb.org/EEB/index.cfm/news-events/news/climate-talks-conclude-with-bare-essentials-in-place/
NABU http://www.nabu.de/presse/pressemitteilungen/index.php?popup=true&show=1924&db=presseservice
BUND http://www.bund.net/nc/bundnet/presse/pressemitteilungen/detail/zurueck/pressemitteilungen/artikel/cancun-fuehrt-zu-kompromissen-auf-niedrigem-niveau-kyoto-zwei-nach-durban-vertagt-eu-muss-beim/


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Quelle:
EU-News, 15.12.2010
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Dezember 2010