Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → INTERNATIONALES

KLIMA/245: Karibik - Online-Support-System zum Management von Klimarisiken gestartet (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 16. Juli 2013

Karibik: Online-Support-System zum Management von Klimarisiken gestartet

von Peter Richards


Bild: © Desmond Brown/IPS

Flutalarm auf Dominica 2011
Bild: © Desmond Brown/IPS

Castries, St. Lucia, 16. Juli (IPS) - Sollten sich die Prognosen des 'International Code Council' bewahrheiten, wird sich die Zahl der Wirbelstürme der Kategorien vier und fünf im karibischen Raum mehr als verdreifachen: von statistischen 1,4 auf vier pro Jahr, wie das auf den Bau von sicheren und stabilen Strukturen spezialisierte Gremium betont. Und als ob das noch nicht genug wäre, warnt die 'University of the West Indies' im jamaikanischen Mona vor einer Zunahme der Niederschläge während der Tropenstürme.

Angesichts dieser bedrohlichen Szenarien haben die Karibikstaaten ein Online-Support-System zur Förderung klimasmarter Entwicklungen gestartet. Das sogenannte Karibische Online-Tool für Klimarisiko- und -anpassung ('Caribbean Climate Online Risk and Adaptation Tool' - CCORAL) soll zur Integration von Risikomanagementfragen in regionale Entscheidungsprozesse beitragen.

"Der Zeitpunkt für das Projekt ist angesichts der Hurrikan-Saison gut gewählt", meinte James Fletcher, der Minister für nachhaltige Entwicklung von St. Lucia, zum Start der Initiative in Castries, der Hauptstadt des Inselstaates. Wie er im IPS-Gespräch erklärte, muss sich die Karibik auf Wirbelstürme gefasst machen, die an Stärke und Zerstörungskraft erheblich zulegen werden.

"Studien warnen, dass zahlreiche See- und Flughäfen in der Zukunft häufiger überschwemmt sein werden. Und dann gibt es Hochrechnungen, denen zufolge der Klimawandel in einigen Karibikstaaten bis 2100 mit 21 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu Buche schlagen wird", so der Minister.

"Schon jetzt machen geballte Realitäten wie die geographische Lage, die geringe Landmasse und die offenen und relativ undiversifizierten Volkswirtschaften die Karibikstatten besonders anfällig für externe Schocks", fuhr Fletcher fort. Der Klimawandel in seinen vielen Facetten wie dem Anstieg der Meeresspiegel und Temperaturen, den veränderten Niederschlagsmustern und der Zunahme immer unbändiger werdender Hurrikane würden die Probleme weiter verschärfen.


"Kritischer Meilenstein erreicht"

Die Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde der USA und das Scripps-Institut für Ozeanografie haben kürzlich darauf hingewiesen, dass die Treibhausgaskonzentrationen in der Erdatmosphäre die Schwelle von 400 parts per million (ppm) überschritten haben. Seit vielen Jahren ruft die Allianz der kleinen Inselstaaten (AOSIS) nach einer Stabilisierung der Treibhausgase unterhalb der 350 ppm-Grenze, um einem Versinken ihrer Mitgliedsstaaten im Meer vorzubeugen. "Nun hat unser Planet einen kritischen Meilenstein erreicht. Was folgt, ist ein noch stärker ausgeprägter und anhaltender Klimawandel", so Fletcher.

Myrna Bernard vom Sekretariat der Karibischen Gemeinschaft (CARICOM) in Guyana, verwies auf eine kürzlich von der regionalen Karibischen Fazilität zur Versicherung vor Katastrophenrisiken (CCRIF) durchgeführten Studie, wonach die Verluste in Verbindung mit wetterbedingten Naturkatastrophen im karibischen Raum auf sechs Prozent des BIP geschätzt werden. Bis 2030 könnte sich der Prozentsatz leicht um drei Punkte erhöhen.


Neue Gefahren, neue Ansätze

Wie Sam Bechoseth vom CDKN erklärte, "müssen wir den Klimawandel in unseren Entwicklungsprognosen berücksichtigen. Und es steht zweifellos außer Frage, dass wir Mechanismen zur Risikoabschätzung wie CCORAL brauchen". Es sei zwar richtig, dass die öffentlichen und privaten Sektoren seit langem Risiken bewerteten, doch gelte es im Licht der künftigen Auswirkungen des Klimawandels andere Methoden anzuwenden.

Entwickelt wurde das Tool vom Zentrum für Klimawandel der Karibischen Gemeinschaft (CCCCC) mit Fördergeldern der britischen Entwicklungsbehörde DFID und dem in 40 Ländern operierenden 'Climate and Development Knowledge Network' (CDKN).

Nach Ansicht des CCCCC-Exekutivdirektors Kenrick Leslie ist die Entwicklung von CCORAL die direkte Antwort auf die Aktionen, die in der Regionalen Anpassungsstrategie an den Klimawandel formuliert worden sind. Das Rahmenabkommen und der regionale Umsetzungsplan waren von den karibischen Staaten in den Jahren 2009 bis 2012 angenommen worden. CCORAL werde sich als eines seiner wichtigsten Werkzeuge herausstellen, meinte Leslie.

Laut CCCCC wird CCORAL die Fähigkeiten der karibischen Länder erhöhen, die Risiken trotz eines sich verändernden und immer unberechenbarer werdenden Klimas abzuschätzen und die Möglichkeiten für eine Identifizierung und Umsetzung von Optionen zur Anpassung und zur Bekämpfung des Klimawandels zu erweitern. Das Online-Support-Modul werde den Ministern, politischen Entscheidungsträgern und Regierungsbeamten in wichtigen Entscheidungsfragen eine große Stütze sein.

Bechoseth wies allerdings darauf hin, dass ein "phantastisches Tool wie CCORAL" nur dann wirksam sein könne, "wenn wir es auch wirklich zur Lösung unserer wirklichen Probleme verwenden". (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.youtube.com/watch?v=02V-a_TvC60
http://www.ipsnews.net/2013/07/caribbean-launches-new-tool-to-deal-with-climate-change/

© IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH

*

Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 16. Juli 2013
IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 / 54 81 45 31, Fax: 030 / 54 82 26 25
E-Mail: contact@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Juli 2013