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KLIMA/397: Asien/Pazifik - Klimagerechtigkeit gefordert, Fossilenergieproduzenten sollen zahlen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 18. Juni 2015

Asien/Pazifik: Klimagerechtigkeit gefordert - Große Fossilenergieproduzenten sollen zahlen

von Thalif Deen


Bild: © Roger Hamilton-Martin/IPS

Umweltschützer auf dem Klimamarsch in New York im September 2014
Bild: © Roger Hamilton-Martin/IPS

NEW YORK (IPS) - Vertreter pazifischer Inselstaaten und der Zivilgesellschaft haben auf einem Workshop in Vanuatu die Erdöl-, Erdgas- und Kohlproduzenten als die weltgrößten Klimasünder aufgefordert, ihrer "moralischen und rechtlichen Verpflichtung" nachzukommen und die Opfer der Erderwärmung angemessen zu entschädigen.

Angesichts der Gefahren, die vom klimabedingten Anstieg des Meeres für die pazifischen Inselstaaten ausgehen, ist es nach Ansicht von 'Greenpeace-Südostasien' wichtig, das den Betroffenen 'Klimagerechtigkeit' widerfährt. Wie Vertreter der Umweltorganisation, die das Treffen auf der 'Rainbow Warrior' vor der Küste Vanuatus organisiert hatten, müssen die Verursacher rechenschaftspflichtig gemacht werden und die Opfer entschädigen.

Den Prognosen zufolge werden die Menschen, Gemeinden und Länder, die am wenigsten zu den klimaschädlichen Treibhausgasemissionen beigetragen haben, die Hauptleidtragenden der negativen Folgen des Klimawandels sein. Da sie zu den Ärmsten der Armen gehören, sind sie auf Hilfe angewiesen, um sich zu schützen und an die neuen Klimagegebenheiten anzupassen.


Petition an philippinische Menschenrechtskommission

Wie die Greenpeace-Aktivistin Anna Abad im Gespräch mit IPS erklärte, werde man die philippinische Menschenrechtskommission in einer Petition dazu auffordern, den Grad der Verantwortung der weltgrößten Klimasünder am den vergangenen und künftigen Menschenrechtsverletzungen zu untersuchen. Dies sei ein erster Schritt, um die Hauptverantwortlichen der Erderwärmung haftbar zu machen.

Zelda Soriano, rechtliche und politische Beraterin von Greenpeace-Südostasien, definierte den Klimawandel als ein grenzüberschreitendes Problem, von dem Millionen Menschen weltweit betroffen seien. "Der UN-Menschenrechtsrat hat klar herausgestellt, dass der Klimawandel die Wahrnehmung der Menschenrechte unmittelbar beeinträchtigt und eine weitreichende Gefahr für die Menschen und die Gemeinschaften weltweit darstellt." Wie sie weiter betonte, "betrachten wir den Klimawandel als soziale Ungerechtigkeit, mit der sich die Regierungen, Organisationen und vor allem die Verursacher befassen müssen."

In der zweiten Juniwoche hatte sich der Präsident von Vanuatu, Baldwin Londsdale, zusammen mit 40 zivilgesellschaftlichen Akteuren aus Tuvalu, Kiribati, Fidschi und den Salomonen sowie Vertretern der Philippinen zu der 'Notsitzung' auf der Rainbow Warrior eingefunden und Klimagerechtigkeit für die Klimaopfer gefordert.

"Es ist wichtiger denn je, dass wir als betroffene Gemeinschaften im Angesicht von Klimawandel, steigendem Meeresspiegel und Klimaanomalien zusammenstehen. Lassen Sie uns im Kampf gegen die Gefahren des Klimawandels zusammenarbeiten", erklärte Londsdale.

Der Workshop endete mit der Annahme einer 'Erklärung der Menschen für Klimagerechtigkeit', die dem Präsidenten von Vanuatu übergeben wurde.

Greenpeace zufolge hat der vom Menschen verursachte Klimawandel den Prognosen nach für die Philippinen und die pazifischen Inselstaaten verheerende Folgen, die in der Gestalt von Stürmen und Zyklonen in Erscheinung treten werden. So warnt eine neue Untersuchung, dass die Intensität und Häufung der nordwestpazifischen Taifune weiter zunehmen und alle bisherigen Naturkatastrophen wie 'Haiyan' in den Schatten stellen werden. Der Sturm war 2013 über Südostasien hergefallen und hatte insbesondere auf den Philippinen schwere Schäden angerichtet. Der Studie zufolge wird nach moderaten Klimaprognosen die Intensität der Taifune im Westpazifik bis Ende des Jahrhunderts um 14 Prozent steigen.

Das Leid, dass vor allem die Menschen und Gemeinschaften erleben werden, die der Gefahr besonders schutzlos ausgesetzt sein werden, sei ein Verstoß gegen ihre grundlegenden Menschenrechte, so Greenpeace. Die Umweltorganisation verweist in diesem Zusammenhang auf neue Forschungsergebnisse, wonach 90 Unternehmen für schätzungsweise 914 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent der zwischen 1854 und 2010 freigesetzten industriellen CO2- und Methanemissionen verantwortlich sind. Dies entspricht 63 Prozent der geschätzten Industrie-Treibhausgasemissionen.


Konzerne in der Bringpflicht

"Die großen Karbonsünder haben sich fast ein Jahrhundert lang an den Einnahmen der Kohle-, Erdöl- und Erdgasverbrennung bereichert. Sie sind die treibenden Kräfte hinter dem Klimawandel", betonte die Greenpeace-Aktivistin Abad. Sie seien moralisch und rechtlich für ihre Produkte und deren Folgen verantwortlich und müssten - bevor es zu spät sei - einen wesentlichen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten.

Puanita Taomia Ewekia, eine Delegierte aus Tuvalu, wurde mit den Worten zitiert: "Der Klimawandel ist kein Problem, das ein Land lösen kann. Alle unsere pazifischen Inselstaaten, die sich ein Meer teilen, sind betroffen." Sie forderte die Regierungen der Region auf, für die Rechte ihrer Bürger zu kämpfen und diese großen Klimasünder dazu aufzufordern, für die von ihnen in der Vergangenheit und in der Zukunft verursachten Schäden aufzukommen. "Unsere Gemeinschaften, die die Folgen des Klimawandels zu spüren bekommen, haben alles Recht der Welt, für unsere Menschenrechte einzutreten, die großen Karbonsünder zur Verantwortung zu ziehen und Regressansprüche zu stellen." (Ende/IPS/kb/18.06.2015)


Link:

http://www.ipsnews.net/2015/06/climate-justice-trial-by-public-opinion-for-worlds-polluters/

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IPS-Tagesdienst vom 18. Juni 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Juni 2015

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