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LATEINAMERIKA/040: Bambus trotzt dem Klimawandel - als Baustoff und CO2-Senke (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 8. Dezember 2010

Lateinamerika: Bambus trotzt dem Klimawandel - Als Baustoff und CO2-Senke

Von Emilio Godoy


Cancún, Mexiko, 8. Dezember (IPS) - Im Kampf gegen den Klimawandel und seine Folgen könnte Bambus in Zukunft eine größere Rolle spielen. Das Gewächs ist nicht nur in der Lage, die klimaschädlichen Treibhausgase zu speichern, sondern hat sich auch als Rohstoff für die Herstellung sturmsicherer Häuser bewährt. In Lateinamerika gewinnt die häufig unterschätzte Pflanze zunehmend an Bedeutung.

"Bambus wächst schnell und braucht wenig Wasser. Außerdem speichert er CO2, schützt die Flussmündungen und übersteht Stürme", beschreibt die Wissenschaftlerin Cossje Hoogendoorn die oft meterhohen Rohre. Die Niederländerin ist Generaldirektorin des 1993 gegründeten Internationalen Netzwerks für Bambus und Rattan (Inbar) mit Sitz in Peking, dem inzwischen 35 Länder angeschlossen sind.

Weltweit gibt es mehr als 1.000 verschiedene Bambusarten. 34 Prozent davon sind in Lateinamerika heimisch. Allein in Mexiko kommen 36 Spezies vor, die bislang kaum erforscht sind und wenig genutzt werden.

Die Teilnehmer der UN-Klimakonferenz im mexikanischen Cancún diskutieren in diesen Tagen vor allem über technische Optionen zum Schutz von Ökosystemen und zur Prävention von Naturkatastrophen. In Mexiko selbst sind die Vorzüge des Bambus aber erst einer Minderheit bekannt. Lediglich in den südlichen Bundesstaaten Puebla und Veracruz werden vereinzelt Bambus-Häuser errichtet.


Bambus bei vielen Bauern bisher nicht beliebt

Die eingeschränkte Nutzung von Bambus hat historische, kulturelle und wirtschaftliche Gründe, heißt es in einem Bericht des mexikanischen Agrarministeriums. "Die Pflanze wird als Plage bekämpft, vor allem in den Gebieten, in denen Kaffee, Bananen, Tabak und Kakao angebaut und Vieh gezüchtet wird."

In anderen Regionen der Welt ist man bereits weiter. In China gibt es laut Inbar Pflanzungen mit Mosu-Bambus (Phyllostachys pubescens), wo pro Hektar Fläche innerhalb von zehn Jahren 30 Tonnen Kohlendioxid gespeichert würden. Demnach könnten der nachhaltige Anbau von Bambus und sein gezielter Einsatz im Kampf gegen den Klimawandel die Folgen des Treibhauseffekts wesentlich abmildern.

In Lateinamerika sei die Pflanze bis jetzt viel zu wenig bekannt, bedauerte der regionale Koordinator von Inbar, Alvaro Cabrera. In Kolumbien, Ecuador, Peru und Argentinien, die gemeinsam mit Kuba, Panama und Venezuela dem Netzwerk angehören, kommen Projekte zum Anbau von Bambus allerdings allmählich in Gang.

In Ecuador wurden bereits rund 100.000 Häuser aus Bambus in Gebieten gebaut, die durch Überschwemmungen aufgrund der Klima-Anomalie 'El Niño' geschädigt worden waren. In der südperuanischen Stadt Ica entstand das Hotel Paracas aus mehr als 40.000 Bambushalmen. Auch in der nordwestperuanischen Provinz Esmeraldas nutzte die US-Hotelkette 'Royal Decameron' dieses Material, um eine Gästeunterkunft zu bauen.

In Ecuador will Inbar nun 15 Prototypen solcher Häuser konstruieren. Ein ähnliches Vorhaben, das die Weltbank mit 200.000 Dollar unterstützt, soll im Januar in Peru in Angriff genommen werden. Inbar will erreichen, dass die Regierungen der beiden Länder jeweils 1.500 Bambushäuser finanzieren. Wie Hoogendoorn berichtete, entwickelt die Organisation zurzeit auch eine neue Technik, um Dächer statt aus Zink aus Bambus anzufertigen.

In Mexiko hat unterdessen das Parlament Präsident Felipe Calderón aufgefordert, dass sich das Land Inbar anschließen und ein Programm zur Förderung des Bambusanbaus auflegen solle. (Ende/IPS/ck/2010)


Links:
http://www.inbar.int/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=97070


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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 8. Dezember 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Dezember 2010