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LATEINAMERIKA/054: Grüne Wüste - Eukalyptus-Monokulturen in Brasilien als CDM Projekt registriert (FUE Rundbrief)


Forum Umwelt & Entwicklung - Rundbrief 4/2010

Grüne Wüste auf dem Vormarsch

Von Antonia Vorner


Auf dem Cerrado-Hochplateau nahe Brasilia verschärfen Eukalyptus-Monokulturen die Wasserproblematik. Die Eukalyptus-Monokulturen sind derartig groß, dass sie auch grüne Wüsten genannt werden. Im Juli dieses Jahres wurde das Projekt schliesslich von dem UNFCCC Sekretariat unter der Nummer 2569 registriert und generiert nun bis 2030 Emissionszertifikate.

Der "Clean Development Mechanism"(CDM). ermöglicht Industrieländern und seinen Unternehmen, Emissionszertifikate durch die Investition in emissionsmindernde Projekte in Schwellen-Entwicklungsländern zu erwerben. Unter verschiedenen Projektnamen und jeweils angepasster Methodik hatte Plantar SA seit 2003 wiederholt um Eintragung seines großflächigem (Wieder-)Anbaues von Eukalyptus für Kohle-Produktion im Rahmen des CDM angesucht. Trotz vehementer Kritik und Verfahrensmängel, heftiger Zweifel an der Zusätzlichkeit und der umweltlichen Integrität wurde das Projekt schliesslich im Juli dieses Jahres unter der Nummer 2569 registriert. Die durch die Emissionszertifikate finanzierte Methode vermindere bei der Verbrennung der Holzkohle den CO2 Ausstoss bei der Roheisen Herstellung. So sollen über die 30 Jahr Lebensdauer des Projektes nun über 3 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden, was dem Unternehmen etwa 40 Millionen Euro einbringen wird.

Die Gemeinde San José de Buritis (Felixlândia, Minas Gerais) leidet nun schon seit mehr als 7 Jahren unter den Auswirkungen der Plantar SA Plantagen. Als Aufforstungsprogramm deklariert, werden abgeholzte Eukalyptus-Stämme nach sieben Jahren dann zu Holzkohle verarbeitet und heizen Stahl-Schmelzöfen. Die desaströsen Auswirkungen der Aktivitäten des Unternehmens stellten Forscherteams bereits 2003 fest. Eine Dorfbewohnerin fasst sie treffend zusammen: "Plantar hat uns alles genommen, was wir hatten. Das einzig Grüne sind jetzt die Eukalyptus Setzlinge und Bäume. Der Rest ist braun geworden, wegen der breitflächigen Anwendung des Herbizids Glyphosat (besser bekannt unter dem Markennamen Monsanto Roundup). Wasserquellen sind entweder versiegt oder kontaminiert, somit haben wir auch keine Fische zum Essen mehr. Die lokale Fauna, die eine wichtige Lebensgrundlage der Menschen darstellte, ist auch verschwunden. Die 'Jagd und Fischerei verboten' Schilder, die die Firma aufstellen hat lassen sind eine Verhöhnung." "Was sollen wir denn Jagen und Fischen? - frug wütend ein Dorfbewohner - wenn die Firma hier doch alles abgetötet hat?"

Gemäss den Regeln des CDM muss die örtliche Bevölkerung befragt werden, bevor über ein neues CDM Projekt entschieden wird. Die Information und Zustimmung der lokalen Bevölkerung ist somit ein zwingendes Kriterium für den Registrationsprozess. Dem Druck, den die Firmen ausüben um diese Zustimmungen zu gewinnen, koennen allerdings nur wenige standhalten. So berichten Einwohner von San Jose de Buritis, dass nur wer nicht für Plantar SA arbeite oder sonst von der Firma abhängig sei, Widerstand gewagt hätte und - auf eigene Gefahr - die Unterzeichnung eines Unterstützungsbriefes verweigerte. Auch habe die Firma willkürliche Strassensperrungen veranlasst, was die Dorfbewohner zwinge, täglich eine erheblich längere Distanz zurückzulegen um zu ihren Häusern zu gelangen. Dies um den ungünstigen Einfluss, den der Verkehrs Staub auf das Wachstum der Eukalyptus Stecklinge habe zu vermeiden. Die Drohgebärden seien vielseitig und arteten in manchen Fällen in Landvertreibungen in Wildwestmanier aus. Anbetrachts dieser Tatsachen kann kaum davon ausgegangen werden, dass eine ordnungsgemässe Befragung der örtlichen Bevölkerung stattgefunden habe.

CDM Watch setzt sich dafür ein, dass sich Firmen dazu bekennen, kein Emissionszertifikaten von Plantar zu verwenden um ihren Emissionsreduktionsverpflichtungen nachkommen.

Die Autorin ist Netzwerk Koordinatorin von CDM Watch, einem Projekt des Forums Umwelt und Entwicklung gemeinsam mit zahlreichen NGOs aus aller Welt.


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Quelle:
Forum Umwelt & Entwicklung - Rundbrief 4/2010, S. 29-30
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Mai 2011