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MEER/036: Schlechte Noten - WWF veröffentlicht aktuelle Rangliste für Meeresschutz der Ostseestaaten (WWF)


WWF Presse-Newsletter - 31.08.2011

Schlechte Noten für Ostseeschutz

WWF veröffentlicht aktuelle Rangliste für Meeresschutz der Ostseestaaten


Hamburg/Stockholm - Wirksamer Umweltschutz lässt im gesamten Ostseeraum weiter auf sich warten. Zu diesem Ergebnis kommt der heute vom WWF veröffentlichte Ländervergleich: "Sieben von neun Anrainerstaaten fallen in puncto Ostseeschutz glatt durch", bilanziert Jochen Lamp, Ostsee-Experte des WWF Deutschland. Nur Deutschland und Schweden werden bei ihren Meeresschutzbemühungen immerhin mit "ausreichend" bewertet. "Auch das ist aber keine Glanzleistung sondern hat Kreisliga-Niveau. Nicht mal die Hälfte des Machbaren haben die beiden Spitzenreitern erreicht". In seiner diesjährigen Ostseeschutz-Rangliste untersucht der WWF, welche Fortschritte die Länder machen im Kampf gegen Überdüngung und Umweltgifte im Meer sowie beim Schutz der marinen Artenvielfalt. Es wird bewertet, wie sich die Länder gegen umweltschädliche Einflüsse aus maritimen Industrien und der Schifffahrt wappnen und ob eine Meeresraumplanung praktiziert wird, die Nutzung und Schutz des Meeres verbindet.

Deutschland liegt vor allem bei Schutzmaßnahmen in den Bereichen Nährstoffeintrag und Umweltgifte vor den anderen Staaten. Dies geht unter anderem auf gut ausgebaute Kläranlagen zurück. In Bezug auf Schifffahrt und Naturschutz bewertet der WWF die deutschen Regelungen jedoch mit "mangelhaft". "Nach 50 Jahren Übernutzung braucht es mehr als politische Lippenbekenntnisse, um die die Ostsee wieder zu einem gesundem Meer zu machen", kritisiert WWF Experte Lamp. Deutschland hat in diesem Jahr die Ratspräsidentschaft im Ostseerat inne und könne sich nicht auf vermeintlichen Lorbeeren ausruhen. "Der Bundestag muss nach sieben Jahren endlich die Ballastwasserkonvention gegen das Einschleppen fremder Arten in die Ostsee ratifizieren". Und auch Deutschland könne sich bei den Nachbarn etwas abschauen: In Schweden ist Phosphat nicht nur wie hierzulande aus Waschmitteln sondern auch aus Geschirrspülmitteln verbannt worden.

Auch beim Schutz der Meeresnatur und Biodiversität kommt Deutschland laut WWF nur schleppend voran: Managementpläne für die auf dem Papier ausgewiesenen Meeresschutzgebiete sind Mangelware, Mecklenburg-Vorpommern hat seine Schutzgebiete bis heute nicht an HELCOM gemeldet und in keinem der Schutzgebiete in der Ostsee wird die Natur vor den Auswirkungen der Fischerei geschützt. "Fischerei ist ein drastischer Eingriff in die Meeresnatur, daher muss es in den Schutzgebieten auch fischereifreie Gebiete geben", so Lamp weiter. In der Kategorie Biodiversitätsschutz offenbart sich der flächendeckende Nachholbedarf: Kein einziger der neun Staaten erzielte hier ausreichende Ergebnisse.

Für den gesamten Ostseeraum zeigt der WWF-Bericht, dass die meisten Länder noch viel zu wenig konkrete Anstrengungen unternehmen, um den Erholungsprozess der Ostsee spürbar voranzutreiben. Immer noch liegen die Prioritäten der Politik trotz weitreichender Zielsetzungen im Umweltschutz bei der Förderung von Energienutzung und weiterer Inanspruchnahme von natürlichen Ressourcen anstelle eines konsequenten Umweltschutzes. Wenn auch Deutschland und Schweden mit einem "ausreichend" glimpflich davongekommen sind, kann das nicht über das vorherrschende Versagen insgesamt hinwegtäuschen. Lettland und Russland tragen bei diesem Wettbewerb die Rote Laterne mit schwachen Ergebnissen im Bereichen Naturschutz, Schifffahrtsregeln und Raumplanung und Russland bei Umweltgiften.

"Die schlechten Ergebnisse sollten uns anspornen", so Jochen Lamp. "Nur wenn der Ostseeschutz zu einer wirklichen Priorität für die Regierungen und für die Zivilgesellschaft wird, wird man die hoch gesteckten Ziele des von den Ostseeanrainern vereinbarten HELCOM-Aktionsplans zur Gesundung der Ostsee bis 2021 erreichen können".

WEITERE INFORMATIONEN
zu dieser Pressemeldung finden Sie hier
http://www.wwf.de/index.php?RDCT=a36b82a487cf48405e6d


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Quelle:
WWF Presse-Newsletter, 31.08.2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. September 2011