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ÖKOSYSTEME/042: Ecuador - Klimawandel bedroht Páramo-Ökosysteme (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. Juni 2013

Ecuador: Klimawandel bedroht Páramo-Ökosysteme

von Leisa Sánchez



Quito, 5. Juni (IPS) - Ecuadors Páramo-Ökosysteme, Graslandschaften in 3.200 bis 4.200 Meter Höhe über dem Meeresspiegel, weisen deutliche Abnutzungserscheinungen auf. Die in den südamerikanischen Andenstaaten typischen Ökosysteme haben bereits einen Teil ihrer Fähigkeit eingebüßt, sich zu regenerieren. Zudem sind etliche Tier- und Pflanzenarten gefährdet.

Die größten Gefahren für die Páramos gehen vom Klimawandel, von der Entwaldung und von veränderter Landnutzung aus. Nach Angaben von Fausto López, einem Ingenieur an der Fakultät für Naturwissenschaften der Privaten Technischen Universität von Loja (UTPL) wächst dadurch der Druck auf Bergtapire, Brillenbären und Andenfüchse. Das Gleiche gelte für zahlreiche Amphibienarten. Die Harlekinkröte (Atelopus ignescens) ist bereits aus diesen Habitaten verschwunden.

Die ecuadorianischen Páramos sind zudem Heimat von fünf Reptilien-, 24 Amphibien- und 88 Vogelarten, von denen zwei nirgendwo sonst auf der Welt zu finden sind. López wies darauf hin, dass zahlreiche Spezies verschwinden könnten, die noch gar nicht entdeckt und beschrieben worden seien.

Die Páramo-Graslandschaften funktionieren wie Schwämme, die riesige Mengen an Frischwasser aufnehmen und kontinuierlich und in kleinen Dosen wieder in die umliegenden Flusssysteme abgeben. Hat sich die Struktur eines Páramos jedoch verändert, sind die Möglichkeiten, den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen, begrenzt, wie Patricio Mena von der unabhängigen Forschungsgruppe 'EcoCiencia' warnt.


Empfindliche Wasserlieferanten

"Jede noch so kleine Störung, selbst Niederschläge und Winde, können über kurz oder lang das Ökosystem schädigen", berichtet Mena. Deshalb sei der behutsame Umgang mit den Páramos unerlässlich. Wie er weiter betont, sind die Páramos sowohl für die kleinen indigenen Dörfer als auch für die großen Städte des Landes überlebenswichtig. "Quito, die Hauptstadt, hängt zu fast 100 Prozent von dem Wasser ab, das die umliegenden Páramos speichern und freisetzen."

Aus einer im Rahmen des Anden-Páramo-Projekts (PPA) durchgeführten Untersuchung geht hervor, dass Páramos in 18 der 24 ecuadorianischen Provinzen anzutreffen sind. Napo im mittleren Norden Ecuadors, und Azuay und Morona-Santiago im Süden gelten als die bedeutendsten dieser Ökosysteme.

Das im letzten Jahr abgeschlossene PPA war ein in Ecuador, Venezuela, Kolumbien und Peru mit Unterstützung lokaler Gemeinden durchgeführtes Projekt der Globalen Umweltfazilität (GEF) und des UN-Entwicklungsprogramms (UNEP).

Der Untersuchung zufolge erstrecken sich die ecuadorianischen Páramos über eine Fläche von 1,33 Millionen Hektar Land beziehungsweise über fünf Prozent des nationalen Territoriums. Gut 40 Prozent sind geschützt. 30 Prozent wurden infolge menschlicher Aktivitäten verändert, weitere 30 Prozent sind erodiert und weisen deutliche Abnutzungserscheinungen auf. Aus diesem Grund spricht Mena von einem "Mosaik aus gut erhaltenen, degenerierten und verödeten Páramos".

Nach Angaben des Nationalen Statistikamts werden 565.858 Hektar der ecuadorianischen Páramos landwirtschaftlich genutzt. Sie machen 4,85 Prozent der 11,6 Millionen Hektar Agrarland aus.

Problematisch sind auch die Erdölförderung und Bergbauarbeiten in den Habitaten. Dem Ingenieur López zufolge sind die Aktivitäten jedoch rückläufig. So ist der Anteil der Páramo-Gebiete, für die Konzessionen erteilt wurden, von 40,46 Prozent 2008 auf 12,53 Prozent 2009 zurückgegangen. Die Aktivitäten konzentrieren sich vorwiegend auf die Provinzen Azuay, Loja und Zamora Chinchipe im Süden des Landes. (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.ipsnoticias.net/2013/06/paramos-ecuatorianos-en-el-vortice-del-cambio-global/
http://www.ecociencia.org/inicio/index.php
http://periodismocientifico.utpl.edu.ec/
http://www.ipsnews.net/2013/06/ecuadors-fragile-paramo-ecosystem-threatened-by-climate-change/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 5. Juni 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Juni 2013