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OZEANIEN/004: Seychellen - Roboter gegen Seesternplage, Erfindung lässt Korallenschützer hoffen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 16. September 2015

Seychellen: Roboter gegen Seesternplage - Australische Erfindung lässt Korallenschützer hoffen


Bild: © Jon Hanson/CC-by-sa-2.0

Dornenkronenseestern
Bild: © Jon Hanson/CC-by-sa-2.0

VICTORIA/BERLIN(IPS) - Er ist stachelig und hat wenige natürliche Feinde. Der giftige Dornenkronenseestern (COTS), der sich im Handumdrehen vermehrt, verspeist mit Vorliebe Korallen. Hilfe naht jetzt aus Australien. An der Universität von Queensland wurde kürzlich ein Roboter entwickelt, der den Räuber aufspüren und unschädlich machen kann. Von dieser Erfindung könnten neben Australien in Zukunft auch Staaten wie die Seychellen profitieren, die ebenfalls unter der Plage leiden.

Umweltexperten warnen davor, dass COTS für die empfindlichen Korallenriffe eine erhebliche Bedrohung darstellt. Die Seesterne von den Riffen zu entfernen, war bisher eine zeitaufwendige, gefährliche und kostspielige Prozedur. Taucher einzusetzen, die dem Stachelhäuter Gift injizieren, erscheint ebenfalls nicht als ideale Lösung.


Roboter autonom im Einsatz

Weitaus effizienter kann der mit tödlichem Gift bewaffnete neue Robotertyp gegen die Schmarotzer vorgehen. Die Maschine mit dem Kurznamen 'COTSbot' bewegt sich autonom und muss nicht von Menschen kontrolliert werden. Mit Hilfe einer speziellen Computer-Software kann der gelbe Roboter Seesterne finden und ihnen das Gift direkt ins Herz spritzen.

Wie die Universität mitteilte, hat COTSbot einen ersten Test im Ozean kürzlich erfolgreich absolviert. Dabei stellte sich heraus, dass er mehr zu leisten vermag als ein Mensch. Denn auch unter rauen Wetterbedingungen ist er acht Stunden ohne Pause einsatzfähig. Die Menge Gift, die er mit sich führt, reicht aus, um jedes Mal 200 Dornenkronenseesterne ins Jenseits zu befördern.


Teamwork von COTSbot und Tauchern in Australien

"Menschen leisten unglaublich viel bei der Beseitigung der Seesterne. Es gibt jedoch nicht genug Taucher, um alle Stellen entlang des Great Barrier Reef zu erreichen, an denen COTS massenhaft zu finden ist", sagte der Erfinder des Roboters, Matthew Dunbabin, in einer Pressemitteilung. Geplant ist, COTSbots vorzuschicken, um den Großteil der toxischen Seesterne zu töten. Einige Tage später kämen dann Taucher in das Gebiet, um sich die verbleibenden Plagegeister vorzunehmen.

"Man stelle sich vor, auf welch einer großen Fläche die Seesterne beseitigt werden könnten, wenn zwischen zehn und 100 COTSbots Tag und Nacht unter allen Wetterbedingungen arbeiten können", erklärte Dunbabin.

Dornenkronenseesterne sind in tropischen und subtropischen Regionen im Indischen Ozean bis hin zu der Ostküste Afrikas und im Pazifik bis zu den Küsten Zentralamerikas verbreitet. Der mit Hunderten von giftigen Stacheln bewehrte Seestern ist auf Korallenriffen in fünf bis 25 Metern Tiefe anzutreffen. In flachen Gewässern kommt er dagegen kaum vor.

In geringer Zahl ist er nach Ansicht von Experten für das Riff-Ökosystem sogar von Nutzem. Tritt er jedoch in Scharen auf, kann er binnen weniger Tage große Teile von Riffen mit harten Korallen vernichten.

Im Umkreis der Seychellen, einer Inselgruppe im Indischen Ozean, bemerkten Taucher erstmals in den 1970er Jahren eine zunehmende Zahl von COTS. In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres stieg die Zahl der Seesterne vor der Küste von Beau Vallon auf der Hauptinsel Mahe sprunghaft an. Von dort aus verbreiteten sie sich rasch entlang der Nordwestküste der Insel.


Klimawandel einer der Auslöser der Plage

Der in Australien lebende Umweltexperte Udo Engelbrecht riet den Seychellen bereits im Dezember vergangenen Jahres dringend zu Maßnahmen gegen die Zerstörung der Korallenriffe durch COTS. Er führte die Invasion der Seesterne auf die fortschreitende menschliche Entwicklung und die steigenden Meerestemperaturen zurück.

Die Nationalparkverwaltung der Seychellen (SNPA) führt seitdem engmaschige Kontrollen durch, um festzustellen, in welchen Gebieten Dornenkronenseesterne vorkommen und wie dieses Problem am kostengünstigsten gelöst werden könnte.

Wie die Zeitung 'Seychelles Nation' kürzlich berichtete, haben die Vereinten Nationen der Nationalparkbehörde bereits im Rahmen des in Zusammenarbeit mit der Regierung der Seychellen (GOS) ins Leben gerufenen GOS-UNDP-GEF-Biodiversitätsprojekts Ausrüstungen zur Bekämpfung der Seesterne zur Verfügung gestellt. Dazu gehörten acht Unterwasser-Chemieinjektoren, die von Tauchern verwendet werden können.

Diese Geräte werden nun von der SNPA, unabhängigen Organisationen und Tauchunternehmen in den betroffenen Gebieten verteilt. Das Vorgehen erscheint derzeit als die beste Methode zur Beseitigung der Plage auf den Seychellen. Doch auch dort könnten eines Tages COTSbots zum Einsatz kommen.

Die australischen Erfinder des Roboters suchen nun private Partner, um die Technologie weiterzuentwickeln und die Maschine zu niedrigeren Kosten kommerziell zu produzieren. (Ende/IPS/ck/16.09.2015)

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IPS-Tagesdienst vom 16. September 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. September 2015

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