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PROTEST/027: Gier nach Gold - Kolumbianer wehren sich gegen Plünderung ihrer Bodenschätze (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 172 - Februar/März 2013
Die Berliner Umweltzeitung

INTERNATIONAL
Die Gier nach Gold
Kolumbianer wehren sich gegen Plünderung ihrer Bodenschätze

von Volker Voss



Auf den kleinen Flaggen im kolumbianischen Jericó, die von den Hauswänden der Häuser wehen, steht "NO A LA MINERIA" (Kein Bergbau). Die Bewohner wehren sich gegen das Ansinnen des südafrikanischen Konzerns Anglogold Ashanti, dort Gold abzubauen. "Seit acht Jahren sucht das Unternehmen nach Gold und anderen Mineralien unter dem Namen Quebradona (benannt nach einem Fluss in der Region)", berichtet José Fernando Jaramillo, Koordinator des Umweltforums von Jericó. Falls die Regierung die Erlaubnis gibt, könnten die Abbauarbeiten noch in diesem Jahr beginnen. Dazu werden Zyanid und Tonnen von Sprengstoff eingesetzt sowie Millionen Liter Wasser vergeudet. Zudem verursacht die Goldproduktion eine enorme Umweltverschmutzung und Kontamination der regionalen Wasserquellen.

Kolumbien ist reich an Öl, Gas, Gold, Ferronickel und Kohlevorkommen. Diese Bodenschätze zu erschließen, verursacht schwere Schäden. Die Goldschürfer geben sich jedoch umweltbewusst, verantwortungsvoll und versprechen Transparenz. Die Anwohner bekommen Geschenke von dem Unternehmen, die Umweltschützer werden hingegen in den Medien diffamiert. Auch von Bestechung ist die Rede. "Ihr einziges Interesse ist es, mit Gold zu spekulieren", verweisen die Umweltschützer. Erinnert sei auch an die vielen Negativschlagzeilen, mit denen Anglogold Ashanti schon in den Medien war, beispielsweise wegen miserabler Arbeitsbedingungen in Afrika.

Landbau statt Bergbau

Im November 2012 gab es einen fünftägigen Protestzug unter dem Motto "Abrazo a la montaña" (Umarmung des Berges) durch sieben Ortschaften, "um den Berg, die Natur und das Leben gegen den Goldabbau zu schützen". Am 25. Februar treten die Kaffeebauern in einen landesweiten Streik, mit dem sie von der Regierung Agrar-Unterstützung durchsetzen wollen und gegen den Bergbau protestieren, berichtet José Fernando Jaramillo. Die Politiker, die Kolumbien seit 18 Jahren regieren, wollen das Agrarland in ein Bergbauland umwandeln, wird berichtet.

Auch in anderen Teilen des Landes beabsichtigt die Regierung, den multinationalen Konzernen zu erlauben, Gold und andere Mineralien abzubauen. "Unsere Agrartradition, unsere Geschichte als friedliche, zivilisierte, gebildete Gesellschaft mit schönen Dörfern und Landschaften, aber auch mit seiner langen Geschichte von Gewalt und Bürgerkriegen wird viel Zerstörung erfahren, falls Anglogold Ashanti seine Ziele durchsetzt", so José Fernando Jaramillo. Und wo Bergbau existiert, gibt es Prostitution, Drogenprobleme, Gewalt, Kriminalität, Guerillas, Paramilitärs, haben sie erfahren. 45 Millionen Einwohner leben in Kolumbien auf 1.150.000 Quadratkilometer (im Vergleich: In Deutschland leben 81 Millionen Einwohner auf 357.000 Quadratkilometer).

"Wir sind optimistisch, denn die Mehrheit der Einwohner stimmt mit uns überein und macht mit. Auf der Welt gibt es schon mehr als genug Gold, wozu also all die Zerstörungen. Vielleicht nur, damit die Reichsten noch reicher werden?" wundern sich die Aktivisten. Außerdem arbeiten sie mit den großen Bewegungen in der Region gegen Bergbau zusammen.

Australische Wissenschaftler untersuchten die Auswirkungen der Goldproduktion auf die Umwelt. Je nach Art der Goldgewinnung wurden für die Gewinnung von einer Tonne Gold etwa 300.000 Gigajoule Energie verwendet und 260.000 Tonnen Wasser. Bis zu 27.000 Tonnen Treibhausgase wurden ausgestoßen, und es fallen rund 1.270.000 Tonnen Abfall an.

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Quelle:
DER RABE RALF - 23. Jahrgang, Nr. 172 - Februar/März 2013, Seite 19
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 8, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. März 2013