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SOZIALES/010: UN - Bodendegradation bedroht Sicherheit und Frieden, mutige Gegenmaßnahmen nötig (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 27. Dezember 2011

UN: Bodendegradation bedroht Sicherheit und Frieden - Mutige Gegenmaßnahmen nötig

von Ramesh Jaura


Berlin, 27. Dezember (IPS/IDN*) - Während sich die Staatengemeinschaft auf die Konferenz Rio+20 vorbereitet, um im kommenden Juni den zehnten Jahrestag des historischen 'Erdgipfels' zu begehen, hat ein hochrangiger Beamter der Vereinten Nationen entschlossene Maßnahmen gegen die armutsfördernde Bodendegradation gefordert.

Die UN-Konferenz in Brasilien hatte bereits die Notwendigkeit betont, Umweltschutz und Entwicklung in Einklang zu bringen. Der Rio-Folgegipfel vom 20. bis 22. Juni 2012 soll nun "mutige Maßnahmen beschließen, um ehrgeizige und zugleich erreichbare Ziele abstecken zu können", sagte Mohamadou Mansour N'Diaye, stellvertretender Exekutivsekretär des Sekretariats der Konvention der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD).

Die Übereinkunft zur Bekämpfung der Wüstenbildung war 1992 auf dem Erdgipfel in Rio gemeinsam mit der UN-Klimarahmen- (UNFCCC) und der Biodiversitätskonvention (CBD) ins Leben gerufen worden. Die Sekretariate von UNCCD und UNFCCC befinden sich in Bonn.


Über eine Milliarde Menschen leben in Trockengebieten

Die Bedeutung des UNCCD wird dadurch ersichtlich, dass mehr als eine Milliarde Menschen, die in Trockengebieten in etwa 100 Ländern leben, Armut und Hunger ausgesetzt sind. Jede Minute werden 23 Hektar Land durch Dürre und Wüstenbildung geschädigt. Dies greift die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Grundpfeiler der nachhaltigen Entwicklung an.

N'Diaye zufolge sind die sozio-ökonomischen Auswirkungen von Wüstenbildung, Bodendegradation und Dürre messbar. "Wir brauchen diese Informationen, damit die Kosten für Maßnahmen gegen die Kosten aufgerechnet werden können, die durch Tatenlosigkeit entstehen", sagte er. Entscheidungsträger und Politiker müssten sich dies bewusst machen.

In Deutschland hätten das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und das UNCCD gemeinsam eine Partnerschaft zur Ökonomie der Bodendegradation (E-LD) geschlossen, berichtete N'Diaye. Eine Studie zu den Kosten von Wüstenbildung, Bodendegradation und Dürrefolgen sei in Vorbereitung und werde die Entscheidungsfindung auf mehreren Ebenen beeinflussen.


Zehnjähriger Strategieplan

Wie N'Diaye weiter ausführte, haben die 194 Mitgliedsstaaten des UN-Wüstensekretariats 2007 einen auf zehn Jahre angelegten Strategieplan (2008-2018) und ein Rahmenwerk zur Umsetzung der Konvention gegen Wüstenbildung angenommen. "Die 'Strategie', wie wir sie nennen, zielt darauf ab, die Ökosysteme in Trockengebieten und das Wohlergehen der Nutzer dieser Systeme zu verbessern", erklärte er. Dadurch entstünden globale Vorteile und es würden Ressourcen mobilisiert, mit deren Hilfe die Ziele der Konvention erreicht werden könnten.

"Die Strategie hebt einmal mehr hervor, dass das UNCCD eine wichtige Brücke zwischen der nachhaltigen Entwicklung und der Verwaltung natürlicher Ressourcen ist", sagte N'Diaye. Spezifische Indikatoren würden benannt, um die Fortschritte vor Ort zu überwachen. "In vielen betroffenen Ländern wird inzwischen vollständig anerkannt, dass ohne eine klare Strategie zur nachhaltigen Verwaltung von Land die gesteckten Ziele nicht erreicht werden können. Die Aktionsprogramme gegen Wüstenbildung, Bodendegradation und Dürrefolgen werden daher in die nationalen Strategien eingebunden. Dies beweist, dass immer mehr Entscheidungsträger sich der Tatsache bewusst sind, dass die Potenziale des Bodens wichtig für die Entwicklung sind."


Forschung zur Wüstenbildung soll gefördert werden

Als größte Errungenschaft der zehnten Vertragsstaatenkonferenz des UNCCD im südkoreanischen Changwon im Oktober sieht N'Diaye, dass Fragen der institutionellen Koordinierung ein für allemal geklärt worden seien. Zudem verwies er auf die 'Initiative von Changwon', die auf Ministerebene diskutiert wurde. Ziel der Initiative ist, die wissenschaftliche Arbeit des UNCCD zu fördern, einen Rahmen für die Mobilisierung von Ressourcen abzustecken und Partnerschaftsabkommen zu erleichtern. Die Geschäftswelt solle in die Bemühungen mit eingebunden werden. Initiativen, die durch den 'Land for Life'-Preis einen substanziellen Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet haben, sollten stärker anerkannt werden.

Nach Ansicht des UN-Vertreters befindet sich das UNCCD an der Schnittstelle der Bekämpfung von Wüstenbildung, Bodendegradation und Dürren. "Wenn die nationalen Aktionsprogramme vollständig umgesetzt werden, kann vielen globalen Herausforderungen im Bereich des Umweltschutzes besser begegnet werden", sagte N'Diaye. Dies habe sich auch auf einem hochrangig besetzten Treffen der UN-Vollversammlung in New York im vergangenen September gezeigt.

"Führende Vertreter der Staatengemeinschaft haben anerkannt, dass ohne eine bessere Landverwaltung Armut, Nahrungssicherheit und die Folgen des Klimawandels globale Herausforderungen an die Menschheit bleiben werden", so N'Diaye. Ohne ein besseres Verständnis der Probleme ließen sich die Millenniumsentwicklungsziele der Vereinten Nationen zur Armutsbekämpfung nicht erreichen. "Wir sind der Ansicht, dass Bodendegradation, Wüstenbildung und Dürre Fragen sind, die mit der Sicherheit und dem Frieden für alle zu tun haben."


40 Prozent aller Ökosysteme durch Trockenheit beeinträchtigt

Seit dem Erdgipfel 1992 hat sich der Zusammenhang, in dem die Konventionen stehen, drastisch verändert. Fast alle Regionen der Welt - und nicht nur bestimmte Ökosysteme wie trockene und semi-aride Gebiete - sind mittlerweile von Bodendegradation und Dürrezyklen betroffen. "Die Maßnahmen müssen also auf globaler Ebene umgesetzt werden", betonte N'Diaye. "40 Prozent aller Ökosysteme auf der Welt und etwa zwei Milliarden Menschen sind vielfältigen Problemen ausgesetzt."

Seiner Ansicht nach besteht "die gute Nachricht darin, dass wir dank der Forschungsergebnisse jetzt über das nötige Wissen verfügen, um in allen Teilen der Erde die nachhaltige Landentwicklung vorantreiben zu können. Auf dem Rio-Gipfel, der nicht nur an den 20. Jahrestag des Erdgipfels erinnert, sondern auch an den Weltgipfel über nachhaltige Entwicklung 2002 in Johannesburg, werden wir die Entscheidungsträger auffordern, sich durch mutige Maßnahmen weiter zu der Bekämpfung von Bodendegradation und Wüstenbildung zu bekennen." (Ende/IPS/ck/2011)

* Der von 'Global Cooperation Council' und 'Globalom Media' erstellte IDN-InDepthNews ist Partner von IPS-Deutschland unter dem Dach von GlobalNewsHub.Net


Links:
http://www.uncsd2012.org/rio20/
http://www.unccd.int/
http://unfccc.int/2860.php
http://www.indepthnews.info/index.php/global-issues/623-un-calls-for- halting-land-degradation

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 27. Dezember 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Dezember 2011