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WIRTSCHAFT/043: Trinidad und Tobago - Staatlicher Ölkonzern will CO2-Fußabdruck verkleinern (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 9. Mai 2014

Trinidad und Tobago: Staatlicher Ölkonzern will CO2-Fußabdruck verkleinern

von Jewel Fraser


Bild: © Mit freundlicher Genehmigung von Petrotrin

Eine Petrotrin-Pumpstation in Trinidad
Bild: © Mit freundlicher Genehmigung von Petrotrin

Port of Spain, 9. Mai 2014 (IPS) - Trinidad und Tobago steht in dem zweifelhaften Ruf, einer der zehn weltgrößten Pro-Kopf-CO2-Emittenten zu sein. Mitverantwortlich dafür ist die petrochemische Industrie, der Motor der Wirtschaft des karibischen Inselstaates. Der staatliche Erdölkonzern 'Petrotrin' will nun seinen Kohlendioxid-Fußabdruck verkleinern.

Nach Angaben der Universität von Trinidad und Tobago ist der petrochemische Sektor für 60 Prozent der Emissionen des Landes verantwortlich. Den Anteil von Petrotrin an den Treibhausgasen, die auf den Zwillingsinseln freigesetzt werden, beziffert die Petrotrin-Geschäftsanalystin Mohammed-Rajkumar mit sechs Prozent.

Doch diesen Anteil will Petrotrin senken. Der Staatsbetrieb hat ein Aktivitätenprogramm (PoA) aufgelegt, das die Projekte etlicher petrochemischer Unternehmen in Trinidad und Tobago bündeln soll, sodass sie alle künftig nur noch ein CDM-Anerkennungsverfahren durchlaufen müssen.

CDM ist die Abkürzung für den UN-Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung, ein Produkt des Kioto-Protokolls, das den Handel mit sogenannten Klimakreditpunkten (CERs) ermöglicht, um Maßnahmen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen zu fördern. Projekte, die zur Anrechnung kommen sollen, müssen beim CDM registriert werden. Dann wird für jede eingesparte Tonne CO2 ein CER vergeben. Die Punkte können direkt an Unternehmen verkauft werden, damit diese ihre Klimabilanz aufbessern können und insbesondere den Industriestaaten dabei helfen, ihre verbindlichen Emissionsreduktionsquoten einzuhalten.

Das im August 2013 beim CDM registrierte PoA zielt auf einen ökonomischeren Umgang mit Erdgas ab, das als Nebenprodukt der In- und Offshore-Erdölförderung von Trinidad kontrolliert in die Atmosphäre abgegeben wird. Die international verbreitete Praxis dient dazu, Bränden oder Explosionen vorzubeugen, wenn eine sichere Lagerung der Gase nicht möglich ist.


Gasverschwendung verringern

"Das Nachhaltigkeitskriterium ist gegeben, da das Projekt wertvolle Ressourcen, die ansonsten verschwendet würden, auffangen und für den produktiven Endverbrauch zur wirtschaftlichen Entwicklung nutzen wird", meinte Mohammed-Rajkumar, ein Mitglied des CDM-Teams von Petrotrin. Auch werde es zur Schaffung neuer Arbeitsplätze beitragen.

Seit 2004 wurden beim CDM über 7.400 CO2-Reduktionsprojekte in Entwicklungsländern registriert, durch die mehr als 1,2 Milliarden Kreditpunkte zusammenkamen. Doch der internationale Handel mit den Credits hat in den letzten Jahren einen drastischen CER-Wertverfall hinnehmen müssen.

Das PoA von Trinidad und Tobago ist eines der wenigen CDM-registrierten Projekte in der englischsprachigen Karibik. Obwohl einige Länder ihr Interesse bekundet haben, CDM-Vorhaben zur Verringerung der Treibhausgasemissionen durchzuführen, wurden in der Region lediglich vier Projekte beim CDM registriert: zwei in Jamaika, eines auf den Bahamas und ein weiteres in Guyana. Von den insgesamt 18 gesamtkaribischen CDM-Projekten entfallen mit zwölf die meisten auf die Dominikanische Republik.

Während sich die jamaikanische Wigton-Windfarm als Erfolg herausgestellt hat, konnte das CDM-Projekt in Guyana seine CDM-Vorgaben nicht erreichen, wie Sharma Dwarka, der für die Fabriken der 'Guyana Sugar Corporation' (GuySuCo) zuständige Manager, berichtet.

Obwohl die Treibhausemissionen der Karibik gering sind, hatte sich die GuySuCo für ein CDM-Projekt beworben, um die eigenen CO2-Emissionen mit Hilfe eines Bagasse-Ko-Produktionsprojektes zu drosseln. Bei der Weiterverarbeitung von Zuckerrohr fällt Bagasse an, dass sich als Biomasse zur Stromgewinnung eignet. "Die Qualität der Energie, die aus Bagasse gewonnen wird, reicht für unsere Operationen aus", sagt Dwarka. "Die Überschüsse werden ins nationale Stromsystem eingespeist."

Von dem Projekt hatte man sich eine gewisse Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen bei gleichzeitiger Verringerung der CO2-Emissionen erhofft. Dem Firmenmanager zufolge hat sich die CDM-Registrierung bisher weder für die GuySuCo noch für Guyana finanziell ausgezahlt. Das hat vor allem damit zu tun, dass die CDM-Konzeptparameter für die Zuckerfabrik nicht eingehalten werden konnten. Laut Dwarka konnte die anvisierte Menge an weiterverarbeitetem Zuckerrohr nicht erzielt werden, weil es zu häufigen Produktionsunterbrechungen im Zuge von Strom- und Ernteausfällen aufgrund klimatischer Anomalien gekommen war.

Allerdings zeigt sich die GuySuCo auch weiterhin fest entschlossen, ihre CO2-Emissionen zu drosseln. Nachdem man die Ursachen der Probleme kenne, arbeite man an den Korrekturen, versichert Dwarka. "Sobald wir die Konzeptbarometer einhalten können, wird die Ko-Produktionsanlage weniger CO2 generieren, sodass wir uns am CO2-Markt beteiligen können."


Petrotrin-Projekt in der Umsetzungsphase

Mohammed-Rajkumar erklärte gegenüber IPS, dass sich das PoA von Petrotrin inzwischen in der Umsetzungsphase befindet. Die Ausschreibung sei bereits erfolgt und man warte auf Angebote, erklärte sie und fügte hinzu, dass sich das Vorhaben der Untersuchungs- und Konzeptphase nähere.

Erwartet wird, dass das Projekt im ersten Jahr ein Äqualent von etwa 90.000 Tonnen CO2 einsparen wird. Für die darauf folgenden neun Jahre rechnet man mit einem jährlichen Äquivalent von durchschnittlich 78.000 Tonnen CO2. Mohammed-Rajkumar zufolge wird sich das Unternehmen zunächst auf die Brunnen der Ölfelder in Fyzabad, Grand Ravine, Parrylands, Palo Seco und Barrackpore konzentrieren.

Der Firmenmitarbeiterin zufolge wirkt der Wertverfall der CERs auf dem europäischen Markt für den Staatsbetrieb keineswegs abschreckend. "Wir sind dabei, die Optionen auf anderen Märkten auszuloten, wo die Preise zwischen fünf und zehn US-Dollar pro CER liegen. Auch spricht nichts dagegen, den Anstieg der Preise abzuwarten", meint sie. "Wir werden auf jeden Fall an der Umsetzung des CDM-Projekts festhalten, weil wir dessen ökologischen und sozialen Nutzen zu schätzen wissen." (Ende/IPS/kb/2014)


Link:

http://www.ipsnews.net/2014/05/petrotrin-aims-shrink-carbon-footprint/

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IPS-Tagesdienst vom 9. Mai 2014
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Mai 2014