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WASSER/137: Forscher beraten über neue Lösungen für Wasserknappheit in Trockenregionen (UFZ)


Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Pressemitteilung, 24. Juni 2013

Wasserknappheit bedroht gesellschaftliche Entwicklung in Trockenregionen. Wissenschaftler treffen sich am 25. Juni in Berlin und entwickeln neue Lösungen

von Greta Jäckel/Tilo Arnhold



Berlin/Leipzig. Die jüngste Diskussion um die Privatisierung von Trinkwasser in Europa hat es gezeigt: Wasser ist eine knappe Ressource. Gleichzeitig aber versinken Teile Deutschlands in den Fluten. Die Auswirkungen weltweit steigender Bevölkerungszahlen, Klimaveränderungen und des demographischen Wandels auf die Ressource Wasser werden die Menschen im 21. Jahrhundert beschäftigen. Aus diesem Grund treffen sich nationale und internationale Experten zur "Water Research Horizon Conference", die in Berlin am 25./26. Juni 2013 stattfindet. Schwerpunkte in diesem Jahr werden die großen Herausforderungen in den Bereichen Globaler Wandel sowie Wasser und Wasserknappheit sein. Der regionale Fokus liegt auf einer der am stärksten vom globalen Wandel betroffenen Regionen: dem Mittelmeerraum.

Für mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung gehören Wasserknappheitsprobleme zu den größten Herausforderungen, die sie im 21. Jahrhundert bewältigen müssen. Die kontinuierliche Bevölkerungszunahme und die damit verbundene steigende Lebensmittelnachfrage, Verschmutzung der Wasserressourcen durch Haushalts- und Industrieabwässer sowie intensive Landwirtschaft und die Versalzung von Böden und Grundwasser durch falsche Bewässerungstechniken beeinträchtigen die Verfügbarkeit nutzbarer Süßwassersressourcen. Zudem werden bereits heute im Mittelmeerraum die erneuerbaren Wasserressourcen stark übernutzt. Alle Aktivitäten in den Sektoren Landwirtschaft, Wasserver- und -entsorgung, Tourismus und Energie gehen jedoch von einer ausreichenden Wasserverfügbarkeit aus. Allerdings ist angesichts der Langzeit-Prognosen zur Entwicklung der Wasserressourcen in dieser Region auf die Verfügbarkeit von Wasser und damit auf die Produktion von Nahrungsmitteln ohne zusätzliche Maßnahmen kein Verlass.

Es stellt sich die Frage: Wie geht es weiter? Welche wassereffizienten Technologien müssen entwickelt und welche ökonomischen Prozesse optimiert werden, um in den genannten Sektoren ökologisch nachhaltigere und sozio-ökonomisch verträglichere Lösungen erzielen zu können? Wie können die Mittelmeerländer, die heute mit den Folgen harter Sparmaßnahmen oder, wie in Nordafrika und dem Nahen Osten, mit dynamischen gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen umzugehen haben, mit einer zunehmenden Verknappung der Wasserressourcen umgehen?

Um innovative Lösungen für diese Art von komplexen Problemen zu entwickeln, ist die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern aus verschiedenen Disziplinen, Entscheidungsträgern und Praxisakteuren notwendig. Genau an dieser Stelle setzt der Grundgedanke der Water Research Horizon Conference an: National und international anerkannte Experten aus verschiedenen Disziplinen und Sektoren identifizieren neue Perspektiven und Forschungsansätze. Sie entwickeln neue Ideen und mögliche Vorgehensweisen zur Lösung der großen Probleme im Wasserbereich.

Während in Mitteleuropa zuverlässige und langjährige Datenreihen aus Niederschlags- und Abflussmessungen Wissenschaftlern ermöglichen, anhand von Computermodellen die Risiken potenziell eintretender Hochwasser oder Dürren vorauszusagen, fehlen in vielen trockenen Regionen rund um das Mittelmeer diese Datengrundlage und entsprechend angepasste Modelle.

In einem der "Open Space Workshops" werden deshalb neue Ideen entwickelt, wie verlässliche Daten erhoben und robuste Modelle konzipiert sein können, die auch unter extremen Bedingungen verlässliche Risikovorhersagen treffen können. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Berücksichtigung von Einzugsgebieten, in denen Flusswasser zeitweise gar nicht bzw. nur als temporär auftretendes Extremereignis (Sturzflut) vorkommt.

Ein weiterer "Open Space Workshop" wird sich, aufgrund der aktuellen Hochwasserereignisse in Mitteleuropa, mit Fragen zum Hochwasserrisikomanagement in Deutschland beschäftigen: Was haben wir aus dem Hochwasser von 2002 gelernt? Welche Maßnahmen wurden 2002 ergriffen und wie konnten diese 2013 umgesetzt werden? Welche interdisziplinären Lösungsansätze müssen für zukünftige Hochwasserereignisse in punkto Hochwasserrisikomanagement entwickelt werden? Greta Jäckel

Publikationen:
Krueger, Elisabeth Helen; Teutsch, Georg (2013)
International viewpoint and news. The Water Science Alliance initiative: Germany's researchers join expertise to face global water problems, ENVIRONMENTAL EARTH SCIENCES, 69 (2):729-735; DOI: 10.1007/s12665-013-2280-8; MAY 2013

Links:
www.water-research-horizon.org
www.watersciencealliance.de
www.waterscienceblog.org

Die Water Research Horizon Conference ist eine jährlich stattfindende Konferenz zu den großen Herausforderungen der Wasserforschungs-Community in Deutschland und darüber hinaus. Die Konferenz öffnet den Dialog zwischen den verschiedenen Disziplinen der Wasserwissenschaften und trägt bei zur Stärkung der Wasserforschungs-Community in Deutschland und seiner internationalen Vernetzung. Gemeinsam organisiert von der Senatskomission Wasserforschung der DFG (DFG-KOWA) und vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH - UFZ greift die Water Research Horizon Conference die aktuellsten Themen auf und schafft ein Forum zur Diskussion der "Grand Challenges" der Wasserforschung mit national und international hoch angesehenen Experten. Inhaltlicher Rahmen der Konferenzen sind die im "White Paper" der Water Science Alliance definierten prioritären Themenbereiche der Wasserforschung. http://www.water-research-horizon.ufz.de

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt. Sie befassen sich mit Wasserressourcen, biologischer Vielfalt, den Folgen des Klimawandels und Anpassungsmöglichkeiten, Umwelt- und Biotechnologien, Bioenergie, dem Verhalten von Chemikalien in der Umwelt, ihrer Wirkung auf die Gesundheit, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Ihr Leitmotiv: Unsere Forschung dient der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen und hilft, diese Lebensgrundlagen unter dem Einfluss des globalen Wandels langfristig zu sichern. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg mehr als 1.100 Mitarbeiter. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.
http://www.ufz.de/

Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie sowie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit fast 34.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 18 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,8 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).
http://www.helmholtz.de/

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Quelle:
UFZ-Pressemitteilung, 24.06.2013
Herausgeber:
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tilo Arnhold
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Telefon: (0341) 235-2278, Telefax: (0341) 235-2649
E-Mail: presse@ufz.de
Internet: www.ufz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Juni 2013